Für viele Menschen ist das eine sehr gute Nachricht zum Start in das Jahr 2022: Die „Unterkieferprotrusionsschiene", landläufig „Schlafschiene" genannt, ist seit dem 1. Januar dieses Jahres Kassenleistung. Das bedeutet: Die Krankenkassen erachten das Verfahren als erfolgreich genug, um in den Katalog der Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen zu werden. Davor steht eine intensive und oft langjährige Prüfung, denn immerhin ist es das eingezahlte Geld aller Kassenmitglieder, das in die Behandlung investiert wird, und dann muss diese Ausgabe auch gerechtfertigt und belegt sein. Nach vielen Jahren der Diskussion, Studien und des Verhandelns hat die „Schlafschiene" nun die Prüfung bestanden und steht den Patienten als Kassenleistung zur Verfügung. Genutzt wird diese Schiene beispielsweise bei nächtlichen Atmungsstörungen, insbesondere bei Atmungs-Aussetzern (obstruktive Schlafapnoe), um die beiden Kiefer so zu positionieren, dass – beispielsweise – in der Entspannungsphase des Schlafes die Zunge nicht in den Mund rollt und störend den Atemfluss blockiert. Unbehandelt kann eine Schlafapnoe zu Tagesschläfrigkeit, Konzentrationsschwäche und zu Unfällen am Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr führen. Zudem kann sich durch die anhaltende Schlafstörung Bluthochdruck entwickeln, der zu einem Infarkt von Herz oder Hirn führen kann. Bei der Behandlung der Schlafapnoe arbeiten Ärzte und Zahnärzte zusammen – mit der „Schlafschiene" steht nun ein weiterer Weg zur Verfügung, die Situation für die betroffenen Patienten auch durch Kostenübernahme zu verbessern.
Wie eine Auswertung einer Vielzahl weltweit erstellter Studien zum Thema Zahnverschleiß und sozialer Hintergrund gezeigt hat, ist der Bildungsstatus der Eltern allein kein Garant für die Zahngesundheit ihrer Kinder. Die Frage, inwiefern die soziale Situation einer Familie in Zusammenhang steht mit der Mundgesundheit der Kinder, hat eine Gemeinschaftsarbeit unter Leitung eines Forschungsinstitutes in Singapur kürzlich bearbeitet und im Ergebnis insofern beantwortet, als das tatsächliche Ernährungsverhalten der Kinder ausschlaggebend für den Gesundheitszustand der Zähne ist. Es zeigte sich, dass – je nach Welt-Region – Kinder aus wohlhabenderen Familien möglicherweise sogar gefährdeter sind als Kinder aus vergleichbar ärmeren Verhältnissen. In manchen Gegenden der Welt haben nur Kinder aus reicherem Hause Zugang zu einer Vielzahl an stark gesüßten Lebensmittelprodukten, beispielsweise Energy-Drinks, Fertigsäfte und allerlei Brausegetränke. In solchen Gegenden hatten oft Eltern mit gehobenem Sozialstatus zwar ein geringeres Zahnverschleiß-Risiko als Eltern mit geringerem Sozialniveau – auch, weil sie besseren Zugang zu Zahnarztpraxen mit entsprechenden Präventions- und Behandlungsangeboten haben. Allerdings: Das erlebte man nicht bei den Kindern der Bessergestellten, die aufgrund der ungesunden Ernährung unerwartet deutlichen Zahnverschleiß aufwiesen. In vielen der untersuchten Studien war die zahngesundheitliche Situation der Kinder aus Familien mit höherem kaum besser als die von Kindern aus niedrigerem Status, deren Zahnschäden ebenfalls vor allem auf ungesunde Ernährung und nicht ausreichende Mundhygiene zurückzuführen waren sowie auf herausfordernde Faktoren wie Stress, seelische Belastungen und nicht Erreichbarkeit kontinuierlicher zahnärztlicher Betreuung.
Rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland gelten als an Demenz erkrankt, einem neurologischen Krankheitsbild mit verschiedenen Ausprägungen. Wie ein kürzlich veröffentlichter Artikel in einer zahnmedizinischen Fachzeitschrift zeigt, führen die mentalen Einschränkungen auch zu verschiedenen Risiken für Zähne und Gewebe: Beispielsweise können an Demenz Erkrankte nur noch schwer riechen und schmecken, bevorzugen also besonders stark gesüßte und gesalzene Lebensmittel. Ohne eine sehr sorgfältige und kontinuierliche Mundpflege, die viele dieser Patienten selbst nicht mehr leisten können, gehen viele Zähne an Karies verloren. Zahnverlust bis hin zu kompletter Zahnlosigkeit tritt bei solchen Betroffenen häufiger auf als bei gleichaltrigen Nicht-Erkrankten. Aufgrund nicht selten unzureichender Mundhygiene haben demente Menschen häufiger als gesunde eine Zahnbettentzündung (Parodontitis), die durch die über die Blutbahn gestreuten Parodontitis-Bakterien außerdem möglicherweise sogar eine schneller voranschreitende Demenz erleiden: Der Abbau des geistigen Leistungsvermögens war der Studie zufolge bei Vorhandensein einer Parodontitis um das sechsfach beschleunigt. In Fortbildungen werden Zahnärzte und ihre Teams entsprechend geschult, demente Patientinnen und Patienten ihrem gesundheitlichen Zustand entsprechend zu behandeln.
Es ist nicht immer eine Frage von Erziehung oder familiärer Kochtradition, wenn manche Menschen das eine oder andere Lebensmittel nicht mögen. Es kann auch am eigenen Mikrobiom liegen, wie australische Forscher jetzt zum Thema Abneigung gegen Kohlgemüse herausgefunden haben. Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen können Enzyme, wie sie bestimmte Kohl-Arten enthalten, in Verbindung mit Speichel (genauer: den enthaltenen Bakterien) zu unangenehmen Gerüchen führen. Die Wissenschaftler entdeckten bei Familien, in denen weitgehend alle zusammenlebenden Mitglieder die gleiche Kohl-Abneigung hatten, ein gemeinsames Mikrobiom, also eine „Bakteriengroßfamilie" in bei allen vergleichbarer Zusammensetzung. In Familien mit solcherart spezifischem Mikrobiom erlebten die Eltern und Kinder manche Kohlsorten als „nach Fäulnis schmeckend". Was aber auch bei der Studie entdeckt wurde: Offenbar kann man sich im Laufe seines Lebens an manchen Kohlgeschmack doch noch gewöhnen – ob es daran liegt, dass das Mikrobiom sich verändert, ist noch offen.
Ein Thema, das nicht nur viele Patienten interessiert, sondern auch die zahnmedizinische Wissenschaft, Praxis und auch die Zahntechnik: Wie gut sind mittlerweile die Dentalimplantate aus Keramik – nähern sich ihre Erfolge immer mehr denjenigen der Implantate aus dem Klassiker-Werkstoff Titan an? Wie der zurückliegende Kongress der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie/DGI zeigte, sind die „weißen Implantate" hier auf einem guten Weg. Prof. Dr. Stefan Wolfart (Universität Aachen) sagte sogar, die mittlerweile vorliegenden Ergebnisse zeigten, dass Keramikimplantate inzwischen auch routinemäßig zur Anwendung kommen können. Dabei ist aber zu beachten, dass es verschiedene Keramikarten gibt, die in der Zahnmedizin genutzt werden, und sich die von Professor Wolfart genannten guten Ergebnisse auf Dentalimplantate aus dem Werkstoff Zirkonoxid beziehen. Was die Abutments betrifft, also die Verbindungsteile zwischen Zahnimplantat und Zahnkrone, erweisen sich solche aus Zirkonoxid auch im Seitenzahnbereich als belastbar, was ihr Einsatzspektrum deutlich erweitert. Bislang war man hier aufgrund des hohen Kaudrucks eher zurückhaltend. Auch bei den Zahnkronen aus speziellen Keramiken gibt es bereits gute Erfolge. Noch weiter untersucht werden größere einteilige Brücken-Lösungen, hier ist die Datenlage noch zu schwach, so der Wissenschaftler.
Viele Menschen verbinden Herzinfarkt insbesondere mit Schmerzen im linken Arm – das ist nicht falsch, jedenfalls nicht in jedem Falle falsch, aber auf jeden Fall zu kurz gedacht. Die Symptome können sehr vielfältig sein und – das bringt diese Vielfalt mit sich – auch auf andere Krankheiten oder Gesundheitsstörungen hinweisen. Kalter Schweiß auf der Oberlippe, Übelkeit, Schmerzen im Brustbereich und viele andere Entwicklungen: Ein Herzinfarkt kann zu vielen Störungen führen, die man gemeinhin nicht mit einer solch lebensbedrohlichen Entwicklung in Verbindung bringt. Nun ist zu dieser Liste ein weiterer Punkt hinzugekommen: der Kiefer. Wie die American Heart Association in einer neuen Leitlinie jetzt festgehalten hat, kann auch der Kiefer zu den Bereichen gehören, in die die Schmerzen aus der Herzregion ausstrahlen. Bislang bereits hatte man beispielsweise auf Nacken, Arme und Schultern verwiesen. Nun ist auch die Mundregion verstärkt in den Blick geraten. Wie eine Studie zeigt, sind diese Signale in nur 5 % aller Fälle auch tatsächlich Begleiterscheinungen eines Herzinfarktes – in den anderen Fällen waren andere Gründe für die Schmerzen verantwortlich. Worauf dennoch zu achten ist: Insbesondere bei Frauen sind solche eher „unspezifischen Schmerzen" weit öfter tatsächlich mit einem Herzinfarkt verbunden als bei Männern. Insofern sind Symptome wie die genannten – neben den klassischen – immer sicherheitshalber klinisch abzuklären.
Starkes Übergewicht wie Adipositas/Fettleibigkeit hat weit mehr Auswirkungen im Körper als viele Menschen sich das vorstellen. Unbekannt ist oft, dass das ungesunde Plus an Körperfett auch zu chronischen Entzündungen führen kann, und: dass solche Entzündungen beispielsweise sogar Knochen schädigen und zerstören können. Zahnärzte erleben dies in entsprechenden Fällen bei Zahnbettentzündungen (Parodontitis): Die Tasche im Kieferknochen, in der der Zahn sitzt und in der er festgehalten wird von entsprechenden Fasern, verliert aufgrund der Entzündung an Stabilität und der Zahn selbst zunehmend an Halt, bis er schließlich ganz herausfällt. Das ist ein bei allen Parodontitis-Patienten weitgehend vergleichbar ablaufender Prozess. Bei adipösen Patienten dagegen kommt erschwerend hinzu, dass die Neigung zu Entzündungsprozessen chronisch ist und sich insofern leichter als bei Nicht-Betroffenen eine massive Parodontitis entwickeln kann. Wie Studien der Universität Buffalo zeigen, ist das Zusammenspiel aus Fett und Entzündungsfaktoren sogar noch deutlich komplexer und findet sich sogar bei Ernährungsstudien: In einer Vergleichsuntersuchung zeigten Mäuse mit einer fettreichen Diät im Vergleich zu anderen Mäusen mit fettarmer Kost deutlich mehr Entzündungen und Knochenschädigungen. Die knochenbildenden Zellen waren gehemmt, die knochenzerstörenden nicht. Die Erkenntnisse um die Auswirkungen von Fettzellen auf den Stoffwechsel nicht zuletzt der Knochen, aber auch anderer Gewebe bringt letztlich auch die zahnmedizinische Wissenschaft weiter, die auf vielen Ebenen nach Wegen zur Prävention von Parodontitis forscht.
Bei manchen Menschen kommt Reflux hin und wieder mal vor: Dann fließt Magensäure den Verdauungsweg nach oben und hinterlässt ein scharf brennendes Gefühl. Bei anderen Menschen ist das Säure-Problem dagegen eher ein häufiger Regelfall. Dann hat das auch kritische Folgen für Rachen, Mund und Zähne, wie die österreichische Mikrobiologin DDr. Christa Eder in einem Fachbeitrag in einer zahnärztlichen Zeitung darstellte. Gereizt werden in solchen Fällen oft auch die Stimmbänder, die Rachenschleimhaut, es kann zu Husten- und Schluckproblemen kommen. Meist gelangt die scharfe Magensäure auch in den Mund und greift hier sowohl die Zähne als auch die Mundschleimhaut an. Einer Untersuchung zufolge erleidet rund jeder 3. Reflux-Patient messbare Verluste an Zahnschmelz, Zahnzement und Dentin. Diese Bereiche verlieren dabei ihren Schutz vor Karies, zumal sie auch nicht auf die Regenerationsfähigkeit des Speichels bauen können, der ansonsten leichte Schmelzschäden wieder auszugleichen vermag: Der Speichel selbst ist aufgrund des durch den Reflux veränderten pH-Wertes zu Reparaturleistungen nicht mehr imstande. Auch seine Funktion als Schutzfilm über Zähnen, Zunge und Mundschleimhaut ist gestört. Meist sind Reflux und seine Folgen im Mund nicht von einer ärztlichen Disziplin allein zu stoppen: Hausarzt/Internist und Zahnarzt sollten am besten zusammenarbeiten, so die Wissenschaftlerin, um die sich gegenseitig weiter befördernde Entwicklung zu stoppen. Was sich schon gezeigt hat, und auch hier spielt die Zusammenarbeit eine förderliche Rolle: Medikamente gegen Reflux können auch die Intensität einer Parodontitis reduzieren.