Üblicherweise ist das Vorgehen einfach: Wenn chirurgisch ein Stück Haut transplantiert werden muss, um eine operierte Stelle in Mund auszugleichen, nutzen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen gern die zarte Haut am Unterarm als Entnahmestelle. Wie die Fachgesellschaft der Chirurgen kürzlich mitteilte, ist das bei Patienten mit einem Tattoo nicht ganz unproblematisch: Diese müssen damit rechnen, dass man bei ihnen später tätowiertes Zahnfleisch sieht. In einem Fachartikel zeigten sie Versuche, für einen Patienten ein notwendig großes Stück Unterarm-Hautgewebe zu entnehmen, ohne dabei viel vom Tattoo zu erwischen: Leider sei dies nicht möglich gewesen, hieß es. Mit Einverständnis des Patienten habe man sich aus gesundheitlichen Gründen für einen Hautlappen entschieden, bei dem noch Reste einer tätowierten Alkohol-Werbung erkennbar waren – die nun bei Mundöffnung sichtbar sind. Während das Transplantat im Mund sehr gut einheilte, war der Heilungsprozess im tätowierten Gebiet am Unterarm gestört. Warum dies der Fall war, muss weiter untersucht werden. Die Empfehlung darf aber gezogen werden, bei der Auswahl von Stellen für ein gewünschtes Tattoo sehr nachdenklich vorzugehen – man könnte demnächst mit einem nicht gewünschten Schriftzug lachen müssen...
Aufgrund vielfältiger negativer Einflüsse von Munderkrankungen auf die Entwicklung des werdenden Kindes und die Allgemeingesundheit der schwangeren Mutter empfahl die Bundeszahnärztekammer vor wenigen Wochen, so ein Fachjournal, eine Mundgesundheitsberatung bereits für Eltern mit Kinderwunsch: So könnten beispielsweise behandlungsbedürftige Schäden an den Zähnen oder kritische Entwicklungen im Bereich Zahnfleisch und Zahnbett rechtzeitig erkannt und behoben werden, ohne dass die möglicherweise invasiven Behandlungsschritte den Organismus in der erwarteten Schwangerschaft belasten. Ist die Mundgesundheit stabil, seien aber auch im vierten und im achten Monat Kontrolluntersuchungen im Rahmen der Schwangerschaftsprophylaxe möglich und in der Regel ausreichend. Die Beratung in der Zahnartpraxis gehe über die Mundgesundheits-Betreuung der Schwangeren hinaus und bereite auch auf die ersten Schritte zur zahngesundheitlichen Entwicklung des neugeborenen Kindes vor. Informiert werde dabei auch über eine oft noch unbekannte wichtige Rolle des Stillens: Das Saugen sei wichtig für eine gesunde Entwicklung des Mundes (Zunge, Lippen, Kiefer) – aber auch des ganzen Kopfes, sogar des Halses durch natürliche Beanspruchung der Muskulatur. Stillen sei insofern auch muskulär ein wichtiger Faktor für ein gesundes Wachstum.
Wie eine aktuelle finnische Studie zeigt, spielen die speziellen Milchzucker-Anteile in der Muttermilch keine zahnschädigende Rolle, wie oft befürchtet wurde, sondern es könnte sogar das Gegenteil zutreffen: Den Studienergebnissen zufolge war es den klassischen Karies-verursachenden Bakterien sogar fast unmöglich, auf diesem speziellen Milchzucker zu wachsen. Getestet wurde das Bakterienwachstum im Vergleich mit anderen Zuckerarten, darunter „normale" Lactose (Milchzucker) und Glucose (Traubenzucker z.B.) und auch Xylit, einen Zuckerersatzstoff. Nur Xylit konnte die Bakterienkultur noch etwas ausbremsen. Die Forscher sehen es daher als sinnvoll und gerechtfertigt an, wenn solcherart Muttermilch"zucker" Produkten aus dem Bereich der Muttermilch-Ersatz-Nahrungsmittel beigefügt werden. Schädliche Effekte dieses spezifischen Milchzuckers konnten die Wissenschaftlicher nicht entdecken.
Wo keine Bakterien vorhanden sind, kann es auch keine Abwehr-Reaktionen geben und keine ausufernden Entzündungen als Faktor der körperlichen Infektionsabwehr. Diese weitgehend grundsätzliche Erkenntnis ist auch ein spannendes Thema in der Zahnmedizin. Wenn sich auf den Zähnen keine Bakterien festkleben, vermehren und zu Kolonien zusammenschließen können, würde es zu keiner Karies kommen. Zwar wären Zahnschäden durch Säuren (Erosionen) und Fehlbelastung (Knirschen, Pressen) nicht ausgeschlossen, aber die Schmelzbelastung durch bakteriell belastete Zahnbeläge wäre vom Tisch. Noch belastender sind Infektionen, die in Wunden im Weichgewebe entstehen – beispielsweise durch Wundeinlagen oder Naht-Material, wie ein aktueller Bericht in einer großen zahnärztlichen Zeitschrift zeigt. Ein interdisziplinäres Forscherteam an der Universität Bayreuth hat den Blick auf Spinnenseide geworfen, die sich als bakterienfrei erwiesen hat. Was macht diesen Effekt aus, war die Kernfrage. Gezeigt hat sich: Es sind die mikroskopisch winzigen Strukturen, die ein Anheften verhindern. Diese Erkenntnis hat die Bayreuther Wissenschaftler-Gruppe bei der Produktentwicklung genutzt: Die neuen Materialien machen nicht nur den Mikroben das Anheften scher, sondern auch den gewünschten menschlichen Zellen leicht. Das könnte nicht zuletzt für die Implantatbehandlung in Zukunft spannend werden.
Zahnpasta dürfte sich weitgehend in jedem Haushalt in Deutschland befinden – und steht auf langen Regalen weitgehend in jedem Super- oder Drogerie-Markt. Dass das Angebot so breit ist, hat auch etwas mit den unterschiedlichen Inhaltsstoffen zu tun, die sehr verschiedene Erwartungen ansprechen: Von mehr Schutz bei sensiblen Zähnen über weißere Zähne bis hin zu biologisch-ökologischem Inhalt reicht die Bandbreite. Die Informationsstelle für Kariesprophylaxe hat kürzlich eine Übersicht veröffentlicht, welche Inhaltsstoffe Sinn machen und wo man nachdenklich werden sollte. Ein wichtiges Kriterium aus zahnmedizinischer Sicht: Fluorid muss enthalten sein. Da dies bei manchen Produkten fehlt, fallen sie durch das Raster der Empfehlung. Auch Produkte, die mit einer dem Fluorid vergleichbaren Wirkung werben, kommen nicht durch: Während es für die karieshemmende Wirkung von Fluorid eine schier endlose Anzahl an Studien-Belegen gibt, können die „Alternativen" wenig Wirksamkeits-Nachweis dagegensetzen. Kritisch betrachten sollte man auch Zahnweißer-Zahnpasten – nicht jede ist zahnschmelzfreundlich: Manche schmirgelt auch zuviel von der Oberfläche ab. Ein guter Wegweiser zum Auffinden der individuell richtigen Zahnpasta ist die Zahnarztpraxis, die ihren Patienten und seine spezifischen Zahnprobleme kennt: Eine entsprechende Beratung hilft durch den Angebots-Dschungel.
Vermutlich wird es jetzt gegen Jahresende nicht mehr so einfach, einen Kontrolltermin in seiner Zahnarztpraxis zu bekommen: Trotzdem sollten das alle Patienten, die das Angebot in diesem Jahr noch nicht wahrgenommen haben, noch versuchen. Ein solcher Termin sichert nicht nur die Patienten selbst ab, dass ihre Mundgesundheit auf einem guten Weg ist, sondern dient darüber hinaus auch als eine „Vorbeugemaßnahme" für Kosten einer eventuell notwendigen Zahnersatz-Behandlung. Darauf wies kürzlich der Verband medizinischer Fachberufe hin. Der Stempel im „Bonusheft" sei ein Nachweis für die Krankenkasse, dass einem ein erhöhter Festzuschuss zusteht, wenn eine Brücke oder Krone notwendig werden sollte. Für diesen erhöhten Zuschuss (über die genauen individuellen Konditionen informiert die eigene Krankenkasse) sollte das „Bonus-Heft" lückenlos geführt sein.
Die zahnmedizinische Prophylaxe sei ein wichtiger Baustein für die gute allgemeinmedizinische und zahngesundheitliche Situation der werdenden Mütter, sagte kürzlich Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Ernährungsberatung, häusliche Mundpflege und eine auf Vorbeugung ausgerichtete Betreuung unterstütze die Schwangeren dabei, für das Kind und auch selbst in dieser wichtigen Zeit gesund zu bleiben. In einer von allerlei Aufregungen und Unsicherheiten geprägten Lebensphase könne die Mundgesundheit schon mal aus dem Blickfeld geraten. Gerade in der Schwangerschaft sei aber, aufgrund hormoneller Auswirkungen auch im Mund, eine gute Mundhygiene und Mundgesundheit besonders wichtig. Infektionen wie eine Parodontitis gelte es zu vermeiden, da die Keime über die Blutbahn auch andere Regionen des Körpers erreichten. Wer bisher noch nicht so gut mit Zahnseide oder anderen Utensilien für die Zahnzwischenraum-Pflege umgehen konnte, sollte das jetzt lernen und zur täglichen Routine machen. Sinnvoll sei auch die Professionelle Zahnreinigung – je nach Situation möglicherweise auch öfter als einmal. Zusammen mit regelmäßigen Kontollterminen können so sich anbahnende Zahnbett-Entzündungen frühzeitig erkannt und zurückgedrängt werden.
Fruchtsäfte sind vor allem lecker – dass sie aber auch problematische Aspekte haben, spricht sich langsam herum. Unter anderem erinnern Ärzte, die sich mit Übergewicht befassen, an die kritische Rolle von Fruchtzucker: Zuviel Fruchtzucker kann über verschiedene Stoffwechselwege zu höherem Gewicht führen. Diese Zuckerart, auch Fructose genannt, ist natürlich in Obst zu finden, entsprechend in Obstsäften – wird aber auch anderen Nahrungsmitteln gern als Geschmacksverstärker zugesetzt. In der Zahnmedizin gilt Obstsäften schon seit Jahrzehnten ein sehr kritischer Blick, insbesondere als Getränk in Nuckelfläschchen: Auf das Konto der angeblich gesunden Säfte geht ein nicht geringer Anteil verfaulter zerstörter Kleinkinderzähne. Und auch bei Größeren wirken sich Säure und Fructose auf die Zahngesundheit aus, wenn man gern und viel Fruchtsaft trinkt und nicht wirklich sorgfältig den Zahnschmelzschäden vorbeugt. Da stellt sich die Frage, wie man die leckeren Fruchtsäfte vielleicht Zahn-verträglicher machen kann. Ob das beispielsweise durch Verdünnen mit Wasser gelingt, haben jetzt Wissenschaftler der Universität Zürich untersucht. Die Tests ergaben beispielsweise, dass handelsüblicher Apfelsaft sogar dreimal zahnschmelz-schädlicher ist als Orangensaft. Aber Apfelsaft ist auch am besten durch Verdünnen „zahnfreundlicher" zu machen: Die Belastungen für den Zahnschmelz gingen deutlich zurück – wenn auch nicht komplett. Es zeigte sich, dass Verdünnen nicht bei jedem Saft so viel bringt, bei Orangensaft beispielsweise eher wenig. Die Zusammenhänge zwischen Gesundheitsbelastung und Verdünnen sind komplexer als erwartet.