Zunächst einmal ist Knirschen und Pressen eine der normalen Reaktionen des Körpers, um Anspannung abzubauen. Manchen Menschen schlägt der Stress auf den Magen, anderen auf den Rücken – und nicht wenigen auf die Kiefer. Leidtragende in solchen Fällen sind dann oft die Zähne, die bei angespanntem Kiefer aufeinander gepresst werden oder durch Knirschbewegungen ihre Substanz abreiben. Wenn sich solche Stress-Zustände häufen, ist allerdings Vorsicht angebracht, wie Prof. Dr. Ingrid Peroz von der Berliner Charité kürzlich in einem Fachbeitrag berichtete: Überbelastung durch Pressen oder Knirschen kann den Zahn so unter Druck setzen, dass er Absplitterungen erfährt. Zahnfleisch und Kieferknochen können so belastet sein, dass sie zurückweichen. Das Kiefergelenk kann so verspannt sein, dass es zu Kopfschmerzen und Mundöffnungsproblemen führt. Bei Implantaträgern können solche Fehlbelastungen noch folgenreicher sein: Während der natürliche Zahn über Rezeptoren die Überlastung ans Gehirn weitermeldet, ist diese „Meldekette" bei Trägern von implantatgestütztem Zahnersatz nicht mehr aktiv, man merkt die Gefahr meist gar nicht. Bei Dauerbelastung kann sich das Implantat lockern. Es sei daher wichtig, so früh wie möglich zur zahnärztlichen Untersuchung zu gehen, um Lösungsmöglichkeiten zu finden. Dabei kann, wie es in dem Beitrag heißt, auch Physiotherapie ergänzend sinnvoll sein.
Jedes Jahr am 25. September findet der Tag der Zahngesundheit statt. In diesem Jahr hat er als Schwerpunkt den Aspekt „Ernährung", wie der entsprechende Aktionskreis mitteilt. Ein zahngesunder Speiseplan könne Zähne und Mund vor Erkrankungen schützen. Dazu gehöre, Zucker deutlich zu reduzieren. Aber auch Saures habe das Potential für Zahnschäden, es greife den Zahnschmelz an. Ein guter Durstlöscher sei Wasser. Wenn es denn mal zucker- oder säurehaltige Getränke sein sollen, solle man zu Light-Varianten greifen, auch wenn diese ebenfalls säurehaltig seien: Auch in diesem Fall sei es sinnvoll, den Mund danach mit einem Schluck Wasser auszuspülen. Wer Süßes mag, aber auf Zucker verzichten möchte, habe mittlerweile viel Auswahl unter zahnfreundlichen Produkten, die in der Regel an dem Siegel „Zahnmännchen" erkennbar seien. Wichtig seien Ernährungspausen, vor allem: Zuckerpausen. Sonst würden die Kariesbakterien quasi ständig „gefüttert". Worauf man achten muss: Auch Wurst, Ketchup und saure Gurken enthalten oft viel Zucker – und klebriges Gebäck haftet an Zähnen und in den Zahnzwischenräumen und bietet damit eine Dauernahrungsquelle für die Kariesbaktieren.
Der Volksmund hat ein schönes Bild für eine Situation, die nicht wenige Patienten auch von sich selbst kennen: Man solle das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Was so viel bedeutet wie: Man kann es auch übertreiben mit seiner Aktivität. Auf die Zahnmedizin angewandt, richtet sich der Blick hier auf die Hygiene und „Desinfektion" des Mundes. Aus Sorge vor einem Übermaß an krankheitsverursachenden Bakterien nutzen manche Patienten nicht nur einfache Mundwässer, sondern antiseptische Produkte mit dem Wirkstoff Chlorhexidin (CHX). Wie eine aktuelle Studie britischer Forscher zeigt, kann das zwar sinnvoll sein, wenn man eine diagnostizierte übermäßige Keimbelastung mit schädlichen Bakterien hat. Genau das Gegenteil erreicht man allerdings, wenn man vorbeugend solche Präparate nutzt: Der an sich auf große Vielfalt angelegte Biofilm, dessen „Bewohner" sich gegenseitig in Grenzen halten, reduziert sich durch die antibakterielle Wirkung dieser Produkte und gerät so leichter aus dem Gleichgewicht – mit dem Effekt, dass mögliche Schädigungen der Mundgesundheit durch ein Übergewicht an schädlichen Keimen nicht ausgeschlossen werden können.
Bei der schon fast unübersichtlichen Auswahl an Handzahnbürsten in den Regalen von Drogerie- und Supermärkten stellen sich viele Patienten die Frage, nach welchen Kriterien sie eigentlich die für sie richtige wählen sollen. Antworten hat der Mundgesundheits-Informationsdienst proDente eingeholt bei Prof. Dr. Stefan Zimmer von der Universität Witten/Herdecke und kürzlich veröffentlicht. Demnach putzen größere Zahnbürstenköpfe die gleiche Zahnregion zwar schneller als kleine Köpfe – diese erreichen aber jeden einzelnen Zahn besser und reinigen daher oft intensiver. Gut seien Zahnbürsten mit einem etwas höheren äußeren Borsten-Rand, da die Zähne selbst keine ebenen Flächen bieten und die verschiedenen Borstenhöhen hier mehr Zahnfläche erwischen als Bürsten mit ebenmäßigen Borsten. Der erhöhte Rand erreicht auch eher den Zahnsaum am Zahnfleisch und reicht zudem wenigstens ein bisschen in den Zahnzwischenraum hinein. Wer keine Probleme mit empfindlichem Zahnfleisch habe, könne zu harten Borsten greifen: Für die Schäden am Zahnschmelz seien in der Regel nicht die Zahnbürsten, sondern die Schmirgelstoffe aus der Zahnpasta verantwortlich. Weil weiche Borsten sich umbiegen und die Schmirgelstoffe mehr über die Zahnfläche verbreiten, arbeiteten die harten Borsten nur mit ihrer Spitze und seien daher auch bei freiliegenden Zahnhälsen die bessere Wahl – zusammen mit einer sanft reinigenden Zahnpasta. Wer sich unsicher sei, sei mit einer Zahnbürste mit Bostengrad „mittel" gut bedient: Hier werde ausreichend Putzleistung mit ausreichend Schonung verbunden.
Den meisten Menschen, die über freiliegende Zahnhälse klagen, sind vor allem zwei Folgen bewusst: Die Zähne sind deutlich schmerzempfindlich – und sie sehen nicht mehr so schön aus wie „früher". Grund ist: Das Weichgewebe, das den Zahnhals bisher bedeckt hat, ist zurückgewichen. Dafür gibt es viele verschiedene mögliche Ursachen, wie ein kürzlich veröffentlichter Fachartikel verdeutlicht: Knirschen und Zahnpressen beispielsweise kann zum Rückzug des gestressten Gewebes führen ebenso wie zu heftiges Schrubben mit der Zahnbürste. Eine Zahnbettentzündung kann das Gewebe zerstören. Und es kann sein, dass sich der Kieferknochen, der Zahn und Weichgewebe stützt, zurückentwickelt hat, weil er durch Fehlbelastung „gestört" wurde in seiner natürlichen Regeneration. Hinzu kommen weitere Belastungen des Gewebes wie beispielsweise durch Piercing oder Lippen-/Wangen-Bändchen. Die Liste der möglichen Ursachen für freiliegende Zahnhälse ist also sehr umfangreich, insofern ist es nicht verwunderlich, dass auch die Suche nach dem Grund anspruchsvoll ist – es gilt, eine der Ursachen angemessene Behandlung zu finden und die schädigenden Zustände möglichst zu beseitigen. Ob sich freiliegende Zahnhälse optisch „verstecken" lassen unter einer Weichgewebe-Auflagerung, muss im Einzelfall abgewogen werden. Wichtiger ist, dass sich ein Voranschreiten des unerwünschten Prozesses und auch die Schmerzbelastung stoppen lassen.
Der Volksmund kennt viele Faktoren, die für Knirschen und Zähne pressen (Bruxismus) verantwortlich sind: „Beiß die Zähne zusammen" heißt es beispielsweise bei Überforderung und „auf einem Problem herumkauen" bei – nicht zuletzt seelischen – Belastungen. Dabei ist das Spektrum der Auslöser deutlich größer, wie ein aktueller Beitrag in einer zahnärztlichen Zeitschrift zeigt. Mitverantwortlich können angeborene Faktoren sein, Allgemeinerkrankungen, Schlafstörungen, Medikamente, aber auch Alkohol und andere Suchtstoffe. Eine vergleichsweise unerhebliche Rolle spielen sogenannte okklusale Faktoren, wenn also die Kiefer leicht verschoben gegenüber stehen und sich keine harmonische Mundentspannung erreichen lässt. Die Wissenschaft sagt heute, dass die Zähne die Gegenstände sind, an denen der Bruxismus sich gewissermaßen auslebt, aber nicht dessen Ursache. Die Folgen solcher falschen „Zahn-Arbeit" sind vielfältig: Nicht nur führen sie zu Schäden am Zahn selbst und machen ihn oft überempfindlich, sondern sie belasten auch die Aktivität der Mund-Muskulatur und die Kiefergelenke. Bruxende Menschen neigen zudem zu Schlafstörungen, Kopf- und Nackenschmerzen. Welche zahnmedizinische Behandlung und mögliche Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen notwendig ist, ergibt sich aus der genauen Diagnostik.
Wie schwierig die Behandlung von Viruserkrankungen ist, hat die Bevölkerung aktuell bei der Bekämpfung des Sars-CoV-2-Virus erlebt. Das ist aber nicht das einzige, mit dem der Organismus zu kämpfen hat. Wie ein aktueller Beitrag in einer zahnärztlichen Fachzeitschrift darstellt, nehmen beispielsweise Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich, zumal im Rachen, zu – mitbeteiligt sind hier die sogenannten humanen Papillomviren (HPV). Man kennt sie aus anderen Körperregionen: Sie werden üblicherweise in Verbindung gebracht mit Gebärmutterhalskrebs und Krebs in der Anal-Region. Was diese Bereiche mit dem Mund-Rachen-Raum verbindet: Es handelt sich um Schleimhautregionen. HPV ist sexuell übertragbar. Entsprechend verursachte Karzinome im Rachenbereich nehmen weltweit immer mehr zu, während ähnliche Karzinome im Kopf-Hals-Bereich, die auf zuviel Alkohol, Rauchen oder Stress zurückzuführend sind, eher eine sinkende Rate zeigen. Klar bestätigt hat die aktuelle Studie den Zusammenhang von HPV und Rachenkrebs. Erfreulich ist, dass die Behandlungsmöglichkeiten heute deutlich besser sind als in den zurückliegenden Jahren – und man heute besser vorhersehen kann, wann eine Behandlung eher erfolgreich sein wird und wann möglicherweise mit einem Rückfall gerechnet werden muss.
Auch wenn es immer nur die Daten sind, die die BARMER Krankenkasse aus ihrem eigenen Mitgliederbestand erheben kann: Alljährlich setzt die Kasse mit ihrem „Zahnreport" einen spannenden Fokus auf einen speziellen Aspekt der Mundgesundheit. In diesem Jahr stand bei dem im Mai veröffentlichen Ergebnis die Kinderzahngesundheit im Blickpunkt. Dabei wichen die Daten bezüglich der Zahngesundheit der 12-Jährigen von denen ab, die das wissenschaftliche Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) in epidemiologischen Großstudien erhoben hat: Während die Krankenkasse bei zwei Dritteln der 12-Jährigen ein zahngesundes Gebiss vorfand, lagen die Studienergebnisse beim IDZ bei vier Fünftel. Auch seien die Faktoren, die bei den Studien erhoben worden seien, nicht ganz vergleichbar, betonte die Bundeszahnärztekammer. Erfreulich sei allerdings, ergänzte die Zahnärzte-Organisation, dass die insgesamt positive Entwicklung hin zu mehr Kariesfreiheit unter Kindern und Jugendlichen sich auch bei eher niedrigem Sozialstatus zeige. Erfolgsfaktoren seien die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen in den Zahnarztpraxen und vielfältige Vorbeugemaßnahmen wie Zahnversiegelungen. Rund 70 % aller Zwölfjährigen seien durch eine Fissurenversiegelung vor Karies weitgehend geschützt – Kinder ohne eine solche Versiegelung weisen eine dreimal so hohe Karieserfahrung aus. Das noch junge Konzept „Frühkindliche Karies vermeiden" ziehe ein engmaschiges Netz um die Kinderzahngesundheit in Sachen Vorbeugung.