Aktuelles aus der Praxis

Geschädigter Zahn: Wurzelbehandlung oder Implantat:

Ist ein Zahn aufgrund einer Schädigung seines lebendigen Innenlebens (Gefäße in der Pulpa) so zerstört, dass er als „abgestorben" gilt, stellt sich immer mal wieder die Frage: Ziehen und beispielsweise durch ein Implantat ersetzen – oder die Wurzel behandeln und füllen und den natürlichen Zahn an seinem Platz erhalten? Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort, weil ganz maßgeblich der individuelle Patient, seine Mundsituation, aber auch seine Allgemeingesundheit beachtet werden muss. Beide Lösungen können also, jeweils individuell gesehen, die richtige sein. Was „richtig" ist, richtet sich auch nach den Anforderungen: Wie lange wird der erreichte Zustand gesund und stabil funktionieren? Dazu hat die wissenschaftliche Fachgesellschaft für Endodontologie (Zahnwurzelbehandlung) nun eigene Daten veröffentlicht. Demnach haben heutzutage Wurzelbehandlungen eine sehr hohe Erfolgsrate von 85 – 95 % innerhalb von fünf Jahren nach der Behandlung. Nicht ganz auszuschließen sind allerdings Infektionen, die den wurzelbehandelten Zahn gefährden. Wird die Wurzelbehandlung dann noch einmal wiederholt, sieht es mit dem Erfolg schon nicht mehr ganz so gut aus. Ist der Zahn nicht mehr zu retten, seien Implantate ein hervorragendes Angebot im Bereich der möglichen Behandlungsalternativen.

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Den Wettbewerb nutzen: Bakterien gegen Bakterien

Der Mund ist, genaugenommen, ein Biotop: Verschiedene Bakterienkulturen und andere Keime leben, wenn sie im Gleichgewicht sind, friedlich miteinander und erledigen die ihnen zugewiesenen Aufgaben. Ins Ungleichgewicht kommt dieses Biotop immer dann, wenn eine Bakterienart überhand nimmt und nicht mehr von „natürlichen Gegnern" in Schach gehalten werden kann: Dann muss das Immunsystem des Menschen die sich entwickelnden Entzündungen von innen bekämpfen. Kein Wunder also, wenn Wissenschaftler immer wieder darüber forschen, wie man eine solche aus dem Ruder laufende Entwicklung bei einer Bakterienfamilie durch einen „natürlichen Bakterien-Wettbewerb" eindämmen kann. Amerikanische Mikrobiologen sind jetzt einem solchen Ansatz auf der Spur: Sie fanden in einer speziellen Streptokokken-Art einen Partner, um eine Parodontitis-Keim-Familie einzudämmen. Ob, und wenn ja wie, sich daraus eine zahnärztliche Parodontitis- oder gar eine Vorbeugebehandlung ergibt, ist derzeit noch nicht absehbar – zeigt aber einen spannenden Ansatz, der sicher weiter verfolgt wird.

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Zahnpflege: Vom Auf und Ab und Hin und Her

Die beste Zahnbürste ist die, die man auch benutzt – an dieser alten Weisheit hat sich auch durch die neueste Forschung nichts verändert. Was sich aber zeigt, ist, dass man dieses Mundhygiene-Hilfsmittel je nach Einsatz mehr oder weniger erfolgreich einsetzt. Auch wenn es Grundregeln gibt wie „zweimal täglich drei Minuten": Letztlich ist jeder Mund anders, jeder Patient auch und insofern auch das individuelle Vorgehen bei der Zahnpflege. Wie der Mundgesundheits-Informationsdienst proDente kürzlich berichtete, benötigt man mit einer Handzahnbürste für das gleiche Putzergebnis mehr Zeit als mit einer elektrischen Zahnbürste. Auch beim Führen der Handzahnbürste gibt es einiges Grundsätzliches zu beachten: Es sollte immer gewischt und nicht geschrubbt werden. Wer täglich seine Zahnbeläge entfernt (wie man sich ja auch seine Hände wäscht, wenn sie schmutzig sind), wird es mit einem sehr weichen Belag-Brei zu tun haben, der mit Wischen gut zu beseitigen ist. Starkes Schrubben kann zu Abnutzungserscheinungen am Zahnschmelz und auch am mitberührten Zahnfleischrand führen. Zuerst werden die Kauflächen geputzt, dann die Außenflächen, dann die Innenflächen – und auch die Zahnzwischenräume dürfen nicht vergessen werden, für die es gesonderte Interdentalraumbürstchen gibt oder eben Zahnseide. Die Auswahl an elektrischen Zahnbürsten ist groß und es stehen verschiedene Putz-Systeme zur Verfügung: Um hier den größtmöglichen Effekt zu erzielen, sind entsprechend die unterschiedlichen Bedienungsanleitungen der Hersteller zu beachten. Individuelle Empfehlungen erhält man in seiner Zahnarztpraxis.

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Zukunft: immer weniger Zahnlosigkeit

Wie entwickelt sich die Mundgesundheit in den nächsten Jahren – und welche Konsequenzen hat das für die zahnmedizinische Versorgung? Diese Frage stellten sich deutsche Wissenschaftler, die vor wenigen Wochen das Ergebnis ihrer Arbeit in einem wissenschaftlichen internationalen Fachjournal veröffentlichten. Bereits zuvor hatte sich gezeigt, dass sich die Zahnlosigkeit zwischen 1997 und 2014 halbiert hat, wie eine zahnärztliche Zeitschrift berichtete: Nicht mehr jeder Vierte, sondern nur noch rund jeder Sechste der Untersuchten in der Altersgruppe 65 bis 74 Jahre litt unter Zahnlosigkeit. Festzustellen war auch: Zahnlosigkeit zeigte sich im Oberkiefer häufiger als im Unterkiefer und häufiger bei Frauen als bei Männern und auch häufiger in eher bildungsfernen Schichten. Die aktuellen Berechnungen der Wissenschaftlergruppe zeigen nun: Bis zum Jahr 2030 dürfte der Anteil an Patienten mit Zahnlosigkeit noch weiter deutlich sinken, auf dann nur noch rund 4 % der Bevölkerung. Was für eine Veränderung hinter dieser kleinen Zahl steht, wird deutlich, wenn man sie in Relation zur Gesamtentwicklung der Bevölkerung in diesem Alter setzt: Im Jahr 2030 werden dann rund 80 % weniger Menschen von Zahnlosigkeit betroffen sein als 1997. Das bedeutet aber auch: Rund 20 % bleiben behandlungsbedürftig, vermutlich nicht zuletzt, weil sie vorbeugende Mundgesundheitsmaßnahmen aus verschiedenen Gründen nicht ausreichend nutzen oder nutzen können. Zahnärztliche und zahntechnische Expertise in Prothetik bleibt also weiterhin gefragt.

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Diabetes: Zahnimplantate möglich?

Die Frage, ob Zahnimplantate auch eine für Diabetiker sinnvolle Zahnersatz-Lösung darstellen, ist eigentlich schon länger beantwortet: Ja, das sind sie. Die Frage stellte sich, weil Diabetes mellitus eine Stoffwechsel-Erkrankung ist, bei der das Heilungsgeschehen negativ beeinflusst sein kann. Eine gute Einheilung ist für in den Kieferknochen eingesetzte Implantate aber überlebenswichtig. Es hat sich gezeigt, dass vor allem ein gut eingestellter Diabetes einer erfolgreichen Implantation nicht im Wege steht. Neueste Erkenntnisse gehen sogar noch weiter: Selbst dann, wenn ein Diabetes nicht ganz so perfekt austariert ist, heilen, wenn auch etwas langsamer, Implantate bei verzögerten Verfahren (ohne Sofort-/Frühbelastung) in der Regel gut ein. Was alles beachtet werden muss, hat jetzt eine neue Leitlinie zusammengestellt, die in der Mitgliederzeitschrift der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) veröffentlich wurde. An die Patienten geht hier die Empfehlung, hinsichtlich ihrer Diabetes-Situation gut vorbereitet den Zahnarzt zu informieren – nicht nur über ihre Erkrankung selbst, sondern, wenn möglich, auch über ihren aktuellen HbA1c-Wert, also den durchschnittlichen Gehalt an „Zucker" im Blut. Worauf zu achten ist:  Diabetes-Patienten haben offenbar eine leicht höheres Risiko, eine Periimplantitis (Entzündung des Gewebes um das Implantat) zu entwickeln und bedürfen eines engeren Recalls als gesunde Patienten.

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Zähnepressen: bei Tag und bei Nacht

Der Mund ist ein sehr austariertes System von Kraft und Empfindlichkeit: Kommen beim Kauen die Zähne aufeinander, arbeiten sie so zusammen, dass die Kraft die Nahrung zerkleinert – und die Empfindlichkeit der unter den Zähnen liegenden „Druck-Sensoren" die natürliche Belastung ans Gehirn meldet. Und auch die unnatürliche, wenn man beispielsweise unerwartet auf einen Kirschkern beißt: Dann stoppt der Kauprozess sofort. Belastet werden bei manchen Menschen die Zähne und die Kiefer aber nicht nur beim Essen: Während der Mund im Ruhezustand normalerweise entspannt ist und Ober- und Unterkiefer locker und kontaktlos bleiben und die Zunge eher am Gaumen ruht, pressen unter Stress stehende Menschen die Kiefer aufeinander oder reiben sie auf unnatürliche Weise: Sie knirschen. Wie aktuelle wissenschaftliche Arbeiten zeigen, die kürzlich in einem Fachjournal veröffentlich wurden, ist es keineswegs so, dass man nachts eher knirscht und tagsüber eher presst: Sie fanden heraus, dass Knirschen und Pressen (Parafunktionen, Bruxismus) während der Schlafzeit sogar abwechseln können, je nach Schlafphase. Und während man annahm, dass Knirschen, Pressen und Schnarchen irgendwie zeitlich zusammengehören könnten, weiß man heute, dass das eher nicht der Fall ist: Die Parafunktionen finden in unterschiedlichen Schlafphasen statt. Aber es zeigte sich auch: Vier von fünf Schnarchern zeigten Folgen von Bruxismus. Je nach Ursache und Umfang der Parafunktionen arbeiten Zahnärzte, Kieferorthopäden und andere Fachdisziplinen bei der Behandlung zusammen.

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Rauchen: Auch Dampfen ist riskant

Wer von Zigaretten auf andere Formen des Rauchens ausweicht, schützt sich nicht vor den bekannten Schäden, die Tabakkonsum auf die Mundgesundheit hat: Darauf verwies kürzlich der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, in einem Beitrag für einen Fachinformationsdienst. Wer E-Zigaretten nutze, inhaliere dessen Inhaltsstoffe ebenfalls durch den Mund. Besonders relevant ist hier neben Nikotin ein Mix aus Chemikalien, darunter Aromastoffe und auch Glyzerin. Untersuchungen hätten gezeigt, dass der „Dampf" krebserregende Stoffe enthalte. Spezifische Aromastoffe könnten für Zellschädigungen mitverantwortlich sein. Zwar habe eine Untersuchung des Bundesinstitutes für Risikobewertung ergeben, dass die Schadstoffmenge bei E-Zigaretten unter derjenigen der üblichen liegt – für die Gesundheit wichtiger ist aber, dass diese Dampf-Zigaretten zu mehr Belastung des Körpers mit schädlichen Stoffen führen. Zudem sei das Suchtpotential keineswegs geringer. Auch Patienten, die „dampfen" statt „rauchen", müssen vor Schäden an der Mundschleimhaut bis hin zu Mundhöhlenkrebs bewahrt werden, zudem vor intensiven Zahnbettentzündungen. Sie sollten also noch häufiger als Nichtraucher ihre Mundgesundheit bei Kontrollterminen in der Zahnarztpraxis prüfen lassen.   Bild: iStock/licsiren

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Hormone: Auswirkungen auf Mundgesundheit

Dass Hormone und Mundgesundheit eine Verbindung haben, weiß man nicht zuletzt durch schwangerschaftsbezogene Veränderungen an der Mundschleimhaut. Wie eine aktuelle Veröffentlichung in einem internationalen gynäkologischen Fachjournal zeigt, gibt es weitere Zusammenhänge, die zu beachten sind. So hat sich gezeigt,  dass Veränderungen im Stoffwechsel und hier besonders im Hormonhaushalt nicht nur zu Zyklusstörungen und Bildung von Eierstock-Zysten und auch Unfruchtbarkeit führen können: Frauen mit entsprechender Gesundheitsstörung im jüngeren gebärfähigen Alter hatten, so die Wissenschaftler der entsprechenden Studie an einer türkischen Universität, auch deutlich tiefere Zahnfleischtaschen, die auf Entzündungen im Zahnhalteapparat zurückgehen. Die Forscher empfehlen daher, Patientinnen mit einer bekannten Hormonstörung noch intensiver vorbeugend in die zahnärztliche Betreuung einzubeziehen und hier auf die Zahnbettgesundheit besonders zu achten. Weitere Einflüsse der hormonellen Stoffwechselstörung auf die Mundgesundheit sind bei dieser fokussiert angelegten Studie nicht entdeckt worden.

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