Die wissenschaftliche Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) wies im Rahmen einer Veröffentlichung kürzlich auf die besondere Bedeutung des sogenannten Anamnesebogens in der Zahnarztpraxis hin: Hier geben Patienten auch über ihre Allgemeingesundheit Auskünfte, da sie die geplante zahnärztliche Behandlung beeinflussen könnten. Ein solcher Anamnesebogen solle auch in bestimmten Abständen und bei neuen Erkrankungen, aber auch bei weiteren relevanten Entwicklungen aktualisiert werden. Ein wichtiger Hinweis beispielsweise ist die Neigung zum Erbrechen, wenn bestimmte Bereiche im Mund berührt werden. Wichtig ist auch, so die DGZMK, ein Hinweis auf eine bestehende Angst vor der Behandlung. Mittlerweile gibt es speziell für diese nicht nur für die Patienten schwierige Situation spezifische Fragenkataloge, die beim Einsortieren ebenso helfen wie bei der Entwicklung angepasster Behandlungsschritte. Viele Angst-Formen lassen sich durch entsprechende Verfahren in der Zahnarztpraxis beheben oder umgehen, nur in besonders schweren Fällen, die Krankheitswert haben, sollte in Zusammenarbeit mit einem Psychotherapeuten Ursachenbehebung oder zumindest eine Entspannung entwickelt werden. Die Vermeidung rechtzeitiger zahnärztlicher Behandlung kann für die Patienten mund- und allgemeingesundheitlich erhebliche Risiken mit sich bringen.
Auf ein spannendes Thema wurde beim zurückliegenden Deutschen Zahnärztetag im November in Frankfurt aufmerksam gemacht: Welche Rolle spielt die Seele beim Knirschen mit den Zähnen oder Zusammenpressen der Kiefer? Renommierte Expertin in diesem Thema ist Privatdozentin Dr. Anne Wolowski von der Universität Münster. Sie berichtete von Patienten, die manchmal über Jahre mit von ihnen als schmerzend empfundenen Zähnen von Praxis zu Praxis laufen – und manchmal auch erfahren, dass „um des lieben Friedens willen" ein Zahn gezogen wird. Dies sei in der Regel weder für die Patienten noch für die involvierten Zahnarztpraxen eine befriedigende Lösung. Allerdings seien es oft sehr versteckte Beschwerden, denen man mit detektivischer Suche auf die Spur kommen müsse: Manchmal seien die Lebensumstände Schmerzauslöser, den Patienten sei gar nicht bewusst, dass Schmerzzustände und Überforderung im Alltag oder in einer bestimmten Situation in enger Verbindung stehen. Wobei der empfundene Schmerz „echt" und daher ernst zu nehmen sei. Die Ursache herauszufinden, erfordere von beiden Seiten – Zahnarzt und Patient – durchaus Geduld, lohne sich aber: PD Dr. Wolowski zeigte neben vielen weiteren Beispielen den Fall einer Patientin, die allein durch den Wechsel auf andere Arbeitszeiten von dem Druck befreit wurde, der sich über das Knirschen und Pressen auf die Zähne entladen hatte. Stress suche sich seinen Weg. Bei dem einen Menschen schlage er auf den Magen, bei den anderen auf die Zähne und die Kiefer.
In verschiedenen Vorträgen im Rahmen des letztjährigen Kongresses der DGI, der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie, Ende November 2019 in Hamburg wurde darauf hingewiesen, dass die Form der Implantate sich in den zurückliegenden Jahren gewandelt hat und auch in Zukunft weiter verändern wird. Während es in den Anfangsjahren der Implantologie bis zuletzt um schraubenähnliche und zylinderförmige Formen, mit unterschiedlichen Oberflächenbehandlungen und aus unterschiedlichen Materialien gegangen sei, gehe der Weg nun in eine andere Richtung. Die Digitalisierung der Zahnmedizin erlaube es, zukünftig Implantate nach individuellem Bedarf und (weitgehend) in Zahnwurzelform herzustellen. Bis diese Entwicklung allerdings überall in den Praxen ankommen kann, müssen noch weitere Verbesserungen im Herstellungsprozess erfolgen: Wie in vielen anderen Bereichen auch, sei die Individualisierung in der Implantologie deutlich kostenintensiver als „Konfektion". Auch hier könnte die Digitalisierung eine Optimierung ermöglichen.
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass Eltern hinsichtlich der Erziehung ihrer Kinder oft die Zügel aus der Hand geben: Demnach lassen sie es durchgehen, dass ihre Kinder die notwendige Zahnpflege vor dem Zubettgehen ausfallen lassen. Die von einem Zahnpflegemittel-Hersteller unterstützte Umfrage unter britischen Eltern ergab, dass Kinder im Alter unter zwölf Jahren durchschnittlich nur neunmal pro Woche ihre Zähne reinigen. Zudem putzen sie, wenn sie denn putzen, nur oberflächlich und viel zu kurz. Insbesondere abends arte, so die Eltern in der Umfrage, das Zähneputzen in unerfreuliches „Theater" aus – fast zehn Minuten durchschnittlich dauert der Motivationsversuch der Eltern, es doch und dann auch noch halbwegs richtig zu machen. Fast drei von vier Eltern gaben an, dass sie hier aufgeben, um insbesondere bei den kleineren Kindern Wutanfälle vor dem Zubettgehen zu vermeiden. Dabei ist es der überwiegenden Anzahl der Eltern bewusst, dass der Zuckerkonsum ihrer Kinder zu hoch sei. Der Wunsch der Eltern: Zähneputzen sollte fester Bestandteil im Schulalltag werden.
Im Rahmen einer Pressekonferenz zum zurückliegenden Kongress der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) Ende November in Hamburg wurde deutlich, wie sehr sich das Fach zuletzt weiterentwickelt hat. Der Präsident der Fachgesellschaft, Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, berichtete, dass es heute keine allgemeine, auf Gruppen wie „Raucher" oder chronisch Erkrankte ausgerichtete Kontraindikation für eine Implantatversorgung mehr gibt, sondern jeweils patientenindividuell entschieden werde, ob das chirurgische Einsetzen eines Implantates sinnvoll ist und mit einem guten Einheilen gerechnet werden kann. Dabei sei – je nach Patientensituation – auch eine unterschiedliche Vorbehandlung und auch Nachbetreuung notwendig, zudem werde je nach Fall entschieden, welche Form und welche Art an Zahnimplantat zur Wiederherstellung von Funktion und Optik des Mundes ausgewählt werden. Das sei ein weiterer Schritt zu mehr individueller Behandlung und Patientensicherheit
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat zum Jahresende 2019 mitgeteilt, dass eine Reihe von Zahnpasten Aluminium enthalten. Hier sind insbesondere solche Produkte aufgefallen, die zahnbleichend beziehungsweise zahnaufhellend wirken sollen. Das Aluminium wirkt in diesen Fällen als Schleifmittel, um Beläge abzutragen. Während es hinsichtlich der weiteren Zahnpasten keines nennenswerten Warnhinweises bedarf, seien diese Bleaching-Produkte durchaus kritisch zu sehen. Insbesondere junge Menschen nähmen, wenn sie solche Zahnpasten nutzen, bereits damit die gesamte in einer Woche als „zu duldend" klassifizierte Menge an Aluminium auf, wobei eine Aufnahme zudem durch weitere Produkte wie Kosmetik, Alufolie oder entsprechende Kochutensilien festzustellen ist. Die Empfehlung: die Anwendung solcher Produkte reduzieren. Dass die BfR-Studie aber nicht bedeutet, dass man von diesen Produkten nun ganz die Finger lassen sollte, besagt eine Reaktion des Wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit der EU-Kommission, wie die größte zahnärztliche Zeitschrift in Deutschland klarstellt: Die in Deutschland festgestellte Menge an Aluminium in Zahnpasten läge ganz deutlich unter gesundheitsrelevantem Anteil. Toxikologen fordern mehr Forschung, da der Umgang des Körpers mit Aluminium noch nicht abschließend geklärt sei.
Eine neue Leitlinie gibt Zahnärzten – und Patienten – aktuelles Wissen und Empfehlungen zum Thema Zahnbehandlungsangst bei Erwachsenen. Herausgegeben hat sie die Dachgesellschaft der zahnmedizinischen Wissenschaft, die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Patienten mit solchen Behandlungsängsten schaden sich selbst durch zu langes Warten auf die unvermeidliche Behandlung. Die Gesundheitsschäden nehmen zwischenzeitlich zu und die notwendige Behandlung wird, je länger man wartet, um so aufwändiger und, je nach Vorgehen, auch invasiver und daher oft schmerzhafter. Ungünstigerweise, so die Fachgesellschaft in ihrer Erklärung zur Veröffentlichung kurz vor Weihnachten, sind gerade diese Patienten auch nicht für Vorsorgemaßnahmen wie regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen und bedarfsgerechte professionelle Zahnreinigung erreichbar. Viele dieser Patienten wissen auch gar nicht, wie weit sich die Zahnmedizin inzwischen hinsichtlich Erleichterungen von Behandlungsverfahren entwickelt hat. Die neue Leitlinie listet verschiedene Faktoren auf, die solche Patienten für den Zahnarzt erkennbar machen und welche Therapiemöglichkeiten sinnvoll sind. Fast zwei Drittel der deutschen Patienten haben mindestens Unwohlsein, wenn sie an eine zahnärztliche Behandlung denken, rund jeder zehnte Patient hat, so ergab eine Umfrage, sogar große Angst.
Eine Entscheidung des Sozialgerichts Hannover wirft einen neuen Blick auf Zahn-Implantate: Demnach hat ein gesetzlich versicherter Patient, der krankheitsbedingt (in diesem Fall aufgrund einer schweren Parodontitis) einen zahnlosen Unterkiefer hat, Anspruch auf implantat-getragenen Zahnersatz (SG Hannover S 89 KR 434/18).Zahnlosigkeit wurde als „regelwidriger Körperzustand" gesehen und sei daher, so eine große Zahnärzte-Zeitschrift kurz vor demJahreswechsel, als behandlungsbedürftigbezeichnet worden. Dieser ähnlich einer Behinderung eingestufte Gesundheitszustand gehöre zu den Ausnahme-Fällen für die Kostenübernahme durch die Gesetzliche Krankenversicherung, eine Implantatversorgung sei für einen solchen Fallgemäß den Richtlinien eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche vertragszahnärztliche Leistung. Eine ausreichende Kaufunktion müsse ermöglicht werden, was bei konventioneller Prothese in Verbindung mit Haftcreme nicht realisiertwerden konnte. Zahnimplantate, so die Hannoveraner Richter, seien nicht nur medizinisch, sondern auch für die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft notwendig.