Bereits vielfach belegt sind Zusammenhänge von bakteriellen Zahnbetterkrankungen und Herzerkrankungen: Die wichtigsten bei der Mundinfektion beteiligten Keime wurden auch bei Herz-Entzündungen entdeckt. Nun stellte sich eine Wissenschaftlergruppe an der Universität Buffalo die Frage, welche Zusammenhänge es – hier fokussiert auf Frauen nach der Menopause – mit dem Risiko der Entwicklung eines Bluthochdruckes geben könnte. Das Ergebnis ihrer Forschung unter Nutzung von Daten von über 36.000 Frauen haben sie kürzlich in einem renommierten ärztlichen Fachjournal zu Bluthochdruck veröffentlicht. Es zeigte sich, dass das Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln, bei Frauen mit Zahnverlust um 20 % höher lag als bei Vergleichs-Frauen, und noch deutlicher, wenn diese älteren Frauen schlank und in der Vergleichsgruppe eher jünger waren. Fraglich ist derzeit der konkrete Zusammenhang. Möglich ist beispielsweise, so die Forscher, dass Betroffene bei Zahnverlust die Ernährung auf eher weiche Kost umstellen und dies, über Umwege im Stoffwechsel, die Entwicklung von Bluthochdruck fördern könnte.
Ein Forscherteam der Universität Greifswald ist der Frage nachgegangen, ob der oft vermutete Zusammenhang von Zahnfehlstellungen und Zahnfleischerkrankungen belegt ist. Das Ergebnis ihrer Arbeit haben sie vor wenigen Wochen veröffentlicht. Dabei stand die Frage der bakteriellen Belastung im Fokus. Es heißt, dass gerade stehende Zähne leichter zu reinigen seien, sich an schief und verwinkelt stehenden Zähnen Zahnbeläge eher „verstecken" können und entsprechend schwerer zu entfernen sind – und dass eben diese Zahnbeläge ein hohes Risiko für die Entwicklung von Zahnfleischerkrankungen darstellen. Es zeigte sich nun, dass negative Folgen von Zahnengstand auf die Zahnfleischgesundheit möglich sind, aber weniger als vermutet. Andere Zahn-, zumal Kieferfehlstellungen wie in der Position nicht zusammenpassende Ober- und Unterkiefer („Überbiss" und andere) hatten riskantere Effekte. Klar schädigende Auswirkungen zeigten solche Zahnfehlstellungen, die aufgrund ihrer Position direkt oder indirekt zu Schäden am Zahn oder am Zahnfleisch führen (Beispiel Kreuzbiss oder tiefer Biss mit Zahnfleischkontakt). Zahnfehlstellungen zeigten leichte bis große Effekte auf den Zahnhalteapparat, so Prof. Dr. Olaf Bernhardt, Universität Greifswald. Es gebe weiteren Forschungsbedarf.
In das neue Zahngesundheits-Vorsorgepaket, dass der Gemeinsame Bundesausschuss auf Empfehlung nicht zuletzt der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) zu Jahresbeginn in das Leistungspaket der Gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen hat, gehört auch der über die Zahnkontrolle hinausgehende Zahnschutz: Kleinkinder bis zum 33. Lebensmonat haben ab Juli 2019 zusätzlich Anspruch auf eine Zahnschmelzhärtung mit Fluoridlack zweimal je Kalenderhalbjahr in der Zahnarztpraxis. Damit, so die KZBV in einer aktuellen Presseerklärung, wird dem Entstehen der sogenannten Nuckelflaschenkaries und bereits entstandener Initialkaries effektiv vorgebeugt. Frühkindliche Karies gilt als häufigste chronische Krankheit bei Kindern im Vorschulalter. Annähernd die Hälfte der kariösen Defekte, die bei der Einschulung festgestellt werden, entstünden in den ersten drei Lebensjähren.
Ein Versicherungsunternehmen hat über das Meinungsforschungsinstitut forsa vor wenigen Wochen erkunden lassen, wie die Deutschen zur Mundgesundheit stehen – und wie sie es mit dem Zähneputzen halten. Dass die Mundhygiene einen vergleichsweise großen Stellenwert genießt, mag auch mit der Rolle des Mundes im zwischenmenschlichen Umgang zu tun haben: 34 % aller Befragten achten laut eigener Aussage beim ersten Treffen zuallererst auf die Zähne des Gegenübers. Drei von vier Bundesbürgern putzen – auch nach eigenen Angaben – zweimal täglich die Zähne (etwas mehr Frauen als Männer sagten dies aus). Rund jeder Zehnte ist mit der Optik seiner Zähne sehr zufrieden, fast 70 % sind allgemein zufrieden, und rund 20 % mehr oder weniger gar nicht. Mehr als jeder Dritte beklagt, dass ein Zahn oder mehrere Zähne nicht geradestehen.
Wie Wissenschaftler der Ohio State University kürzlich berichteten, hatten auch die Kinder von Urmenschen schon Milchzähne wie die Kinder heutzutage. Zähne eines vor rund 40 Jahren gefunden rund sechsjährigen Kindes, das vor etwas über 100.000 Jahren in Nordchina lebte, wurden neu untersucht. Besonders interessant war für die Forscher, dass diese archaischen Hominiden, die nicht richtig in bestehende Erkenntnisse der Evolution passen, zwar Milchzähne hatten wie sie heute üblich sind – der restliche Schädel aber nicht demjenigen moderner Menschen nahekommt. Dass die Milchzähne bei dieser Urmenschen-Gruppe solange im Mund blieben, verwunderte die Forscher, da man von einer vergleichsweise kurzen Lebensdauer dieser Hominiden ausgegangen war. Die vergleichsweise lange Lebensdauer der Milchzähne lasse vermuten, dass das Kind nach einem Zeitplan aufgewachsen sei, der demjenigen heutiger Kinder ähnele.
Der große Erfolg der Zahnimplantate hat auch Neben-Aspekte, die einer besonderen Beobachtung bedürfen, darauf wies Prof. Dr. Frauke Müller, Universität Genf, im Rahmen des Jahreskongresses der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) Ende 2018 hin. Während es hocherfreulich sei, dass für Implantate mittlerweile eine 30jährige Überlebensdauer nicht mehr selten ist, müsse bedacht werden, dass der Patient selbst in dieser Zeit auch biologisch altere. Unter anderem verändere sich Form und Stabilität des Kieferknochens, was zu Veränderungen im Zusammenspiel von Zähnen und Ober-/Unterkiefer führe. Hier müsse Zahnersatz, auch implantatgetragener, entsprechend überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Sinnvoll seien, so die Empfehlung an die Kollegen, veränderbare Lösungen, die die Alterung des Patienten „mitmachen" und beispielsweise später in eine herausnehmbare Zahnersatz-Lösung umgewandelt werden können. Dies mache auch dann Sinn, wenn die Knochen des Patienten zwar noch eine gute Stütze für das Implantat darstellen – der Patient aber nicht mehr fähig ist, die anspruchsvolle Mundhygiene bei einer auf einem Implantat festsitzenden Prothetikversorgung zu meistern.
Drei zusätzliche zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen können ab 1. Juli 2019 die gesetzlich versicherten Eltern von Kleinkindern nutzen: Betroffen sind Kinder im Alter von 0 – 3 Jahren. Die verbesserte Vorsorge sei hoch wünschenswert, so Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Deutschlandweit seien rund 15 % der Kinder unter 3 Jahren bereits von Karies betroffen, hier insbesondere von der sogenannten „Nuckelflaschenkaries". Die Zahnärzte hatten diese verstärkte Vorsorge schon seit vielen Jahren gefordert und den Bedarf auch wissenschaftlich untermauert – der notwendige Beschluss seitens des Gemeinsamen Bundesausschusses, der gewissermaßen das Spektrum der zu bezahlenden Leistungen aus dem Bereich der Gesetzlichen Krankenkassen festlegt, ist dieser Empfehlung nun endlich gefolgt. Eine Verbesserung gab es bereits im zurückliegenden Jahr: Seither gibt es im „Gelben Heft", dem ärztlichen Untersuchungsheft, auch Hinweise auf jeweils anstehende notwendige zahnärztliche Vorsorge-Untersuchungen.
Auf die Notwendigkeit für Schwangere, ihrer Mundgesundheit in dieser Phase besondere Aufmerksamkeit zu schenken, wies zu Jahresbeginn das Apothekenmagazin „Baby und Familie" hin. Besonders empfohlen wurde den werdenden Müttern eine mindestens zweimalige „Professionelle Zahnreinigung". Grund ist der geänderte Hormonhaushalt, der bei Schwangeren meist zu gerötetem und geschwollen Zahnfleisch führt, das leichter zu Blutungen neigt. Daher sei es hilfreich, entzündungsförderliche Zahnbeläge, auch in versteckten Mundregionen, sorgfältig entfernen zu lassen. Nicht sinnvoll sei dagegen ein Zahnbleaching: Es sei bisher nicht ausreichend nachgewiesen, dass die für das Zähne-Bleichen notwendigen Bleichmittel (Wasserstoffperoxid, Carbamidperoxid) sich nicht riskant auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes auswirken.