Die Initiative proDente, eine Arbeitsgemeinschaft zahnärztlicher Organisation in Zusammenarbeit mit der Bundeszahnärztekammer, wies vor wenigen Wochen darauf hin, dass „ab dem 50. Lebensjahr mehr Zähne durch eine Parodontitis verloren gehen als durch Karies." Problematisch sei, dass – anders als bei Karies – die Parodontitis über einen oft sehr langen Zeitraum keine Schmerzen verursache. Umso wichtiger sei es, regelmäßig zum Zahnarzt zur Kontrolluntersuchung zu gehen, weil dieser bereits an ersten oberflächlichen Anzeigen den Beginn dieser ungesunden Entwicklung erkennen und entsprechend behandeln könne. Es gebe aber auch Anzeichen, auf die Patienten selbst achten können und die zur Vereinbarung eines Zahnarzt-Termins führen sollten: Wenn beispielsweise öfter Zahnfleischbluten beim Zähneputzen auftritt, ist das schon ein Zeichen für eine Reizung, die überprüft werden sollte. Während man oberflächliches Zahnfleischbluten meist mit besonders intensiver Mundhygiene selbst wieder beseitigen kann, sind tiefergehende Entzündungen ohne professionelle Möglichkeiten in der Zahnarztpraxis nicht therapierbar. Wichtig: Raucher sind besonders gefährdet, weil sie aufgrund der durch Nikotin verengten Blutgefäße und der damit einhergehenden Durchblutungsstörung das Frühwarnzeichen Zahnfleischbluten nicht rechtzeitig bemerken können.
In ihrer neuen Karies-Prophylaxe-Leitlinie weist die DGZMK, die Dachgesellschaft der zahnmedizinischen Wissenschaft in Deutschland, auf die Relevanz des Inhaltsstoffes Fluorid in Zahnpasten, Mundspülungen und weiteren Produkten wie speziellen Gelen und Lacken hin. Sobald bei Kindern die ersten bleibenden Zähne im Mund erschienen seien, in der Regel rund um das 1. Schuljahr, sollte von den Kindern wie bei Jugendlichen und Erwachsenen auch zur Zahnpflege eine Zahnpasta verwendet werden, die mindestens 1000 ppm Fluorid enthalte. Für Schulkinder mit erhöhtem Kariesrisiko sowie für Jugendliche in kieferorthopädischer Behandlung eigneten sich zudem ergänzend Mundspüllösungen mit Fluorid-Gehalt. In besonders schweren Fällen von erhöhtem Karies-Risiko seien – auch bei erwachsenen Patienten – Zahnschutzmaßnahmen durch fluoridhaltige Gele oder Lacke sinnvoll, für letztere ist die Zahnarztpraxis zuständig, die Gele dagegen können von den Patienten selbst angewendet werden. Im Fall freiliegender und besonders schmerzempfindlicher Zahnhälse könnte, so die Leitlinie, eine hochkonzentrierte Fluorid-Zahnpasta hilfreich sein.
Während es viele Gründe geben mag, das Kaugummi-Kauen einzudämmen, hier nicht zuletzt gesellschaftliche Aspekte von Geräuschbelästigung bis „Entsorgung" auf Gehwegen und anderen öffentlichen Bereichen, zeigen sich Zahnärzte aus mundgesundheitlichen Gründen eher als Befürworter des Kaugummis: Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), die Dachgesellschaft der zahnmedizinischen Wissenschaft, hat in ihrer neuen Kariesprophylaxe-Leitlinie ausdrücklich auf die positiven Effekte des Kaugummikauens hingewiesen – aber auch darauf, dass sich der positive Effekt ausschließlich auf das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi bezieht. Die Stimulierung des Speichelflusses durch den Kauvorgang verstärke einerseits die „Spülfunktion" des Speichels und wirke ausgleichend auf den Säurespiegel im Mund sowie remineralisierend auf den Zahnschmelz: Die im Speichel enthaltenen Stoffe reparieren gewissermaßen durch Säure entstandene oberflächliche Zahnschmelzschäden. Der Anteil an Karies auslösenden Keimen im Speichel werde gesenkt. Zudem könnten die Bakterien die Inhaltsstoffe des Kaugummis nicht zu zahnschädlichen Säuren verstoffwechseln.
Wissenschaftler der Universität Graz haben auf der Suche nach Alternativen zu den klassischen Antibiotika, die bei immer mehr Menschen nicht mehr die erforderliche Wirkung zeigen, eine spannende Entdeckung gemacht: Körpereigene Substanzen könnten in der Lage sein, eine antibakterielle Behandlung zu ermöglichen und Antibiotika zu ersetzen. Anlass für die Überlegung, ob der Speichel eine hilfreiche Rolle spielen könnte, sind die oft reflexartigen Speichel-Benetzungen von kleineren Wunden: Ist beispielsweise eine Wunde am Finger entstanden, wird dieser oft zum Mund geführt und „abgeleckt". In der Tat seien im Speichel Inhaltsstoffe zu finden, die eine keimtötende Wirkung gezeigt hätten. Genauer: Für die Wirkung ist ein spezielles Peptid, eine Aminosäure-Kette, zuständig. Das Peptid befinde sich nicht nur im Speichel, sondern auch beispielsweise in der Tränenflüssigkeit, in weißen Blutkörperchen und an der Hautoberfläche. In Form von Cremes haben die neu entdeckten Stoffe ihre Leistungsfähigkeit schon erwiesen. Nun wird weiter geforscht, nicht zuletzt nach Möglichkeiten der industriellen Produktion.
Die kürzlich von der Dachgesellschaft der zahnmedizinischen Wissenschaft in Deutschland (DGZMK) verabschiedete aktuelle Kariesprophylaxe-Leitlinie erneuert die Relevanz von Zucker als Risiko für die Entwicklung von Zahnschäden. Genauer: „Studien bestätigen überzeugend den Zusammenhang zwischen Karies und der Menge sowie der Häufigkeit des Konsums von zuckerhaltigen Mahlzeiten oder Getränken." Es gelte, zuckerhaltige Haupt- und Zwischenmahlzeiten in „Maßen zu konsumieren und Speisen und Getränke ohne freie Zucker zu bevorzugen." Als freier Zucker wird solcher bezeichnet, der Nahrungsmitteln durch Hersteller oder auch in der Küche zuhause extra zugesetzt wird, aber auch „natürlicher" Zucker in Honig, Fruchtsaft, Sirup etc. Als Alternative könnten zum Süßen Zuckeraustauschstoffe oder Süßstoffe genutzt werden, denn diese können von den Mundbakterien nicht verstoffwechselt werden.
Zahnimplantate aus Keramik sind keine neue Erfindung – bereits in den Anfangsjahren der Implantologie vor rund einem halben Jahrhundert wurde mit keramischen Werkstoffen experimentiert. Damals überzeugten die Ergebnisse nicht genug, als dass sich Keramik neben dem auch biologisch überzeugenden Material Titan hätte durchsetzen können – insbesondere war die technische Bearbeitung schwierig und die Stabilität im Mund. In der Zwischenzeit hat sich im Bereich von Forschung und Entwicklung zu Keramik als Implantat-Material allerdings sehr viel getan: Was heute zu diesen Produkten zu sagen ist, hatte kürzlich Prof. Dr. Kai-Hendrik Bormann (Medizinische Hochschule Hannover) beim 31. Kongress der DGI, der wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Implantologie, in Düsseldorf vorgestellt. Generell sei Keramik nicht dazu da, Titan als Werkstoff abzulösen, sondern biete für einen speziellen Patientenkreis eine nützliche Ergänzung der Therapiemöglichkeiten. Während sich einteilige Keramik-Implantate in der Praxis zunehmend bewährten, lägen für sogenannte zweiteilige noch keine ausreichenden Erfahrungen in der Praxis vor. Auch hinsichtlich der Oberflächen der Keramikimplantate gebe es noch Forschungsbedarf, welche Variante für die beste nachhaltige Stabilität sorge. Auch wenn derzeit noch weitere Forschung und Erfahrung notwendig sei, zeigten Keramik-Implantate doch Potential als zukunftsträchtige Erweiterung des Behandlungsspektrums.
Ende 2017 wurde seitens der Dachorganisation der zahnmedizinischen Wissenschaft, der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) eine neue „Leitlinie" zur Kariesprophylaxe verabschiedet. Darin nimmt das Wissenschaftler-Team, das die Leitlinie erarbeitet hat, auch Stellung zur Frage der Häufigkeit und Dauer empfehlenswerter Mundhygiene. Mindestens zweimal täglich sei der Biofilm, der bei regelmäßiger Zahnpflege weiche und insofern leicht wegwischbare Zahnbelag, zu beseitigen. Tests mit Patienten haben gezeigt, dass nach 1 Putz-Minute nur rund ein Viertel des Zahnbelages entfernt wurde, nach 2 Putz-Minuten bereits fast die Hälfte. Wurde 3 Minuten und länger geputzt, konnte dieser Anteil nicht mehr wesentlich gesteigert werden. Wiewohl der Zahnbelag nicht gänzlich entfernt werden konnte, seien die 2 bis 3 Minuten und vor allem das zweimal tägliche Putzen aber sinnvoll, auch weil jeweils frische Nahrungsreste entfernt werden konnten und damit den „Karies-Bakterien" nicht mehr als Nahrung zur Verfügung standen. Auch wenn die Ergebnisse eines Tests zwischen der Effizienz einer Handzahnbürste im Vergleich zu einer elektrischen keine wissenschaftlich fundierten Ergebnisse brachte, schien die Nutzung einer elektrischen Zahnbürste noch bessere Werte zu zeigen als der Gebrauch der Handzahnbürste
Manchmal sind es die Patienten, die eine Veränderung an ihrer Mundschleimhaut entdecken und dies in der Zahnarztpraxis abklären lassen – oft ist es aber der Zahnarzt, der bei den routinemäßigen Kontrolluntersuchungen solche Veränderungen bemerkt. In einem Workshop beim Deutschen Zahnärztetag Ende 2017 wiesen die Oberärztinnen der Universitätszahnklinik Frankfurt, Dr. Oksana Petruchin und Dr. Karin Obreja, auf die Bedeutung der intensiven Inspektion der Mundhöhle hin. Dabei sei auch der hintere Bereich der Mundhöhle zu betrachten: Gerade in diesen weiter zum Rachen gelegenen Bereichen zeigten sich oft erste Anzeichen von Hautgesundheitsstörungen, die auf Krebs hindeuten könnten. Problematisch sei, dass solche Entwicklungen zumeist schmerzlos verliefen und von den Patienten daher nicht bemerkt würden. Riskant für die Gesundheit sei regelmäßiger Alkohol- und Nikotingenuss, da Alkohol die Mundschleimhaut durchlässiger für das Zellgift Nikotin mache. Aber nicht jede Veränderung sei auch ein Zeichen für eine Krebs-Entwicklung: Auch schlechte Mundhygiene und manche Medikamente beispielsweise könnten zu Veränderungen an der Mundschleimhaut führen. Klarheit bringt hier eine entsprechende Untersuchung in der Zahnarztpraxis.