Mehr als die Hälfte der jüngeren Erwachsenen leiden unter Parodontitis, zehn Prozent haben eine schwere Parodontitis. In diesen Fällen beträgt die sogenannte Sondierungstiefe der Zahnfleischtaschen, die der Zahnarzt bei einer Untersuchung messen kann, mehr als 6 Millimeter. Bei den schweren Parodontalerkrankungen liegt Deutschland gemeinsam mit Frankreich damit auf dem zweiten Platz hinter Japan, wo lediglich vier Prozent der Bevölkerung unter schweren Parodontalerkrankungen leiden. Bei der moderaten Parodontitis – die Sondierungstiefe der Zahnfleischtaschen beträgt in diesen Fällen vier bis fünf Millimeter – nimmt der Wert bei den jüngeren Erwachsenen dann allerdings rapide zu: Betroffen sind in dieser Altersgruppe 48 Prozent. Hier liegt Deutschland im internationalen Vergleich im hinteren Drittel. Bei den jüngeren Senioren (65- bis 74-Jährige) liegt Deutschland im internationalen Vergleich auf einem hinteren Platz: In dieser Altersgruppe haben 25 Prozent der Patienten eine schwere und 51 Prozent eine moderate Parodontitis.
International liegt Deutschland beim Vergleich der Karies bei Kindern vorn: Kinder im Alter von 12 Jahren haben hierzulande eine deutlich geringere Karieserfahrung als Kinder in anderen Ländern. Bei jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) nimmt Deutschland einen guten Mittelplatz ein. Geht es um die Kariesbelastung der jüngeren Senioren (65- bis 74- Jährige) teilt sich Deutschland einen der vorderen Plätze mit den USA. International zählt Deutschland mit deutlich weniger Karieserfahrungen als in den meisten anderen vergleichbaren Ländern also zu den Spitzenreitern. Dies ist umso mehr eine positive Nachricht, da Karies als die weltweit häufigste Krankheit gilt. Global leiden mehr als 2,4 Milliarden Menschen an unbehandelter Karies.
Wie die aktuelle Mundgesundheitsstudie 2016 belegt, ist die Zahn- und Mundgesundheit den befragten Menschen in Deutschland sehr wichtig. Die meisten Bürger wissen, dass gesunde Zähne auch das Ergebnis ihres eigenen Handelns sind: Immerhin zwischen 70 und 85 Prozent der Befragten sind – je nach Altersgruppe – davon überzeugt, viel oder sehr viel für die Gesundheit der eigenen Zähne tun zu können. Dazu gehören auch Mundgesundheits-Checkups: Mehr als drei von vier Befragten gaben an, den Zahnarzt regelmäßig zur Kontrolle aufzusuchen. Bei Kindern dienen 82 Prozent der Zahnarzt-Kontakte der Routinekontrolle, bei Erwachsenen beträgt dieser Anteil 72 Prozent und bei Senioren sogar bei 90 Prozent.
Laut der aktuellen Deutschen Mundgesundheitsstudie hat sich die Zahn- und Mundgesundheit der Bevölkerung in allen Bereichen und über alle sozialen Schichten hinweg weiter verbessert, was die Bedeutung der zahnärztlichen Prävention spricht. Die steigende Anzahl eigener Zähne bis ins hohe Alter ermöglicht immer mehr Patienten, sich für einen festsitzenden Zahnersatz wie Brücken, Kronen oder Implantate zu entscheiden. Zum Thema Implantate vermelden die Forscher, dass heute zehnmal mehr Patienten Implantate tragen als noch im Jahr 1997. Damals hatte es in der Stichprobe der Epidemiologen nur zehn Implantatträger gegeben, was einem Anteil von 0,7 Prozent der Patienten mit Zahnersatz entsprach. In der folgenden Mundgesundheitsstudie 2005 war dieser Anteil auf 2,6 Prozent gestiegen. In der neuesten Untersuchung liegt der Anteil bei 7 Prozent, in der Gruppe der 65-74-Jährigen haben sogar 8,1% implantatgetragenen Zahnersatz.
Dass die Ötzi genannte Mumie aus dem Eis neben anderen vielfältigen Gesundheitsproblemen auch kranke Zähne hatte, berichteten Wissenschaftler bei einem Kongress zum 25-jährigen Jubiläum von Ötzis Entdeckung. Forscher vom Zentrum für Evolutionäre Medizin der Universität Zürich (UZH) haben gemeinsam mit ausländischen Kollegen den „Mann aus dem Eis untersucht". Ötzi hatte alle Zahnprobleme, unter denen auch moderne Menschen leiden: Er litt an einer Entzündung des Zahnhalteapparats (Paradontitis), hatte ausgeprägte Karies sowie eine wahrscheinlich unfallbedingte Verletzung eines Frontzahns. Wie der Zahnarzt Roger Seiler vom Zentrum für Evolutionäre Medizin der UZH sagte, sei der Schwund des Zahnhalteapparates schon immer eine sehr häufige Erkrankung, wie Schädelfunde aus der Steinzeit oder die Untersuchung ägyptischer Mumien zeigten.
Schon im Kindesalter kann eine flouridhaltige Mundspüllösung gegen Karies schützen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler, die zahlreiche klinische Studien mit mehr als 15.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 14 Jahren in einer Übersichtsstudie analysiert haben. Die Untersuchung bestätigt, dass die regelmäßige Anwendung einer fluoridhaltiger Mundspülung Karies bei Kindern und Jugendlichen reduzieren kann. Kinder, die täglich eine solche Spüllösung verwendeten hatten im Durchschnitt 27 Prozent weniger kariöse, gefüllte oder fehlende Zähne.
Ist die Zuckerkrankheit (Diabetes) gut eingestellt, spricht nichts gegen eine Implantation. Allerdings raten Experten der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) bei Diabetikern von einer Sofortbelastung der künstlichen Zahnwurzeln ab. Eine Sofortbelastung ist zwar in bestimmten Fällen möglich, aber bei Zuckerkranken ist die Stabilität eines Implantats im Knochen in den ersten Wochen häufig geringer als bei Gesunden. Die Titanwurzel sollte daher erst nach ihrer vollständigen Einheilung im Knochen belastet werden, rät die DGI. Dies ist in den meisten Fällen binnen acht bis zwölf Wochen der Fall. Diese Zeitspanne kann mit Hilfe eines Provisoriums überbrückt werden, das die Belastung des Implantats verhindert.
Bestimmte Medikamente gelten als Risikofaktoren für eine Implantat-Therapie. Zu diesen Substanzen gehören etwa Bisphosphonate und bestimmte Anti-Hormone, welche den Östrogen-Rezeptor im Gewebe blockieren. Die Medikamente werden in geringen Dosen bei Osteoporose eingesetzt und in können in höherer Dosierung bei Krebspatienten die Bildung von Metastasen in den Knochen hemmen und Knochenschmerzen lindern. Während oder nach einer Behandlung mit solchen Arzneimitteln können in seltenen Fällen schwere Schädigungen des Kieferknochens (Kiefernekrose) auftreten, die schwer zu behandeln sind. Dosis und Dauer der Therapie, die Art der Darreichung (intravenös oder Tabletten) sowie das jeweilige Medikament beeinflussen das Risiko. Auch eine Entzündung des Zahnbetts (Parodontitis), Druckstellen von Prothesen sowie zahnärztliche oder kieferchirurgische Eingriffe spielen eine Rolle. Gleichwohl sei eine implantologische Behandlung auch unter diesen Umständen möglich, betonten Experten der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) unlängst auf einer Fachtagung der Gesellschaft. Jedoch müsse bei der Therapie-Entscheidung das Risiko einer Kiefernekrose gegen den Nutzen der Behandlung individuell abgewogen werden. Um Zahnärztinnen und Zahnärzten die Entscheidung zu erleichtern erarbeiten die Experten der DGI zur Zeit gemeinsam mit Experten anderer Fachrichtungen eine Leitlinie, die auf der Basis der vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse das bestmögliche Vorgehen beschreibt.