Aktuelles aus der Praxis

Periimplantitis: Zusammenhänge und Vorgehen im Fokus der Wissenschaft

Auch wenn die zahnmedizinische Wissenschaft mittlerweile viele Faktoren kennt, die zu der Entwicklung einer Periimplantitis (einer Entzündung des Gewebes im Bereich des  Implantates) führen können, sind längst nicht alle Zusammenhänge eindeutig geklärt. Wie ein Kongress für Wissenschaftler und Praktiker im Bereich der Implantologie vor einigen Wochen in Polen zeigte, gibt es noch viele Fragen, für die überzeugende Antworten fehlen. Während einige der Zahnärzte die Hauptursache im Biofilm sehen, dem Gemisch aus Bakterien und anderen Substanzen im Mund, sehen andere ihn zwar auch als relevant an – aber nur dann, wenn weitere Umstände in der Gesundheit des Patienten mit hineinspielen, chronische Erkrankungen beispielsweise. Unter dem Strich wurde deutlich, dass Biofilm auf jeden Fall eine große Rolle spielt und regelmäßig beobachtet werden sollte. Sobald sich erste Anzeichen einer oberflächlichen Zahnfleischentzündung (Mukositis) an der Implantatstelle zeigen, sollte behandelt werden, um ein Wandern der pathogenen (krankmachenden) Keime entlang des Implantates in Richtung Kieferknochen zu verhindern. Zudem müsse die Allgemeingesundheit des Patienten, vor allem sein Immunsystem beachtet werden. Für Patienten heißt das, dass sie bei ersten Anzeichen von Rötung oder Druckschmerz ihren Zahnarzt informieren sollten – je früher eine Behandlung ansetzen kann, desto größer die Chance, dass das Implantat die Infektion gut übersteht.

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Starkes Übergewicht: Folgen für die Mundgesundheit?

Im vergangenen Jahr widmete sich ein Kongress von Kinderzahnärzten und Kieferorthopäden der Frage, ob starkes Übergewicht (Adipositas) bei Kindern Folgen für die Mundgesundheit haben kann – und wenn, welche Konsequenzen die Zahnärzte, aber auch die Patienten daraus ziehen sollten. Die Inhalte des Kongresses sind in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dr. Ralf J. Radlanski (Berlin) in einem Ratgeber für Eltern und Praxen zusammengefasst und kürzlich veröffentlicht worden (www.ikg-onlinde/Shop). Unter anderem zeigte sich, dass stark übergewichtige Kinder schneller „reifen" als normalgewichtige: Für eine kieferorthopädische Behandlung, die das biologische Körperwachstum für die Behandlung nutzt, ist daher ein früherer Start nötig. Fettgewebe im Körper wirkt wie eine „Hormonfabrik" – es beeinflusst über diesen Weg nicht zuletzt das Immunsystem und die Heilungsvorgänge. Zahnfleischentzündungen können daher bei adipösen Kindern schlechter ausheilen. Zudem führt die gestörte Speichelproduktion zu einem erhöhten Risiko für Karies. Ein großes Problem für diese Kinder: Nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch viele Arztpraxen sind, zeigt eine aktuelle Studie, über Ursachen, Abläufe und Folgen einer Adipositas nicht auf dem aktuellen Wissensstand und folgen in ihren Empfehlungen eher Vorurteilen. Der Herausgeber, die gemeinnützige Initiative Kiefergesundheit, hat daher auch eine Übersicht über neue Erkenntnisse aus dem Bereich der Wissenschaft und erfahrener Fachorganisationen zusammengestellt.

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"Sauer macht lustig": Schäden für die Zähne

Besonders an warmen Tagen tun erfrischende Säfte und Smoothies gut – nur nicht den Zähnen, wie die aktuelle Ausgabe des „ZahnRat", der Patientenzeitschrift eines Verbundes von Landeszahnärztekammern, zeigt. Zucker und Fruchtsäuren, so die zitierten Zahnärzte, greifen den Zahnschmelz direkt an und können auf Dauer zu Zahnerosion führen. Gemeint damit ist die Ausspülung von kleinsten Bestandteilen aus dem Zahnschmelz, der dadurch seine Schutzfunktion verliert. Wann ein Getränk „sauer" sei, könne man am sogenannten ph-Wert erkennen: Je niedriger dieser liege, desto saurer sei das Getränk. Speichel habe einen ph-Wert von 6 bis 7, Kaffee und Kräutertee einen Wert rund um 5 pH, Cola, Apfel- und Orangensaft zeigen einen Wert zwischen 3 und 4 und Zitronensaft liegt bei 2 pH. Zitonensäure ist ein wesentlicher Bestandteil von Cola und vielen Limonaden, auch manchen Eistee-Produkten. Nicht nur die Früchte, sondern auch deren Säfte schaden dem Zahnschmelz, die Zahnärzte raten, Fruchtsäfte lieber zum Essen zu trinken oder sie zu verdünnen. Auch die Dauer des Kontaktes zwischen Säure und Zahnschmelz spielt eine Rolle: Man trinkt besser den Saft oder die Cola gleich aus als über kleine Abstände verteilt am Tag. Pausen zwischen der Säurebelastung ermöglichen dem Speichel, erste kleine Schäden wieder zu reparieren – diesen Prozess kann man mit Speichel-anregenden Zahnpflegekaugummis noch unterstützen. Hilfreich nach Obst oder Saft sind zudem, so der ZahnRat, Mundspülungen mit Wasser oder, noch besser, mit Milch: Milchprodukte haben einen ph-Wert von 6 und Inhaltsstoffe, die auch im Zahnschmelz vorkommen, und einen schützenden Effekt. Wer öfter erosive Ernährung oder Getränke zu sich nehme, tue gut daran, den Zahnschmelz durch direkt aufgetragene Fluorid-Gele zu stärken.

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Moderne Implantologie: mehr Biologie, mehr Technik

Während in den Entwicklungsjahren der Implantologie vor rund einem halben Jahrhundert vor allem technische Fragen insbesondere zur besten Form des Implantates im Zentrum standen, ist die Implantologie heute nicht nur im Zentrum der Medizin angekommen, sondern erweist sich durch seine komplexen Fragestellungen auch als Innovationsbeschleuniger in biologisch-medizinischem Wissen ebenso wie in der Medizintechnik. Das zeigte sich jüngst erneut bei einem Implantologen-Weltkongress in Krakau. Dabei wird durch Zellforschung immer deutlicher, wie das Gewebe auf den Fremdkörper Implantat reagiert und welche Angebote das Behandlungsvorgehen und das Implantat selbst den Zellen machen müssen, damit sie sich anlagern und dem Implantat Halt geben. Dabei, zeigt die Biologie, spielt der Reihenfolge eine Rolle, welche Zellenart zuerst „andockt" und welche andere Zellfamilien sich daran anschließen müssen, damit nachher ein gesundes Gewebe entsteht. Während auf der einen Seite die Technik voranschreitet und beispielsweise Diagnosen auch bei komplizierten Situationen ermöglicht oder auch Implantate mit noch besser Bauteilen zur Verfügung stellt, wird auf der anderen Seite immer deutlicher, dass der eigentliche Faktor für eine erfolgreiche Implantatversorgung das Gewebe am Implantat-Platz ist: Ist es ausreichend dick und gesund und wird es schonend behandelt, hat das Implantat beste Startbedingungen für einen oft jahrzehntelangen Behandlungserfolg.

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Zahnfehlstellung: Wann ist der beste Termin für eine Korrektur?

Grundsätzlich können Zahn- und Kieferfehlstellungen eine Vielzahl von Problemen nach sich ziehen. Wie Prof. Dr. Peter Proff, Universität Regensburg, vor Kurzem in einem Zeitschrift-Interview sagte, können beispielsweise der Schluckvorgang, die Atmung, die Kaufunktion, das Sprechen oder auch das Abbeißen betroffen sein. Studien zeigen, dass Kinder mit dauerhaft offenem Mund mehr zu Atemwegsinfektionen neigen und auch zu Karies aufgrund des trockenen Mundes. Wann für eine Korrektur des ungünstigen Zustandes der beste Zeitpunkt ist, ließe sich nicht pauschal sagen, so der Experte. Eine kieferorthopädische Behandlung könne bereits kurz nach der Geburt notwendig sein, wenn eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte behandelt werden muss. Auch in höherem und hohen Lebensalter sind Korrekturen noch möglich. Am sinnvollsten sind Behandlungsmaßnahmen zum einen sehr früh, wenn sie Spätfolgen vermeiden helfen – also beispielsweise bei vorzeitigem Milchzahnverlust und drohender Störung des Platzbedarfes der nachkommenden bleibenden Zähne. Zum anderen gilt die Phase des Wechselgebisses als klassischer Behandlungszeitraum, weil hier der natürliche Wachstumsschub des Körpers und der Knochen ausgenutzt werden kann. Dennoch, so Professor Proff, kann man nicht von einem „besten Termin" sprechen: Der richtige Zeitpunkt hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab und muss „nach sorgfältiger individueller Untersuchung durch eine Fachzahnärztin oder einen Fachzahnarzt für Kieferorthopädie entschieden werden."

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Zahnbelag & Co: der „Biofilm“

Während man früher von dem Zusammenhang ausging, dass länger bestehender Zahnbelag Karies verursacht, sieht die moderne Zahnmedizin den Prozess heute ganzheitlicher: Wissenschaftlicher, Zahnärzte und ihre auf Prophylaxe spezialisierten Teams sprechen heute von Biofilm. Dahinter steht die erweiterte Sicht auf den Mund und seine Vielzahl an Bakterienfamilien und Keimen und der Blick darauf, ob sich das „Biotop Mundhöhle" in einem guten Gleichgewicht aus gesunden und weniger gesunden Bakterien befindet. Das Gleichgewicht kommt beispielsweise dann aus dem Lot, wenn die „guten Bakterien" die „bösen Bakterien" (pathogene Keime) nicht mehr in Schach halten können. Das passiert beispielsweise dann, wenn Zahnbelag vorhanden ist, in dem sich die pathogenen Bakterien verstecken können: Hier sind sie nicht nur vor Abwehrzellen des Immunsystems geschützt, sondern auch vor Antibiotika. Sie finden reichlich Nahrung und geben Stoffe ab, die den Zahnschmelz zerstören und Karies verursachen, auch das Zahnfleisch wird gereizt und kann sich ebenso entzünden wie das Zahnbett. Über kleinste Wunden, so die aktuelle Forschung, können pathogene Keime in die Blutbahn geraten und zu Organen geschwemmt werden, wo sie möglicherweise zum Entzündungsgeschehen beitragen. In der modernen Zahnmedizin spricht man daher vom „Biofilm-Management", wenn es darum geht, die Bakterienkolonien unter Kontrolle zu halten und Zähne und Zahnfleisch vor Erkrankungen zu schützen.

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Zahnimplantate: Schutz für die natürlichen Zähne

Junge und ältere bzw. alte Menschen haben meist unterschiedliche Gründe für die Versorgung mit einem implantatgetragenen Zahnersatz: Bei jungen Leuten muss meist ein Einzelzahn ersetzt werden, der beispielsweise wegen eines Unfalls verloren ging. Bei älteren Menschen spielt Zahnverlust aufgrund von Zahnbettentzündungen oder Abbau von Knochen und Zahnbettgewebe die größte Rolle. Implantate werden, zeigt eine Studie an der Universität Göttingen, bei diesen Patienten aber nicht nur zum Ausgleich der verloren gegangenen Zähne gesetzt, sondern nicht selten auch, um gleichzeitig das Zahnbett rund um die noch erhaltenen natürliche Zähne zu stabilisieren und vor weiterem Abbau zu schützen. Da sich Gewebe wie Knochen, Muskeln, Haltegewebe mit der Zeit zurückbildet, wenn es nicht belastet wird, gibt der implantatgetragene Zahnersatz gesunde Signale für den Gewebeerhalt bzw. die Regeneration. Mit einem gesunden stabilen Zahnbett steigt die Chance auf eine lange Lebensdauer der natürlichen eigenen Zähne. Sorgen bereiten manchen Älteren bei der Frage „Implantat – Ja oder Nein" ihr allgemeiner Gesundheitszustand. Die Studie zeigte aber, dass die älteren Teilnehmer trotz Erkrankungen wie Herzschwäche, Bluthochdruck oder Diabetes kein bedeutend größeres Risiko hatten, das gesetzte Implantat wieder zu verlieren – zeigte sich kein negativer Einfluss der Implantation auf die Allgemeinerkrankungen.

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