Aktuelles aus der Praxis

Implantologie: Frühversagen wegen Autoimmunerkrankung

In der Regel haben moderne Implantate eine sehr lange „Liegezeit", das heißt: Einmal gut platziert gesetzt und in das Gewebe eingeheilt kann man, bei entsprechender Pflege, viele Jahre auf ihre stabile Mitarbeit in der Zahnreihe bauen.  Aber auch bei bester Pflege lassen sich biologische Risiken nicht ganz ausschalten, die zu einem vorzeitigen Zahnverlust beitragen können. Zu solchen potentiellen Risiken gehören beispielsweise Autoimmunerkrankungen. Unter solchen leiden statistisch gesehen deutlich mehr Frauen als Männer. Morbus Crohn und vergleichbare andere chronisch-entzündliche Erkrankungen verändern die Immunantwort auf Herausforderungen, wie sie eine Implantation eines Fremdstoffes – in diesem Fall eines Implantates – darstellt. Das berichtete Prof. Dr. Elisabeth Märker-Hermann beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie/DGI vor wenigen Wochen. Aufgrund einer komplexen Folge von Reaktionen bei solchen Veranlagungen richtet sich das körpereigene Abwehrsystem gegen den Fremdkörper: Statt dass Zellen sich ansiedeln, die den Fremdkörper mit dem umliegenden Kieferknochen und dem Zahnbettgewebe verbinden, werden alle biologischen Schritte zum nachhaltigen Einheilen torpediert. Vorhersagbar ist eine solche Abstoßreaktion aber nicht in jedem Fall – bei entsprechender Vorerkrankung müssen Planung und Aufklärung allerdings besonders intensiv die möglichen Folgen im Blick haben.

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Zahnzwischenräume: Plaque-Risiko-Stelle

Wenn man sich eine Zahnreihe anschaut, sieht man in der Regel die Zahnvorderseiten, manchmal auch die Kauflächen. Was man oft nicht wahrnimmt, ist, dass es zwischen den Zähnen einen mehr oder weniger breiten Bereich gibt: die Zahnzwischenräume. Was man sich aber gut vorstellen kann: Hier ist Zahnbelag oft gut geschützt vor einer reinigenden Zahnbürste. Kein Wunder also, dass es mittlerweile eine ganze Reihe an „Zahnzwischenraumreinigungshilfen" gibt, die die versteckten Zahnbeläge sorgfältig entfernen können. Denn Karies gibt es nicht nur an den sichtbaren Stellen der Zähne: Da, wo man nicht so leicht hinsieht, ist eine entstandene Karies auch nicht so leicht zu behandeln. Wie ein Fachbeitrag in einem zahnärztlichen Journal nun berichtete, ist die Reinigung der Zahnzwischenräume von Kindheit an wichtig – und endet auch in höherem Alter nicht, wenn es nur noch wenige eigene natürliche Zähne gibt: In dieser Lebensphase liegen zudem oft schon einige Stellen der Zahnwurzeln frei und damit Bereiche, die nicht so gut durch harten Zahnschmelz geschützt sind. Gerade dann ist eine sorgfältige Zahnzwischenraum-Pflege besonders notwendig, da die empfindlicheren Zahnwurzel-Bereiche noch leichter von kariesfördernden Bakterien angegriffen werden können. Ältere Patientinnen und Patienten, die noch selbst für ihre Mundhygiene sorgen können, sollten den Umgang mit Zahnseide, oder, weil oft leichter zu handhaben: mit Zahnzwischenraumbürstchen kennen oder lernen. Wenn bereits Pflege notwendig ist, solle darauf geachtet werden, dass bei der Mundreinigung auch die Zahnzwischenräume gesäubert werden. Es gilt, Karies bis weit ins hohe Alter hinein vorzubeugen – denn dann ist eine eventuell notwendige Zahnbehandlung meist aufwändiger und belastender als in jüngeren Jahren.

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Schlafmedizin: auch an Zähne denken

Man mag nicht auf den ersten Blick darauf kommen, dass „Zähne" beim Thema Schlafen eine relevante Rolle spielen: Wenn man aber wahrnimmt, dass es zu diesem Thema sogar eine eigene wissenschaftliche Fachgesellschaft gibt, die Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Schlafmedizin/DGZS, dann wird schon deutlich, dass dies ein größeres wissenschaftliches und praktisches Aufgabengebiet ist. Kürzlich befasste sich diese DGZS mit dem Thema nächtliches Atmen – und mit Situationen in Mund, die den notwendigen Luftaustausch behindern. Einen aktuellen Anlass für die Befassung mit dem Thema gab es auch: Die sogenannten Unterkieferprotrussionsschienen (UPS) sind inzwischen in bestimmten Fällen erstattungsfähig. Diese Schienen, die durch kontrollierte Führung des Unterkiefers dafür sorgen, dass die Atemwege in nächtlicher Entspannungsphase frei bleiben, haben offenbar genug Wirksamkeit bewiesen, dass sie nun auch von den Krankenkassen bezahlt werden. Solche auch „Anti-Schnarch-Schienen" genannten Geräte können auch Leben retten: Nächtliche Atemaussetzer bergen ein deutliches Risiko bis hin zu Schlaganfällen. Ein wichtiges Anliegen der Wissenschaftler: Die Schienen-Behandlung müsse fachgerecht erfolgen. „Selbstangepasste" vorgefertigte Schienen seien keine Option. Da insbesondere schwere oder komplizierte atembezogene Schlafstörungen interdisziplinär begleitet werden sollten, seien in solchen Fällen spezialisierte Zentren eine sinnvolle Anlaufstelle.

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Mumienforschung: Nachrichten über Zahnstein

Vielleicht dienen die gewonnen Erkenntnisse der Mumienforscher an der Universität von Trient in Italien nicht sofort der weiteren Optimierung der Zahn- und Mundgesundheit oder ihrer Pflege – auf jeden Fall vertiefen die Studien zum rund 8.500 bis 3000 Jahre alten Zahnstein der Mumien aus italienischen Gräberfeldern aber den Erkenntnisgewinn. Ein Blickpunkt aktuellen Studie galt dabei der Zusammensetzung des Zahnbelages und der Frage, ob sich hier im Vergleich zu heute erheblich etwas verändert hat – und falls ja, was das bedeutet. Zunächst jedoch stellte man fest, dass der damals vertretene Hauptkeim in der Plaque („Methanobrevibacter") auch heute noch, wenn auch nicht in ebenso überragender Anzahl, im Zahnbelag vorhanden ist. Verglichen wurden die eigenen Erkenntnisse zudem mit Forschungsergebnissen zu Zahnbelag bei Neandertalern. Letztlich wurden, wie eine zahnärztliche Zeitung berichtete, über 100 Zahnsteinproben aus rund 50.000 Jahren, acht Ländern und drei Kontinenten untersucht. Ein spannendes Ergebnis: Während Methanobrevibacter-Keime, die in größerer Artenvielfalt vorkamen, in den ältesten Plaque-Proben bis ins Spätmittelalter kaum verändert existierten, gibt es dann einen Bruch: Es entstand eine neue Keim-Variante ganz ohne weitere Untergruppen, die älteren Varianten waren nun nicht mehr existent. Auch im Verdauungstrakt war das bei anderen Studien schon aufgefallen: Vor rund 5000 Jahren kam es offenbar zu einem großen Artensterben im Bereich der im Körper vorhandenen Bakterien. Die Forscher gehen davon aus, dass die Entwicklung und Weiterentwicklung von Technik, Industrialisierung und medizinischen Verfahren starken Einfluss auf das Mikrobiom, die Gemeinschaft der Keime im Körper, hatte – und hat.

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Implantate: ständiges Update

Wichtig ist, dass die Forschung rund um medizinische Verfahren immer weiter geht. Mal ist es eine neue Technik, die andere Einsichten ermöglicht – beispielsweise hat die Entwicklung von dreidimensionalen „Bildern" anstelle von zweidimensionalen Röntgenbildern ermöglicht, die Lage rund um einen Behandlungsbereich noch realistischer erkennen zu können. Oder neue Erkenntnisse in der Biologie ermöglichen neue medizinische Vorgehensweisen. Mindestens so wichtig wie die Wissenschaft selbst ist aber auch, sie in einem größeren Kreis zu prüfen und für die Nutzung im Handlungsalltag zu bewerten. Genau dies leistet für den Bereich dentale Implantate die DGI, die wissenschaftliche Fachgesellschaft „Deutsche Gesellschaft für Implantologie". Regelmäßig – nach meist längerer Vorarbeit mit Sichten neuer wissenschaftlicher Veröffentlichungen – kommen Experten aus der Wissenschaft und von ganz verschiedenen Universitäten sowie erfahrene Praktiker aus den meistspezialisierten Zahnarztpraxen zusammen, um sich über die neueren fachlichen Errungenschaften auszutauschen und die Empfehlungen in sogenannte „Leitlinien" einzubringen, die den Anwendern als Grundlage für Entscheidungen dienen. Eine solche Leitlinienkonferenz der DGI hat auch vor ein paar Wochen wieder stattgefunden – hier ging es beispielsweise um Aspekte wie Periimplantitis, Implantate bei besonderen Ausgangslagen im Zahnbestand, bei Diabetikern und Patienten mit knochenstabilitäts-relevanten Medikamenten. Von diesen Expertentreffen bekommen Patienten in der Regel gar nichts mit – von der Verbesserung ihrer Behandlung in ihrer Zahnarztpraxis allerdings durchaus.

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Lippenstift: Was man so mit isst...

Nicht wenige Frauen, die gern und viel Lippenstift nutzen, haben sich schon gefragt, wieviel davon zum Beispiel beim Essen und Trinken mit aufgenommen wird: Ist das viel, schadet das? Dieser Frage widmete sich jüngst auch das Magazin „test" der Stiftung Warentest. Untersucht wurden verschiedene Lippenstiftprodukte einer speziellen Farbgebung, in diesem Fall: Rosenholztöne. Zuerst einmal hat das Test-Team errechnet, wie viel Lippenstift bei täglicher Nutzung pro Jahr „mitgegessen" wird: Bis zu fünf Lippenstifte seien es, so die Tester, und insofern sei es schon relevant, ob die Stifte möglicherweise schädliche Inhaltsstoffe haben. Im Ergebnis war keiner der geprüften Lippenstifte ganz schadstofffrei, insofern gab es auch kein Produkt, das mit gut oder sehr gut benotet wurde. Am Preis jedenfalls kann man die Qualität nicht festmachen – unter den beiden, die ein Mangelhaft erhielten aufgrund belasteter Zusammensetzung, war eines aus der eher preiswerten Klasse und das andere aus dem hochpreisigen Couture-Bereich. Die beiden besten aus dem Kreis der anderen Produkte, die alle mit befriedigend bewertet wurden, waren ein Produkt eines Naturkosmetik-Herstellers und eines des größten weltweit verbreiteten Kosmetikunternehmens. Als problematisch gelten Bestandteile wie Erdöle, synthetische Kohlenwasserstoffe und das „Sonnenschutzmittel" Titandioxid. Vor der Lippenstift-Anwendung gewarnt werden musste allerdings nicht: Derzeit bewegt sich die Risiko-Einschätzung noch auf niedrigem Niveau, und die Inhaltsstoffe sind nicht verboten.

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Wurzelbehandlung: Ja – trotz Ängsten?

Zum Thema Wurzelbehandlung sind nach wie vor in der Bevölkerung viele schmerz-assoziierte Vorurteile präsent – in der Regel stammen sie aus „alten Zeiten", in denen an die nachhaltigen und vergleichsweise eher sanften Verfahren von heute noch gar nicht zu denken war. Gewandelt hat sich aber nicht nur die Technik und die wissenschaftliche Erkenntnis, sondern auch das Wertebild zur Bedeutung der körpereigenen Materialien gegenüber dem Einsatz von Fremdstoffen als Ersatzprodukt. Das wird besonders an einer Studie Göttinger Wissenschaftler deutlich, die Patienten nach einer Wurzelbehandlung fragten, ob sie diese – trotz mancher unterschiedlich intensiv erlittenen Schmerzen – noch einmal durchführen lassen würden. Das Ergebnis, über das ein zahnmedizinisches Fachmagazin berichtete, zeigt: Fast 90 % aller Befragten würden sich trotz aller Belastungen erneut für eine Wurzelbehandlung entscheiden. Der möglichst lange Erhalt des natürlichen Gewebes wurde ebenso gut bewertet wie die Aspekte Kosten, Aussehen und natürliche Kaufähigkeit. Die Wissenschaftler empfehlen aufgrund der Rückmeldungen, für eine Wurzelbehandlung nicht zuletzt auf diese Behandlungsform besonders ausgerichtete Praxen aufzusuchen.

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Fluorid: „unentbehrliches Arzneimittel“

Während hierzulande die Diskussion oft zwischen den Meinungspolen hin und her läuft – Fluorid ist gut, Fluorid ist schlecht – hat jetzt die WHO ein klares Wort gesprochen: Die Weltgesundheitsorganisation hat zahnmedizinische Produkte mit Fluorid in ihre Liste der „unentbehrlichen Arzneimittel" aufgenommen. Das ist eine sehr klare Haltung. Auch, was die Relevanz betrifft: In den letzten Jahren galt Fluorid, eine Art Salz, eher als ein Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine und Mineralstoffe. Nun wird Fluorid als Medikament bewertet. Wie aktuell eine Fachzeitschrift berichtet, ist nicht zuletzt sein Einsatzgebiet als Schutz vor Karies schwerwiegend und relevant genug für diese Umklassifizierung. Die Eingruppierung in den Bereich „unentbehrliches Arzneimittel" bedeutet: Die WHO sieht das Produkt als so sinnvoll an, dass alle Menschen stets Zugang zu Fluorid (und den anderen in dieser Rubrik gelisteten Stoffen) haben und alle Regierungen sicherstellen sollen, dass der Bevölkerung Verfügbarkeit und erschwingliche Kosten ermöglicht werden. Der Welt-Zahnärzte-Verband FDI unterstützt das WHO-Vorgehen: Diese neue Vorgabe könnte die Chance, dass mehr Menschen als bisher von der weltweit verbreitetsten Erkrankung verschont bleiben, verbessern. Gut sei, dass die WHO damit auch Munderkrankungen als Erkrankungen anerkennt und deren Vorbeugung unterstützt.

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