In den digitalen Foren rund um Zahnmedizin und Implantate ist eine Frage recht häufig: In Verbindung mit einem entsprechenden Röntgenbild wird erkundet, um was für ein Implantat es sich im jeweiligen Fall handeln könnte. Sinnvoll wäre insofern ein „Implantat-Pass", wie ihn beispielsweise Patienten mit einer Hüft-Prothese automatisch erhalten. Das kann wichtig werden, wenn bei einem Umzug die behandelnde Zahnarztpraxis gewechselt wird und kein Kontakt zur früheren Praxis mehr besteht. Grund: Für jeden Implantat-Typ gibt es spezielles zierliches Werkzeug, mit dem man das gesetzte Implantat im Bedarfsfall wieder entfernen kann. Einen solchen Implantatpass – in diesem Fall für dentale Implantate – plant derzeit die wissenschaftliche Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Implantologie (DGI) zusammen mit Herstellern und weiteren involvierten Organisationen und IT-Spezialisten. Während verlorene Papier-Pässe bisher immer wieder zu Informations-Verlusten führten oder bei der Behandlungsplanung nicht vorlagen, soll der neue Implantat-Pass digital und insofern abspeicherbar sein. Die Planungen für einen solchen Zahnimplantat-Pass sind derzeit noch nicht abgeschlossen – nicht zuletzt an dieser Stelle werden die Leser/innen informiert, sobald das Projekt in die Tat umgesetzt wird.
Junge Menschen im Teenager-Alter spielten in der Zahnmedizin – außerhalb der Kieferorthopädie, müsste ergänzt werden – oft eine eher untergeordnete Rolle, berichtete kürzlich ein Fachartikel zum Thema Prophylaxe. Es sei eine altersgerechte Kommunikation notwendig, um bei den jungen Menschen eine nachhaltige Motivation zur Prävention von Mundschäden zu erreichen. In einer Zeit, in der Mädchen und Jungen ihre eigene Persönlichkeit suchen und entwickeln, spielten andere Themen eine größere Rolle als Gesundheit. Dabei seien die Jugendlichen keine homogene Gruppe: Während es unter ihnen Mädchen und Jungen gäbe, die ein fast schon übergroßes Interesse an Mundgesundheit und Dentalästhetik zeigten, sei das Thema bei anderen überhaupt nicht relevant. Zudem könne sich das jeweils bestehende Interesse auch kurzfristig wandeln. Gerade bei eher sensibel aufgestellten Patienten, nicht zuletzt in der Altersgruppe Pubertät, solle vor allem motivierend und nicht kritisierend kommuniziert werden. Negativbotschaften führten selten zu einer Verbesserung des Verhaltens. Was für den Umgang in der Zahnarztpraxis formuliert war, ist allerdings auch auf anderen Ebenen gut anwendbar und erleichtert das Miteinander: eine zugewandte Kommunikation und Respekt und auch Anerkennung für bereits kleinere Schritte wie pünktliches Erscheinen. Unterforderung sei ebenso zu vermeiden wie Überforderung. Wichtig sei, die Motivation hinter dem Verhalten und dem Interesse – hier: an Mundgesundheit – zu erfahren und entsprechend zu nutzen. Fachlich sei zu beachten, dass aufgrund der hormonellen Veränderungen die Jugendlichen häufiger zu Zahnfleischbluten neigen. Ein gegenseitig wertschätzendes Miteinander sei zudem eine gute Grundlage für die Zukunft: Die Zeitspanne der Pubertät sei letztlich eine kurze, Prophylaxe aber eine lebenslange Aufgabe.
Das Statistische Jahrbuch der Bundeszahnärztekammer, das jedes Jahr im Dezember erscheint, bietet immer spannende Daten rund um Gesundheit und Mundgesundheit in Deutschland. So wurde beispielsweise dieses Mal festgestellt, dass die Anzahl der Raucher zurückgeht und auch der Konsum reinen Alkohols pro Kopf und Jahr. Nicht zuletzt sinkt der Zuckerkonsum langsam aber spürbar – von 35,3 Kilo auf 32,5 Kilo pro Kopf in den letzten 20 Jahren. Dies sei, so die Bundeszahnärztekammer, ein gutes Signal auch für die Mundgesundheit, da mit dieser Entwicklung auch die Belastung durch entsprechende Risikofaktoren sinkt. Hinzu kommt, das4.s hierzulande deutlich mehr Mundhygienehilfsmittel wie Zahnbürsten, Zahnseide, Interdentalraumreiniger und Zahnpasta zum Einsatz kommen: Der Verbrauch an Zahnpastatuben (75 ml) stieg zwischen 2005 und 2021 von 4,9 pro Kopf auf 5,3 – und liegt damit dennoch unter der empfohlenen Menge von 7,3 Tuben. An die Empfehlung von 4 Zahnbürsten pro Jahr kommt die Entwicklung zwischen 2,3 Zahnbürsten im Jahr 2005 und 3,2 im Jahr 2021 schon fast heran. Bei Zahnseide haben sich die Nutzungszahlen geradezu verdoppelt, ausgehend vom Verbrauch von rund 60 cm langem Faden von durchschnittlich 11,5 Anwendungen in 2005 auf 22,8 Anwendungen im Jahr 2021. Eine beeindruckende Steigerung – dennoch ganz erheblich unter der empfohlenen Anzahl von 365 Anwendungen pro Jahr, also dem täglichen Einsatz. Eine noch deutlichere Erfolgsbilanz in Sachen Nutzung können die Interdentalraumbürstchen verbuchen: Gab es in 2005 einen Pro-Kopf-Verbrauch von 0,5, lag er in 2021 bei bereits 6,1 Bürstchen, allerdings liegt auch hier die Nutzungsmenge unter der Empfehlung von 52 Stück pro Kopf und Jahr seitens der Zahnmediziner. In der Zeit der Pandemie sind die statischen Erfolgskurven bei Zahnpasta und Zahnbürste allerdings gesunken – seither steigt die Nutzung wieder langsam an.
Generell ist es besser, dem Körper bei Behandlungsbedarf möglichst minimalinvasive Verfahren zuzumuten – kein Wunder also, wenn beispielsweise einteilige Mini-Implantate auf großes Interesse stoßen. Hierzulande werden sie, wie ein aktueller Bericht im Implantologie-Fachjournal ZZI, dem Mitglieder-Journal der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI), zeigt, vor allem zur Stabilisierung von herausnehmbarem Zahnersatz eingesetzt. Sie verkürzen in der Regel die Behandlungsdauer und reduzieren auch nachoperative Belastungen. Dass sie so klein sind, macht allerdings für die behandelnden Zahnärzte den Aufwand nicht geringer: Gerade ihre im Vergleich zu den klassischen Implantatformen reduzierte Größe und auch Belastbarkeit erfordert eine recht aufwändige Planung, damit der gewünschte Behandlungserfolg auch nachhaltig eintritt. Insbesondere im Unterkiefer, zeigen Studien, leisten die Miniimplantate schon sehr gute Dienste – im Oberkiefer gemäß Erfahrungen des Autors des Fachjournal-Beitrages sind sie auch einsetzbar, es gibt aber noch zu wenig Daten, um eine fundierte Studie zu erstellen. Je nach Ausgangslage seien herkömmliche Zahnersatz-Lösungen im Oberkiefer möglicherweise die sicherere Lösung. Insgesamt tragen die Miniimplantate dazu bei, dass mehr Patienten als bisher eine gute und sichere Beiß- und Kaufunktion ihres Zahnersatzes über die feste Verankerung im Kiefer erreichen können.
Manchmal schafft es der Mundgeruch auch in die Tageszeitung: So geschehen Anfang Januar, als eine chinesische Studie zu dieser Thematik den Weg ist die deutsche Tagespresse fand. Die Wissenschaftler der Chengdu-Universität hatten sich die bereits veröffentlichen vielfältigen Studien zum Thema „Probiotika und Mundgeruch" angeschaut und die Studiengrundlagen und –ergebnisse verglichen. Die in den Vergleich einbezogenen Studien ergaben, dass sogenannt Probiotika (Zubereitungsform mit lebenden Organismen – beispielsweise als Lutschtablette oder in Form eines Kaugummis genutzt) die Entwicklung des unangenehmen Mundgeruchs verringern können. Während viele Laien noch immer annehmen, dass der Mundgeruch aus dem Magen komme, untermauerten die Wissenschaftler noch einmal dezidiert, dass bei 90 % aller Menschen mit Mundgeruch dieser im Mund durch bakteriellen Stoffwechsel von Nahrungsresten entsteht. Bei 6 % der Menschen weltweit sei Mundgeruch chronisch. Andererseits ist anzumerken, dass Mundgeruch, den man nicht mehr wahrnimmt oder der einem von einem hilfsbereiten Gegenüber signalisiert wird, auch kein Hinweis mehr sein kann auf riskante Entwicklungen: Bakterielle Beläge auf und zwischen den Zähnen und auf der Zunge bleiben schädlich, auch wenn man sie nicht riecht. Es ist insofern ein Dienst an der Gesundheit seines Gegenübers, auf bestehenden Mundgeruch aufmerksam zu machen: Nur so kann der Betroffene dafür sorgen, dass der von ihm selbst nicht wahrnehmbare Stoffwechselprozess an vermutlich versteckter Stelle im Mund entdeckt und beseitigt wird, entweder durch eigene Zahnzwischenraum-Hygiene oder in der Hauszahnarztpraxis.
Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste, von Entzündungen begleitete Gelenkveränderung – und damit kommen gleich zwei Risiken zusammen, die das Einheilen eines Zahn-Implantates betreffen: Auf der einen Seite behindern die Medikamente, die das Immunsystem hinsichtlich der rheumatischen Entzündungsfaktoren regulieren, die Einheilung des Implantates in das Gewebe im Kiefer, und zum anderen erschweren die oftmals stark belasteten Finger und Gelenke die sorgfältige Mundhygiene. Das macht eine besonders intensive Behandlungsplanung notwendig, sagt Prof. Dr. Dr. Christian Walter in der Fachzeitschrift ZZI, dem Mitglieder-Journal der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Beispielsweise müsse auch geprüft werden, ob es Anzeichen für eine Osteoporose gibt: Wird der Knochen porös, ist der Halt für ein Zahn-Implantat nur schwer zu erreichen. Die gute Nachricht für entsprechend betroffene Patienten: Das Vorhandensein einer rheumatoiden Arthritis ist keine generelle Kontraindikation für Zahn-Implantate! Notwendig ist allerdings eine sehr gute Überlegung im Vorfeld, welche Einschränkungen vorliegen bzw. sich in der bevorstehenden Zeit entwickeln können und ob diese für den Patienten im Fall einer Implantatversorgung zu einer hohen Herausforderung werden könnten. Ein erfahrenes Praxisteam ist hier ein sehr guter Ansprechpartner.
Die Auswirkungen des Rauchens auf die Allgemeingesundheit und die Mundgesundheit im Besondern sind auch den Rauchern weitgehend bekannt: Der Nikotin-Konsum führt zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, belastet die Blutgefäße, kann Krebsentwicklungen in den betroffenen Regionen von Mund bis Lunge auslösen, der Alterungsprozess wird beschleunigt, bei Diabetikern gerät der Stoffwechsel aus dem Lot – und auch im Mund gibt es riskante Entwicklungen, abgesehen von unschön gelblich verfärbten und häufiger kariös erkrankten Zähnen: Das Zahnfleisch wird schlechter durchblutet, das Immunsystem geschädigt, so dass sich das Gewebe rund um den Zahn entzünden kann. Bei einer solchen Zahnbettentzündung (Parodontitis), die schleichend beginnt, kann die Gewebeschädigung so weit gehen, dass die betroffenen Zähne ihren Halt verlieren und ausfallen. Da ist es eine gute Nachricht, dass das Statistische Bundesamt kürzlich verkündet hat, dass der Raucheranteil in Deutschland gesunken ist – zwischen 1999 und 2021 um fast 10 Prozent. Aktuell sind rund 19 % der Bundesbürger Raucher/innen, bei den Männern sind es mit 22,3 Prozent deutlich mehr Rauchende als bei den Frauen mit 15,7 Prozent. Man kann die Zahlen auch andersherum lesen, dann sind sie noch deutlicher: 81 Prozent der Bundesbürger rauchen gar nicht und damit 10 Prozent mehr als noch vor rund 20 Jahren.
Genau wie der natürliche Zahn soll auch das Implantat, das einen entfernten Zahn und, genaugenommen, dessen Zahnwurzel ersetzt, einen festen Halt im Kieferknochen finden. Musste der natürliche Zahn entfernt werden, weil er bis in die Tiefe zerstört war, ist oft auch das umgebende Gewebe nicht mehr gesund und vollständig vorhanden. Damit das Implantat ausreichend Halt findet, ist es insofern notwendig, dass stützendes Gewebe neu aufgebaut wird. Dafür gibt es heute eine Vielzahl an Möglichkeiten, die auch einen Schwerpunkt im zurückliegenden Kongress der DGI, der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie, im vergangenen November in Hamburg bildeten. Wie Prof. Dr. Dr. Bilal Al Nawas dort berichtete, ist im Bereich der sogenannten Knochenersatzmaterialien derzeit viel in Bewegung. Nach wie vor sei aus biologischer Sicht ein Stabilisieren des Gewebe-Defektes mit körpereigenem Knochenmaterial der Goldstandard – aber auch ein Weg, der den Patienten Belastungen aussetzt: Das notwendige Knochenmaterial muss dem Körper an anderer Stelle entnommen werden. Je weniger Aufwand eine Knochenersatzbehandlung mache, sagte Professor Al Nawas, desto weniger belastend sei dies für die Patienten. Insofern sei es erfreulich, wie sehr die Entwicklung nicht-körpereigener Ersatzmaterialien voranschreite – aber auch die Gestaltung neuer Implantatformen, die kleiner und dennoch leistungsfähig sind und Knochenersatzmaterial-Behandlungen minimieren. Auch neue Behandlungstechniken werden derzeit geprüft, die ebenfalls ohne Ersatz-Produkte für den verloren gegangenen Kieferknochen auskommen. Die Implantologie werden immer biologischer, so das Resümee.