Nicht nur viele Kinder wissen, dass Zucker nicht gut für die Zähne ist: Die auf den Zähnen und am Zahnfleischrand im Zahnbelag („Plaque" oder „Biofilm") lebenden Bakterien ernähren sich von Zucker in all seinen Varianten und scheiden beim „Verdauen" Säuren aus, die den Zahnschmelz zerstören. Zucker kommt aber nicht nur in der bekannten Form als weißer Streuzucker oder als Zuckerwürfel vor, sondern auch in vielerlei anderer Bezeichnung, die weniger Sachkundige oft gar nicht als Zucker erkennen: Wie Prof. Dr. Stefan Zimmer von der Universität Witten-Herdecke, Vorsitzender der Aktion zahnfreundlich, kürzlich klar stellte, sind Lebensmittel mit „anderen Zuckerarten" für die Mundgesundheit nicht weniger schädlich als der klassische weiße Haushaltszucker. Insbesondere bei Fertigprodukten werde oft Zucker zugesetzt, um das Geschmackserlebnis zu verbessern – besonders oft beispielsweise „Fructose". Hierbei handelt es sich, wie der Mundinformationsdienst proDente berichtet, um nichts anderes als Fruchtzucker. Auch „Süßmolkepulver" sei letztlich Zucker, Glukose ebenfalls, und der beliebte Honig mache in Sachen Zahnschmelz-Risiko hier leider keine gesunde Ausnahme. Auch sei brauner Zucker nicht gesünder für die Zähne als weißer. Auch Traubenzucker sei bei Fertiggerichten nicht hilfreich: Da er weniger süßt als Haushaltszucker, sei oft sogar mehr von diesem enthalten als bei Vergleichsprodukten. Der Handel werbe mit vielen Begriffen, die auf Zuckerreduzierung verweisen: Gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte gebe es aber nur für die Begriffe zuckerfrei, zuckerarm und zuckerreduziert. „Ohne Zuckerzusatz" dagegen besage nicht, dass das Produkt tatsächlich keinen Zucker enthält.
Mundgeruch möchte niemand – bei anderen, aber auch bei sich selbst nicht. Gründe für Mundgeruch gibt es vielfältige, die meisten stehen in Verbindung mit nicht ausreichend intensiver Mundreinigung. Es reicht oft schon ein kleines Restchen Fleisch, das irgendwo an einer versteckten Stelle an einem Zahn fest hängt, um nach vergleichsweise kurzer Zeit zu Fäulnisgeruch zu führen. Eine andere Ursache hat jetzt eine internationale Forschergruppe aus deutschen, schweizer und italienischen Wissenschaftlern in den Blick genommen: Beläge auf dem Zungenrücken. Dabei haben sie Menschen mit Mundgeruch und solche ohne Mundgeruch verglichen. Was sich zeigte: Menschen mit Mundgeruch (Halitosis) haben nicht nur teilweise andere Bakterien auf der Zunge als die Mitglieder der gesunden Gruppe, sondern die Forscher fanden sogar bislang unbekannte Bakterienarten. Wie eine zahnärztliche Fachzeitung berichtete, bestand die Kontrollgruppe aus Patienten ohne Parodontitis. In der Halitosis-Gruppe zeigten sich dagegen erste Anzeichen dieser Zahnbettentzündung, zwei Mitglieder hatten Reflux (Sodbrennen, saures Aufstoßen) und einer gehörte zu den Rauchern. Keiner von ihnen reinigte im Rahmen der Mundhygiene auch seine Zunge. Der Zunge gelte im Hinblick auf Mundgesundheit und Mundgeruchsvermeidung ein größeres Gewicht, Patienten sollten sich im Rahmen der Prophylaxetermine entsprechend instruieren lassen.
Was sich inzwischen zeigt: Die Corona-Belastung mag sich hierzulande im Vergleich zum Beginn der Pandemie im Frühjahr abgeschwächt haben, aber sie ist nach wie vor vorhanden: Das zeigt sich an immer wieder aufflammenden Infektions-Hotspots und daran, dass es nach wie vor Corona-Patienten gibt, die in der Klinik und auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Da stellen sich manche Patienten die Frage, ob Arztbesuche und auch Zahnarztbesuche heute nicht doch ein Risiko darstellen, sich mit den Viren zu infizieren. So berechtigt es ist, sich eine kritische Grundhaltung zu bewahren, so wenig sinnvoll ist sie allerdings im Bereich Krankheitsbehandlung und –vermeidung. Manche Ärzte weisen bereits darauf hin, dass es auch indirekte Corona-Opfer gibt, die an ihrer nicht weiter behandelten Krankheit verstorben sind. Auch wenn Munderkrankungen in der Regel nicht ursächlich für solch schwere Verläufe sind, sind sie doch manchmal verstärkend, und sie können die Lebensqualität erheblich einschränken. Der Mundgesundheitsinformationsdienst proDente empfahl deshalb kürzlich eindringlich, dass Zahnarztbesuche wegen beginnender Karies oder Zahnfleischerkrankungen nicht aufgeschoben werden sollten. Beachtet werden müsse beim Besuch der Zahnarztpraxen nur, dass das Praxisteam rechtzeitig über Infektanzeichen informiert wird, also beispielsweise, ob Husten, Schnupfen, Fieber bestehen. Wie dann verfahren wird, richtet sich nach dem Grund für den Praxisbesuch – eventuell wird der Termin einfach verschoben, oder es wird, wie im Fall eines akuten Behandlungsbedarfs, gemäß Notfall-Plan der jeweiligen Praxis verfahren. Bei einer nachgewiesenen Corona-Infektion treten ebenfalls spezielle Abläufe in Kraft, dazu kann auch die Überweisung an eine Zahnklinik gehören.
Letztlich haben die Darmschleimhaut und die Mundschleimhaut vieles, was sie verbindet: Es ist also nicht verwunderlich, wenn ein Produkt, das nachweislich gut für die Arbeit der Darmschleimhaut ist, auch hinsichtlich seiner Effekte für die Mundschleimhaut untersucht wird. Zu solchen Produkten gehören die sogenannten „Probiotika". Dabei handelt es sich um Mikroorganismen, die dem vorhandenen Biofilm auf den Schleimhäuten helfen, mit stressigen Belastungen besser umzugehen. Ziel ist: das biologische Gleichgewicht wieder herzustellen. Wissenschaftler einer chinesischen Universität haben, so berichtete kürzlich eine Fachzeitschrift, nun untersucht, ob und wenn ja, wie solche Probiotika auch im Mund nützlich sein könnten. Insbesondere im Rahmen einer Strahlentherapie leidet die Mundschleimhaut oft sehr unter den Folgen. Das Ergebnis war eindeutig: Diejenigen Patienten, deren Behandlung durch Probiotika unterstützt worden war, hatten deutlich leichtere Mundschleimhautentzündungen als die Vergleichsgruppe. Auch die Anzahl relevanter Immunzellen war bei den Patienten mit Probiotika-Unterstützung höher.
Das kleine zahnärztliche Bonusheft, in dem die Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt eingetragen und dort abgestempelt werden, hat bei manchen Patienten im Laufe der genutzten Jahre seine anfängliche Sauberkeit eingebüßt oder ist, auch das war nicht so selten, verlorengegangen. Dann war es mühsam, die Untersuchungen nachtragen zu lassen, zumal, wenn sie in unterschiedlichen Zahnarztpraxen erfolgten. Bekanntermaßen führt ein gut und regelmäßig geführtes Bonus-Heft zu erhöhtem Zuschuss der Krankenkasse, falls einmal Zahnersatz-Leistungen notwendig sind. Nun bricht bald eine neue Ära an – jedenfalls sind entsprechende Pläne verabschiedet. Wie die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung im Sommer mitteilte, könnte das Bonus-Heft ab dem Jahr 2022 Teil der Elektronischen Patientenakte sein beziehungsweise werden. Weniger Papier ist einer der Vorteile, leichtere Übersicht für Patienten und Zahnärzte ebenfalls. Das Nachtragen von Kontrollterminen, weil man sein Bonus-Heft vergessen hat, entfällt. Zudem könnte das neue Programm auch an anstehende nächste Kontrolluntersuchungen erinnern. Bis dahin gilt: gut auf das Bonus-Heft aufpassen – es ist bares Geld wert!
Für manche Menschen ist Speichel schlicht „Spucke" – für andere: ein hochspannendes Forschungsgebiet. Zu letzteren gehört eine Gruppe chinesischer zahnmedizinischer Wissenschaftler. Sie haben den Gedanken weiterverfolgt, dass der Mund letztlich das „Einfalltor" für Nahrung, Flüssigkeiten und auch zahlreiche Keime aller Art ist. Für Letztere bildet der Speichel mit seinen Inhaltsstoffen eine Art allererste Schranke – er ist lokaler Partner des Immunsystems, das für die Krankheitsabwehr zuständig ist. Ein Inhaltsstoff namens Histatin-5, der zu der Peptid-Gruppe der Histatine gehört (Peptide sind eine Art Eiweiß(Protein)-Verbindung), hat bei den Studien sein Potential gezeigt bei der Abwehr von Pilzen und Bakterien. Nicht so erfolgreich wie gewünscht war das Forscherteam bei dem Versuch, dieses Histatin-5, das auch gut auf dem Zahnschmelz andockt, so zu verändern, dass es gegen Karies hilft. Aber, so das Resümee eines Beitrags in einer zahnmedizinischen Fachzeitschrift: Es erwies sich als nützlich vor allem gegen Bakterien und ihre Anhaftung am Zahnschmelz. Unterm Strich sagten die Wissenschaftler: Schon jetzt ist der Speichel sehr hilfreich bei der Gesunderhaltung der Zahnoberflächen. Seine Leistung könne in Zukunft aber vielleicht noch getoppt werden, wenn das untersuchte Speichel-Protein in Form einer Lösung auf die Zähne aufgetragen werden kann.
Nicht nur die Zahnärzteschaft und ihre wissenschaftlichen Einrichtungen beobachten die Entwicklung der Zahngesundheit insbesondere der Kinder alljährlich mit besonderer Aufmerksamkeit: Auch Krankenkassen werten ihre entsprechenden Daten aus. Das macht auch deutlich, warum die Ergebnisse nicht immer übereinstimmend sind: Die untersuchten Kinder machen bei Krankenkassen-Daten immer nur eine Teilgruppe aus der Gesamtzahl der Kinder aus. Im Juli beispielsweise veröffentlichte die AOK Nordost solche Zahlen aus ihren Mitglieder-Datenbanken. Sie untermauern, dass die Zahngesundheit der Kinder zwar grundsätzlich auf einem sehr guten Weg ist – aber nicht überall gleichermaßen. So stellte die Kasse fest, dass in Mecklenburg-Vorpommern die Anzahl der Zahnfüllungen bei Kindern gesunken ist, im Land Brandenburg gleich blieb – und in Berlin leicht anstieg. Ein erfreulicher Aspekt, der sich in allen Nordost-Bundesländern zeigte: Die Eltern nutzen Vorsorgeangebote heute mehr als früher. Die Kasse begrüßte das dezidiert, weil früh erkannte Zahnschäden auch frühzeitig behandelt werden könnten. Früherkennungsuntersuchungen sind seit 1. Juli 2019 auch für Kleinkinder zwischen 6. und 33. Lebensmonat „Kassenleistung" – damit soll vor allem das Auftreten der sogenannten frühkindlichen Karies eingedämmt werden.
Nicht zuletzt durch die intensive Forschung rund um den Auslöser der Corona-Krankheit Covid-19 sind Viren noch intensiver in das Blickfeld der Wissenschaft geraten. Dass dabei auch der Mund – ein Weg, durch den die Viren in den Körper gelangen – eine wichtige Rolle spielt, verwundert daher nicht. Französische Wissenschaftler beispielsweise haben untersucht, welche Rolle Zahnfleischtaschen in der Infektionskette spielen. Über die noch junge und gerade anlaufende Studie berichtete kürzlich eine große Zahnärzte-Fachzeitschrift. Untersucht wurde der sogenannte Biofilm in diesen Taschen: Der Biofilm ist ein Mix aus verschiedenen Bakterien und anderen Keimen, die zum Infektionsgeschehen rund um das Zahnbett beitragen – und durch dessen Anbindung an die Blutgefäße auch zu einer Kontamination, einer Belastung, des gesamten Körpers, führen können. Während im Allgemeinwissen die Präsenz von Bakterien im Biofilm gut verankert ist, ist das Vorhandensein von Viren im Biofilm und in der Gewebeflüssigkeit rund um das Zahnbett für Manche noch eher neu. Bestätigt ist mittlerweile, dass sich die für Corona relevanten Sars-CoV-2-Viren auch im Speichel nachweisen lassen. Nicht zuletzt deshalb vermutet man im Hinblick auf ein erneutes Ausbrechen der Erkrankung nach einer bereits erfolgten Genesung, dass es im Mund „Reservoire" geben könnte, wo die Viren überleben und zur erneuten Erkrankung führen: Solche Verstecke könnten Zahnfleischtaschen sein. Die Studien sind insofern interessant, weil es für die Zukunft auch darum gehen muss, ein Wiederaufflackern einer Infektion bei bereits genesenen Menschen zu vermeiden.