Wenn eine Zahnfüllung oder eine Teilkrone notwendig wird, wird das entsprechende „Teil" in der modernen Zahnmedizin häufig „geklebt". Spezielle Verbundstoffe sorgen dafür, dass unterschiedliche Füllungswerkstoffe und das natürliche Zahnhartgewebe fest miteinander in Verbindung treten und beispielsweise Bakterien keine Lücke finden, um sich dort einzunisten und auszubreiten. Damit das so dicht wird, gibt es eine Grundvoraussetzung: Beide Seiten, die zusammengeklebt werden sollen, müssen absolut trocken sein. Nun ist der Arbeitsplatz, die Behandlungsstelle, im Mund und damit in einem Bereich, der überall feucht ist und auch feucht sein muss. Ein Weg, Flüssigkeit zu vermeiden, ist beispielsweise die Blutstillung, wenn in tieferen Zahnbereichen „geklebt" werden muss. Diesem Thema hat sich kürzlich eine renommierte zahnärztliche Fachzeitschrift gewidmet. Einerseits sei der etablierte „Kofferdam" insbesondere in Bereichen nahe dem Zahnfleischrand notwendig – eine Art Abdeckungsfolie, die nur die zu behandelnde Region herausschauen lässt. Andererseits gelte zu Recht den Blutstillungsmedikamenten Aufmerksamkeit: Sie sind eine gute Hilfe – aber nicht perfekt. Je nach Produktart dieser Medikamente können beispielsweise die kleinen Kanälchen im Zahnhartgewebe so verändert werden, dass sie mit dem Adhäsiv, dem Klebstoff, nicht mehr zusammenarbeiten. Wie die Untersuchung der Schweizer Wissenschaftler ergab, gibt es derzeit noch keine sinnvolle Möglichkeit, in jedem Fall Feuchtigkeit im Verbund vollständig zu vermeiden. Der abschließenden Reinigung der Behandlungsstelle gilt insofern, so die Autoren der Arbeit, ein großes Gewicht, und die Auswahl passender Produkte dafür sei vielfältig.
Es wird viel geforscht auf der Welt – wenn Wissenschaftler wissen wollen, was zu einem ganz bestimmten Aspekt in den vielen Studien herausgekommen ist, machen sie eine sogenannte Meta-Analyse: Sie erforschen, zu welchen übereinstimmenden Aussagen die entsprechenden Studien gekommen sind. Eine Forschergruppe in China hat nun eine Metaanalyse zum Thema Lungenkrebs und Parodontitis gemacht – genaugenommen eine weitere, bei der sie im Vergleich zu Vorgänger-Metaanalysen Störfaktoren ausklammerten, die das Studienergebnis hätten beeinflussen können. Warum überhaupt nach einer Verbindung gesucht wurde, ist mittlerweile belegt: Die chronifizierte Zahnbettentzündung Parodontitis steht mit allgemeinem Krebsgeschehen in Verbindung. Wie eine große zahnärztliche Fachzeitschrift gerade berichtete, hat sich nach Ausklammern gemeinsamer Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes und erhöhter Alkoholkonsum gezeigt, dass es über diese Risikofaktoren hinaus tatsächlich direkte Verbindungen von Parodontitis und Lungenkrebs gibt: Ein spezielles Mikrobiom, das bei Parodontitis-Patienten auch im Mund nachweisbar ist, findet sich auch in der Lunge und gilt als ein „Trigger", ein Förderer der Krebsentwicklung. Ob tatsächlich eine Ursache-Wirkung-Verbindung besteht, ist noch nicht abschließend geklärt – die Wissenschaftler empfehlen aber, sicherheitshalber eine Parodontitis zu verhindern bzw. sie so früh wie möglich behandeln zu lassen.
Wie der Aktionskreis zum Tag der Zahngesundheit 2020 berichtet, gibt es eine ganze Reihe von Lebensmitteln, die für die Mundgesundheit direkt oder indirekt förderlich sind. Das beginnt bei kalziumhaltigen Nahrungsmitteln wie Käse und Milch, wobei fettarme Käsesorten zu bevorzugen seien. Da Fluoride ohnehin gut für die Stabilität des Zahnschmelzes sind, sind auch solche aus der Ernährung empfehlenswert: Neben fluoridiertem Speisesalz bieten auch grüne und schwarze Tees sowie unterschiedliche Fische Fluoride für die Zahngesundheit. Der Aktionskreis weist allerdings darauf hin, dass über die Ernährung aufgenommene Fluoride nicht die zahnschützenden Effekte von fluoridierter Zahnpasta ersetzen können. Nahrungsmittel mit Vitamin A (in gelben beziehungsweise orangefarbenen Gemüse- und Obstsorten) fördern die Gesundheit von Zahnfleisch und Mundschleimhaut, ebenso das Vitamin C (Zitrusfrüchte, Brokkoli, Spinat u.a.), das zudem das Immunsystem und damit die Abwehrkräfte unterstützt. Wer seine Zähne, vor allem seine Knochen und damit auch seine Kieferknochen stärken möchte, nutzt Zeit an der frischen Luft: Sonnenlicht, auch durch Wolken hindurch, bildet im Körper das notendige Vitamin D. Um das Zahnfleisch vor Erkrankungen zu schützen, sind auch Omega-3-Fettsäuren hilfreich, die sich in fettem Fisch wie Hering oder Lachs finden, aber auch in Walnüssen. Nicht zuletzt: Kauen ist gesund, auch für den Mund, da dabei Speichel produziert wird, der auf vielfältige Weise Zähne und Mund fit hält – insofern gehören feste Lebensmittel, die man kräftig kauen muss, wie beispielsweise Vollkornbrot oder Gemüsesticks, mit auf den Einkaufszettel.
Für Irritation sorgte kürzlich eine Meldung der Weltgesundheitsorganisation WHO, in der Corona-Zeit sollten nicht dringliche Zahnbehandlung besser verschoben werden. Die Bundeszahnärztekammer macht, ebenso wie andere zahnärztliche Organisationen, allerdings deutlich, dass diese Position nicht für alle Regionen der Welt gelte. Zwar gebe es Länder mit erheblichen Corona-Infektionszahlen und auch -Erkrankungen wie beispielsweise Brasilien, die Zustände dort seien mit denen in Ländern wie Deutschland allerdings nicht vergleichbar. Nicht nur lägen aufgrund vielfältiger Maßnahmen die Infektionszahlen im eigenen Land auf eher niedrigem Niveau – vor allem aber seien die deutschen Praxen wegen der hiesigen strengen Hygienevorschriften und nicht zuletzt aufgrund moderner Praxisausstattung „hervorragend aufgestellt". Schon immer seien die Hygienevorgaben in unserem Land besonders vielfältig gewesen und hätten zu einem hohen Schutzniveau in den Praxen beigetragen. Die Vorgaben für die Zahnarztpraxen seinen in verschiedenen Leitfäden zusammengestellt und würden bei Praxiskontrollbesuchen überprüft. Dazu gehören auch Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim RKI. Aktuelle wissenschaftliche Studien zu Corona-Effekten machten deutlich, dass die Zahnmedizin weder Infektionen weiterverbreitet noch ein erhöhtes Risiko für das Praxisteam und die Patienten besteht. Patienten sollten sich deshalb auch von Prophylaxeterminen nicht abhalten lassen und wie bisher die Routine ihrer Mundgesundheitsvorsorge beibehalten.
Wie sich bereits bei zurückliegenden Studien und Tests gezeigt hat, gibt es Gewürze, die eine gewisse antibakterielle Wirkung haben. Ägyptische Wissenschaftler haben nun das Gewürz Zimt etwas näher betrachtet – und stellten fest: Potential ist hier vorhanden! Zimt erwies sich im Laborversuch als unterstützend hilfreich gegen Kariesbakterien, gegen bestimmte Mund-Pilze, und es verbesserte die Fluoridfreisetzung. Nun wird überlegt, wie diese Erkenntnis genutzt werden könnte. Dabei bietet sich Zimtöl in bestimmter Konzentration bei einer noch jungen Behandlungsform von Karies an: Dabei wird nicht bis zum letzten kariösen Kern der defekten Stelle alles zerstörte Gewebe herausgebohrt, sondern nur bis zu einer gewissen Tiefe, um die empfindliche Pulpa, das gefäßführende Zahninnere, nicht zu stressen. Über diese Rest-Karies wird eine Abdeckschicht gegeben, die die Bakterien in der Rest-Karies einschließt und sie im Verlauf einiger weniger Monate an der weiteren Zahngewebe-Zerstörung endgültig hindert. Die Forscher überlegen nun, ob es Sinn machen könnte, dieser Verschluss-Schicht antibakterielles Zimtöl beizufügen. Auch mit Thymian-Öl sind bereits erfolgreiche Versuche bekannt geworden. Man geht davon aus, dass die Inaktivierung der Bakterien in der Rest-Karies erfolgreicher und zeitlich beschleunigter erfolgen könnte. Dabei muss das Endprodukt seine Druckfestigkeit behalten, was derzeit noch weitere wissenschaftliche Tests erfordert.
Zu wenig Zähneputzen ist bekanntermaßen nicht gesund: Es werden dann zu spät Zahnbeläge entfernt, in denen Bakterien leben und durch ihre Stoffwechselprozesse zahnschädigende Säuren ausscheiden. Bleibt der Zahnbelag, die Plaque, noch länger vor Ort, bildet sich fester Zahnstein, der mit der Zahnbürste gar nicht mehr entfernbar ist. Dass zuviel Zähneputzen allerdings auch nicht zahngesund sein kann, darauf verwies kürzlich Prof. Dr. Stefan Zimmer, Präventivzahnmediziner an der Universität Witten-Herdecke, in einem Zeitungsartikel. Vor allem die Intensität des Zähneputzens geriet dabei in den Fokus: Zahnärzte sähen immer öfter Putzdefekte. Rillen oder dünner werdender Zahnschmelz seien die Folge von zu kräftigem Andruck der Zahnbürste, insbesondere beim Schrubben kann es zu Schmelzschäden kommen. Wie man es individuell richtig macht, kann man in der Zahnarztpraxis lernen. Professor Zimmer kommt es dabei vor allem darauf an, dass jeder Mensch andere Voraussetzungen mitbringt und insofern auch anders als beispielsweise seine Familienmitglieder Zahnpflege betreiben muss. Wie eine Studie unter seiner Leitung ergab, kann auch eine weiche Zahnbürste zu starkem Abrieb führen, man kann sich also nicht schützen, in dem man selbst einfach von einer harten zu einer weichen Zahnbürste wechselt. Insbesondere kommt es auf Druck und Führung der Zahnbürste an. Jeder könne selbst testen, wie lang eine optimale Zahnreinigung bei einem selbst dauern sollte: mit einer Färbetablette, die nicht erreichte Zahnbeläge anzeigt.
Bei einer Autoimmunerkrankung bekämpfen die Antikörper keine Fremdstoffe, sondern Stoffe aus dem eigenen Körper – mit erheblichen bis lebensbedrohlichen Konsequenzen. In der Regel entwickeln sich bei solchen Autoimmunerkrankungen chronische Entzündungen. Diese führen je nach Art der Erkrankung im ganzen Körper oder in einzelnen Organen zu Zerstörungsprozessen, denen mit entsprechenden Medikamenten Einhalt oder zumindest Abschwächung geboten werden kann. Auch im Mund zeigen sich vielfältige Folgen, wie ein Fachbeitrag von DDr. Christa Eder in einer zahnärztlichen Zeitschrift zeigte. Folgen im Mund können sehr vielfältig sein: Sowohl der Kieferknochen, der Zahnhalteapparat, das Zahnfleisch als auch die Mundschleimhaut können betroffen sein – und zwar sowohl direkt durch die Erkrankung selbst als auch indirekt durch die bei Autoimmunerkrankungen oft eingesetzten Medikamente, die die Immunreaktionen „herunterfahren". Je nach gesundheitlichen Einschränkungen des an einer Autoimmunerkrankung leidenden Patienten bieten die Zahnarztpraxen viele Möglichkeiten für Mundpflege und Zahngesundheit von speziellen Mundhygienehilfsmitteln bis hin zu begleitenden Vorsorgebehandlungen. Diese Angebote sollten frühzeitig genutzt und mit der Entwicklung der Erkrankung angepasst werden.
Es klingt zu schön, um wahr zu sein – und doch ist offensichtlich etwas dran an der Idee: mit Mundspüllösungen etwas gegen Corona-Virenbelastung tun zu können. Sogar das Deutsche Ärzteblatt hat bereits darüber berichtet. Demnach hat ein Zahnärzte-Wissenschaftler-Team an deutschen Universitäten im Laborversuch bestätigen können,dass drei der getesteten acht Mundspüllösungen die Infektkraft der Viren sogar ganz erheblich reduzieren konnten. Insgesamt hatten sich die Sars-CoV-2-Viren-Stämme als sehr empfindlich gegenüber den Mundspülungen gezeigt. Das ist insofern eine bemerkenswerte Erfahrung, als der Mund, hier vor allem die Speicheldrüsen und der Rachen, zu den ganz zentralen „Einfalltoren" des Virus in den Körper gehören. Nun geht es daran, diese Laborversuche auch „in vivo", also an Patienten, gegenzutesten. Wenn dies erfolgreich ausgeht, könnten Virusübertragungen sowohl bei Patienten als auch bei Mitarbeitern in der medizinischen Versorgung deutlich reduziert werden.