Nicht nur die Zahnärzte, sondern beispielsweise auch die Frauenärzte erachten sorgfältige Mundhygiene und auch intensivierte Kontrolltermine im Zeitraum der Schwangerschaft als notwendig. Wie die Initiative „Frauenärzte im Netz" kürzlich in einer Meldung herausstellte, birgt die hormonell spezielle Situation der werdenden Mütter ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Zahnfleisch- und Zahnbettentzündungen. Die Hormonumstellung führt zu einer Lockerung des Bindegewebes, die Schleimhaut wird durchlässiger, meist sind die Blutgefäße erweitert: Das kann dazu führen, dass Keime leichter in das Gewebe eindringen können. Umso wichtiger ist es, gerade in dieser Lebensphase dafür zu sorgen, dass keimhaltige Zahnbeläge so rasch wie möglich entfernt werden – durch sorgfältige Zahn- und Zahnfleischrand-Reinigung, am besten mit einer weichen Zahnbürste. Etwa im 4. und im 8. Monat mindestens ist eine Zahngesundheitskontrolle empfehlenswert, so die Frauenärzte-Organisation.
Wer jemals Zahnschmerzen hatte, weiß: Der Schmerz kann ausstrahlen. Manchmal sind nur Ober- oder Unterkiefer betroffen, manchmal zieht er bis hinauf in die Schläfenregion. Es kann aber auch sein, dass die Ursache des Zahnschmerzes gar nicht im Zahn selbst, in Form einer Karies beispielsweise, zu finden ist: Wie die Initiative proDente, ein zahnmedizinischer Informationsservice, vor Kurzem berichtete, können auch Schmerzen als Begleitsymptome anderer Erkrankungen bis in den Mund ausstrahlen. Es ist demnach gar nicht so selten, dass Brustschmerzen bei Herzinfarkt auch im Kiefer zu spüren sind. Ist die Nasennebenhöhle entzündet, kann der Infekt die Backenzahnwurzeln im Oberkiefer tangieren. Kopfschmerzen, Ohrenentzündung, Gürtelrose, Migräne: Die Liste der Allgemeinerkrankungen, die auch im Mund zu Schmerzen führen können, ist recht lang. Was auch bedeutet: Ein Zahnarzt braucht, wenn zahnbezogene Defekte nicht ganz offensichtlich sind, auch allgemeingesundheitliches Wissen, um die Ursachen des Zahnschmerzes herauszufinden und entsprechend andere Fachkollegen einzubeziehen.
Mit einer interessanten Frage befasste sich ein Wissenschaftlerteam des Universitätsklinikums Freiburg: Können Parodontitis-Patienten durch eine Änderung des Ernährungsverhaltens die Entzündung reduzieren und die Heilung der infizierten Bereiche verbessern? Um dies zu prüfen, werteten sie vielfältige Studien aus und veröffentlichten ihr Resümee in einem Fachzeitungs-Artikel. Zu den Empfehlungen gehört demnach der möglichst weitgehende Verzicht auf sogenannte „einfache Kohlenhydrate" (Zucker, Gebäck etc.), da diese auf Umwegen Entzündungen eher fördern. Reduzieren sollte man „gesättigte Fettsäuren" (Frittierfette, Margarine, Wurst etc.), ausbauen dagegen die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren (Seefisch, Leinöl, Walnüsse etc.). Gesundheitsförderlich sind demnach neben ausreichend Ballaststoffen vor allem auch Mikronährstoffe (Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Obst etc.) aus der Nahrung, bei Bedarf ergänzt um zusätzliches Vitamin D (z.B. durch Nahrungsergänzungsmittel). Geachtet werden muss dabei auf eine ausreichende Aufnahme von Vitamin B12, denn ein Mangel steht in Zusammenhang mit Zahnbettentzündungen. Gesunder Tipp der Wissenschaftler für den Sommer: Blaubeeren!
Wie eine jüngst veröffentlichte Studie einer japanischen Forschergruppe ergab, liegt ein Zusammenhang von der Anzahl eigener Zähne und gesundem Schlaf nahe. Die Wissenschaftler hatten eine sehr große Anzahl an Senioren (weit über 20.000 Teilnehmer, Durchschnittsalter rund 75 Jahre) mit Blick auf deren Schlafqualität untersucht, da Schlafstörungen in Zusammenhang stehen beispielsweise mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen. Dabei zeigte sich, dass Studienteilnehmer mit weniger als zehn eigenen Zähnen auf deutlich weniger erholsame Schlafzeit kamen als die Vergleichs-Senioren, die Schlafzeit-Differenz lag bei zwei bis drei Stunden. Warum die fehlenden Zähne Einfluss auf die Schlafqualität und –dauer haben, ist bisher nicht erkannt, vermutet wird, dass die fehlenden Zähne Mund und Kiefer beim Schlaf in eine unnatürliche Position bringen und möglicherweise dadurch die Atmung verändern.
Anfang des Jahres haben Krankenkassen und die Kassenzahnärztliche Vereinigung eine Vereinbarung unterzeichnet, die die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen nunmehr auch für Kleinkinder ermöglicht: Die Krankenkassen tragen dafür die Kosten. Dabei geht es nicht nur um die reine Untersuchung, wie Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung kürzlich in einem Beitrag in einer zahnärztlichen Fachzeitschrift darstellte, sondern auch um Vorsorgemaßnehmen, die die Zahngesundheit der Kleinkinder schützen. Als Beispiel nannte er die wiederholte Anwendung von Fluoridlack zur Schmelzhärtung. Das Ziel: der Entstehung einer sogenannten „Nuckelflaschenkaries" vorzubeugen. Ein sinnvoller Nebeneffekt des Schmelzschutzes ist, dass auch bereits entstandene erste leichte Schmelzschädigungen quasi wieder „repariert" werden können. So kann ohne Bohren eine beginnende Karies verhindert oder wenigstens deutlich hinausgezögert werden. Ein Anliegen der Zahnärzte ist nicht zuletzt, den Kindern eine Behandlung in Vollnarkose zu ersparen, weil mehrere verfaulte Zähne gezogen werden müssen: Notwendig sei es daher, solchen Entwicklungen durch regelmäßige Kontrolle, richtige Zahnpflege und schützenden Fluoridlack vorzubeugen.
Für manche Patienten ist mit dem Einsetzen des implantatgetragenen Zahnersatzes die Behandlung abgeschlossen – eine riskante Haltung, denn das Zahnimplantat ersetzt zwar die verloren gegangene Zahnwurzel in vielerlei Hinsicht, ist aber anders als die natürlichen Zähne eher einer Infektion ausgesetzt. Ist das Gewebe rund um das Implantat entzündet, spricht man von einer „Periimplantitis". Je mehr Implantate pro Jahr in Deutschland gesetzt werden – die DGI/Deutsche Gesellschaft für Implantologie geht von rund 1 Millionen eingesetzter Implantate pro Jahr aus – desto größer ist natürlicherweise auch die Anzahl der Patienten, die mit dieser Zahnersatz-Form versorgt wurden. Und damit steigt auch der Kreis der Patienten, die periimplantär erkrankt sind oder ein Risiko für diese Infektion haben. Wie ein Beitrag in einem Fachjournal für zahnärztliche Mitarbeiter kürzlich darstellte, ist vielen Patienten nicht bewusst, dass sie schon vor der Implantation die regelmäßige Nachsorge mit ihrem Zahnarzt besprechen sollten – in welchem Zeitabstand sie notwendig ist, zeigt sich nach der Behandlung und unter Berücksichtigung der individuellen Gesundheitsvoraussetzungen. Es sei, so die Bilanz des Beitrags, auch finanziell erheblich günstiger, einer Infektion vorzubeugen als später aufwändig eine mögliche Korrektur der Implantate vornehmen zu müssen.
Viel spricht für einen genetischen Hintergrund bei der Entwicklung einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Das zeigen Forschungsarbeiten einer international zusammengesetzten Arbeitsgruppe, die sich mit der Ursachenerkundung dieser Fehlentwicklung beim Kopfwachstum des ungeborenen Kindes befasst hat. Wie sich bei entsprechenden Versuchen zeigte, stehen Veränderungen (Mutationen) eines speziellen Gens auch mit – allerdings eher seltenen – Fehlbildungen an anderen Körperregionen in Zusammenhang. Hierzulande ist etwa eines von 700 Neugeborenen betroffen, wie eine zahnärztliche Fachzeitschrift Anfang Mai berichtete. Die Folge der Fehlfunktion der spezifischen Gene ist eine Minder-Produktion an Proteinen, die für eine gesunde Entwicklung von Knochen und Weichgewebe und die entsprechende Wachstumsabfolge im Kopfbereich benötigt werden. Da man inzwischen auch weiß, dass Umwelteinflüsse die Funktion dieser speziellen Gene verändern können, erhoffen sich die Wissenschaftler Hinweise darauf, wie der Bildung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten in Zukunft besser vorgebeugt werden kann.
Immer wieder berichtet die Presse über Fälle, in denen schon sehr kleinen Kindern unter belastender Vollnarkose viele oder alle Milchzähne gezogen werden müssen, weil sie bis zu den Wurzeln abgefault sind. Fachleute wissen: Dahinter steht mangelnde Fürsorge seitens der Erziehungsberechtigten. Diese verweisen oft auf andere „Auslöser", wie gerade erst wieder an einem Fall deutlich wurde, den vor ein paar Tagen ein zahnärztliches Fachjournal aufgriff. Die Mutter eines vierjährigen Jungen, beide in Großbritannien lebend, wurde mit den Worten zitiert, die Zähne ihres Sohnes seien aufgrund seines hohen Konsums an Sojamilch verfault. Immerhin gab sie zu, sich um die Mundhygiene keine Gedanken gemacht zu haben: Milchzähne fielen ja ohnehin aus. Die Zahnärzte wiesen diese Mutter und damit zur Erinnerung auch gleich alle Eltern darauf hin, dass sie Verantwortung tragen für ein möglichst gesundes Aufwachsen ihres Kindes, dazu gehört auch die Mundgesundheit. Eine gesunde Ernährung ebenso wie bedarfs- und altersgerechte Mundhygiene sind zwingend, damit das Kind, das sich nicht selbst helfen kann, umsorgt groß wird. Dem kleinen britischen Jungen wurden 18 Milchzähne gezogen. Eine Katastrophe für seine weitere Zahnentwicklung, denn den bleibenden Zähnen fehlen nun alle „Leitzähne", nach denen sie sich richten.