Schlechte Zähne: alles geerbt?

Das hören Zahnärztinnen und Zahnärzte immer wieder von ihren Patienten: Sie hätten ihre schlechten Zähne geerbt, in der Familie gebe es weitere Mitglieder mit der Neigung zu Zahnschäden. Was für die Patientinnen und Patienten einfach logisch erscheint, weil ja auch weitere Gesundheitsbelastungen offenbar vererbt werden, ist für die zahnmedizinische Wissenschaft ein durchaus spannendes Thema. In der Regel geht es bei den vermutet „geerbten" schlechten Zähnen um Karies, stellte kürzlich eine deutsche Wissenschaftlergruppe fest. Dabei sei festzuhalten, so die Forscher, dass der festgestellte Kariesrückgang von immerhin rund 80 Prozent in den vergangenen 20 Jahren bei 12jährigen Kindern nicht auf eine derart rasche genetische Veränderung zurückgeführt werden könne, sondern auf vermehrte Aufmerksamkeit und besseres Mundhygieneverhalten. Hier spiele der Aspekt „vererbt" also klar und ersichtlich keine Rolle. Trotzdem ist es nicht komplett falsch, dass es geerbte Faktoren geben kann, die die Zahngesundheit beeinflussen: Es gebe Gene, so die Wissenschaftler, die für die Schmelzbildung verantwortlich sind, andere für die Leistungsmöglichkeiten des Immunsystems, wieder andere für die Fähigkeiten des Speichels, zudem gebe es Gene, die Ernährungsvorlieben weitergeben an die nächste Generation. Wie entsprechende Studien zeigen, spielt aber selbst im (vergleichsweise seltenen) Fall von genetischen Veränderungen das eigene Verhalten eine größere Rolle als die genetische Ausgangslage. Nach wie vor sei sowohl die sorgfältige Entfernung bakteriell belasteter Zahnbeläge als auch die zahnschützende Anwendung von Fluorid der Kernfaktor für Kariesvermeidung – und bei denjenigen, die Störungen geerbt hatten, erst recht.

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