Spinnenseide: warum bakterienfrei?
Wo keine Bakterien vorhanden sind, kann es auch keine Abwehr-Reaktionen geben und keine ausufernden Entzündungen als Faktor der körperlichen Infektionsabwehr. Diese weitgehend grundsätzliche Erkenntnis ist auch ein spannendes Thema in der Zahnmedizin. Wenn sich auf den Zähnen keine Bakterien festkleben, vermehren und zu Kolonien zusammenschließen können, würde es zu keiner Karies kommen. Zwar wären Zahnschäden durch Säuren (Erosionen) und Fehlbelastung (Knirschen, Pressen) nicht ausgeschlossen, aber die Schmelzbelastung durch bakteriell belastete Zahnbeläge wäre vom Tisch. Noch belastender sind Infektionen, die in Wunden im Weichgewebe entstehen – beispielsweise durch Wundeinlagen oder Naht-Material, wie ein aktueller Bericht in einer großen zahnärztlichen Zeitschrift zeigt. Ein interdisziplinäres Forscherteam an der Universität Bayreuth hat den Blick auf Spinnenseide geworfen, die sich als bakterienfrei erwiesen hat. Was macht diesen Effekt aus, war die Kernfrage. Gezeigt hat sich: Es sind die mikroskopisch winzigen Strukturen, die ein Anheften verhindern. Diese Erkenntnis hat die Bayreuther Wissenschaftler-Gruppe bei der Produktentwicklung genutzt: Die neuen Materialien machen nicht nur den Mikroben das Anheften scher, sondern auch den gewünschten menschlichen Zellen leicht. Das könnte nicht zuletzt für die Implantatbehandlung in Zukunft spannend werden.