Zahnbelag & Co: der „Biofilm“

Während man früher von dem Zusammenhang ausging, dass länger bestehender Zahnbelag Karies verursacht, sieht die moderne Zahnmedizin den Prozess heute ganzheitlicher: Wissenschaftlicher, Zahnärzte und ihre auf Prophylaxe spezialisierten Teams sprechen heute von Biofilm. Dahinter steht die erweiterte Sicht auf den Mund und seine Vielzahl an Bakterienfamilien und Keimen und der Blick darauf, ob sich das „Biotop Mundhöhle" in einem guten Gleichgewicht aus gesunden und weniger gesunden Bakterien befindet. Das Gleichgewicht kommt beispielsweise dann aus dem Lot, wenn die „guten Bakterien" die „bösen Bakterien" (pathogene Keime) nicht mehr in Schach halten können. Das passiert beispielsweise dann, wenn Zahnbelag vorhanden ist, in dem sich die pathogenen Bakterien verstecken können: Hier sind sie nicht nur vor Abwehrzellen des Immunsystems geschützt, sondern auch vor Antibiotika. Sie finden reichlich Nahrung und geben Stoffe ab, die den Zahnschmelz zerstören und Karies verursachen, auch das Zahnfleisch wird gereizt und kann sich ebenso entzünden wie das Zahnbett. Über kleinste Wunden, so die aktuelle Forschung, können pathogene Keime in die Blutbahn geraten und zu Organen geschwemmt werden, wo sie möglicherweise zum Entzündungsgeschehen beitragen. In der modernen Zahnmedizin spricht man daher vom „Biofilm-Management", wenn es darum geht, die Bakterienkolonien unter Kontrolle zu halten und Zähne und Zahnfleisch vor Erkrankungen zu schützen.

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