Im Zuge des Älterwerdendes verändert sich im Körper sehr viel, darunter oft die Stabilität der Knochen und, insbesondere im Mund, das mögliche Zurückweichen von Zahnfleisch. Prof. Dr. Frauke Müller, Universität Genf, die sich spezialisiert hat auf Alterszahnmedizin, wies in einer großen deutschen zahnärztlichen Fachzeitschrift Anfang Dezember darauf hin, dass Implantate sich nicht veränderten mit der Zeit – aber das Gewebe um das Implantat herum. Zudem würden bei vielen älteren und alten Menschen die Fähigkeiten abnehmen, bei der Zahn- und Mundpflege noch ausreichend gut sehen zu können, auch verlören viele alte und hochbetagte Menschen ihren Tastsinn. Da nicht alle auf eine sehr gute Pflege-Betreuung bauen könnten, sei es wichtig, dass die Menschen nicht nur ihre eigenen verbliebenen Zähne, sondern beispielsweise auch ihren auf Implantaten ruhenden Zahnersatz selbst ausreichend reinigen könnten. Zahnersatz müsse am besten so konstruiert sein, dass er bei gesundheitlichen Veränderungen im Lebenslauf angepasst werden könne. Ältere und hochbetagte Menschen beispielsweise würden durch festsitzenden Zahnersatz eher gestresst. Diese Entwicklung müssten Zahnarzt und Patient rechtzeitig bei der Zahnersatz-Planung mitbedenken.
Eine spannende Untersuchung, die kürzlich in einem amerikanischen zahnärztlichen Fachjournal veröffentlicht wurde, zeigt, dass bei der Einschätzung der Attraktivität eines jungen Mannes vor allem der Mund eine große Rolle spielt. Geblickt wurde auf Ausschnitte des Gesichts, also Augen, Nase und Mund – und hier führt der Mund als wichtigster Faktor die Liste an: Das Lächeln wurde von keinem anderen „Gesichtsteil" als Attraktivitätsfaktor (nicht im Sinne von Schönheit, sondern von ansprechendem Äußerem) getoppt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es nicht der Mund selbst ist, sondern seine Muskulatur, die – anders als bei Auge und Nase – die meisten Veränderungen des Gesichtsausdrucks hervorruft. Wenn der Mund redet oder lacht, ist das ganze Gesicht mit einbezogen. Er sei, gewisserweise, tatsächlich das Kommunikationszentrum des Menschen.
Die Datenanalyse einer Schweizer Krankenkasse hat ergeben, dass die Anzahl an Zahnverletzungen (hier wurden nur die bleibenden Zähne betrachtet) bei Schweizer Kindern unter 18 Jahre in den letzten vier Jahren – so der Auswertungszeitraum – erheblich angestiegen sei. Zwar sei es nicht unerwartbar, dass Kinder bei Sport und Spiel auch Zahnunfälle erlitten – die Steigerung sei aber bemerkenswert. Der Blick auf die betroffenen Kinder ergab, dass insbesondere Jungen Zahnunfälle erleiden, rund zwei von drei Kindern mit Zahnschäden dieser Art waren Jungen. Besonders häufig kommt es bei Stürzen zu Zahnverletzungen. Auch Wettkampf-Sportarten wie Handball sind besonders riskant, ebenso die Nutzung der neuerdings wieder sehr beliebten Tretroller. Die Problematik wird deutlich dadurch, dass hier nicht Milchzähne betrachtet wurden, die einen „bleibenden Zahn" als Nachfolger haben, sondern die bleibenden Zähne selbst, die nur durch Zahnersatz behandelt werden können. Das sei, so die Krankenkassen, ein steigender Kostenaspekt, der durch die Kasse geleistet werden müsse.
Zahnärztliche Wissenschaftler sind sich einig, wie eine neue Veröffentlichung in einer großen zahnmedizinischen Fachzeitschrift zeigt: Auch wenn keine sogenannte „Evidenz" vorliegt, also ein durch viele Daten unterstützter eindeutiger Beleg, ist die Zahnzwischenraumreinigung, die „Interdentalraumpflege" auf jeden Fall sinnvoll. Bleibe sie aus, könnten die nicht entfernten bakteriellen Beläge zu einem Risiko für spezielle, keimbezogene Erkrankungen werden. Untersuchungen zeigten zudem einen Gewebeschwund rund um den Zahn, der seinerseits zu Belastungen für das Zahnbett und die Gesundheit des Zahnumfeldes führen kann. Zwar sei es fraglich, ob die Bevölkerung mit den nicht auf Anhieb leicht einzusetzenden Interdentalraumpflege-Hilfsmitteln umgehen könne, da sich Untersuchungen zufolge schon Probleme bei der sachgerechten Handhabung der Zahnbürste zeigten – andererseits sei der Sinn der Zahnzwischenraumpflege so deutlich, dass ein Training beispielsweise im Rahmen einer Professionellen Zahnreinigung (PZR) empfehlenswert wäre, ein Angebot an die Patienten, das auch wiederholt gemacht werden müsse, um den Fortschritt zu verfestigen. Die Autoren des Fachbeitrages weisen aber darauf hin, dass eine kontinuierliche Anwendung notwendig sei und nicht eine vierteljährliche oder einmalige im Vorfeld einer PZR.
Implantologisch erfahrene Zahnärzte aus verschiedenen Ländern diskutierten bei einem Fachkongress im Oktober dieses Jahres in München die Frage, welche Rolle das Einzelzahnimplantat bei der Zahnersatz-Versorgung der Patienten heute spielt. Die Statistik zeigt, dass die Einzelzahnversorgung die mit Abstand häufigste Aufgabe ist, die mit einem implantatgetragenen Zahnersatz gelöst wird. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es auch bei implantatgetragenen Brücken zu neuen Vorgehensweisen kommen wird: Anstelle einer Brücke, also einer miteinander in fester Verbindung stehenden Anzahl von prothetischen Zahnkronen, könnte sich mehr und mehr die Addition von Einzelzahn-Implantaten durchsetzen. Vorteil unter anderem: Der Zahnersatz ist noch mehr an die natürliche Aufgabe der Einzelzähne angepasst und kann Belastungen individueller aufnehmen und aushalten. Und sollte es an einem Zahn zu Problemen kommen wie einer Reparatur oder Neufertigung, ist nur dieser Zahn und nicht die ganze Brücke betroffen. Zudem könne eine solche Einzelzahnlösung unproblematisch durch zusätzliche Einzelzahnimplantate erweitert werden, ohne dass eine bestehende Brücke erneuert bzw. die Belastung neu angeglichen werden muss. Letztlich entscheide die individuelle Situation des Patienten über die Art der Versorgung.
Einer aktuellen Veröffentlichung in einer Zahnärzte-Zeitschrift zufolge leiden weltweit 24 Millionen Menschen unter der Alzheimer-Erkrankung – kein Wunder also, wenn ebenfalls weltweit nach Ursachen für diese degenerative Entwicklung gesucht wird, denn ein klarer Ursache-Folge-Zusammenhang ist derzeit noch nicht gefunden. Möglicherweise gibt es auch nicht die eine Ursache: Schon jetzt zeigen sich verschiedene Risikofaktoren wie beispielsweise genetische Besonderheiten. Auch entzündliche Prozesse und ihre Auswirkungen auf das Immunsystem werden als Faktoren für die Alzheimer-Entstehung diskutiert – und hier kommen auch entzündliche Prozesse im Mund in den Blickpunkt. Einige der an Parodontitis beteiligten Keime sind gewebeinvasiv, dringen also unter anderem in die Blutbahn ein und rufen aggressive Abwehrzellen auf den Plan. Problematisch ist, dass diese Keime offenbar auch über Nervenbahnen die Blut-Hirn-Schranke passieren können. Bei einer Testgruppe an verstorbenen Alzheimer-Patienten konnten bei fast allen Parodontitis-Keime im Hirn nachgewiesen werden. Auch wenn letzte Beweise noch ausstehen, dürfte – so die Studiengruppe – ein Zusammenhang von Parodontitis und Alzheimer belegt sein. Die Reduktion der chronischen Parodontitis kann daher auch für die Vorbeugung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer eine relevante Rolle spielen.
Der Mund ist ein Lebensraum, ein Biotop – besiedelt von Millionen unterschiedlicher Keime, gesundheitsförderlichen und gesundheitsschädlichen, die sich meist gegenseitig in Schach halten. An der Universität Freiburg wurde nun untersucht, was sich in diesem Biotop verändert, wenn Zucker gegessen oder getrunken wird, zum Beispiel über ein Glas Apfelschorle. Insbesondere über anhaltenden Zuckerkonsum und die Folgen für die biologische Vielfalt im Mund wurden Erhebungen durchgeführt und es hat sich dabei gezeigt, dass die Vielfalt der Keime im Mund bei Zuckernutzung zurückgeht. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Zusammensetzung und die Stabilität der Keim-Flora im Mund: Es vermehrten sich ausgerechnet solche Bakterienfamilien, die als Hauptverursacher von Karies gesehen werden. Insbesondere solche zuckerhaltigen Lebensmittel, die lange im Mund verbleiben wie Bonbons oder Fruchtdrinks für Kinder verändern das Biotop nachhaltig zuungunsten der Mundgesundheit, betonte Studienleiter Prof. Dr. Elmar Hellwig, Universität Freiburg.
Immer neue Studien widmen sich der Frage, welche Zusammenhänge es zwischen Mundgesundheit und verbreiteten allgemeinen Erkrankungen es geben könnte. Aktuell veröffentlicht ist eine Untersuchung an einer italienischen Universität, die Zusammenhänge mit Blick auf Bluthochdruck geprüft hat. Rund 40 % der Bevölkerung, so die Veröffentlichung der Studienergebnisse vor ein paar Wochen, leiden unter relevanter Parodontitis (Zahnbettentzündung), einer chronischen Infektion, deren Keime über die Blutbahn auch andere Bereiche des Körpers in Mitleidenschaft ziehen. Demnach haben Patienten ohne Parodontitis seltener Bluthochdruck – und sie reagieren, wenn sie doch betroffen sind, besser auf die entsprechenden Medikamente. Bei Menschen mit Zahnbettentzündungen wird die Wirkweise der Arzneimittel abgeschwächt, in etwa in gleicher Intensität, wie die klassischerweise empfohlene Reduktion des Salz-Verbrauchs zu Buche schlägt. Die Forscher halten dazu fest, dass Bluthochdruckpatienten nicht nur bei Hausarzt und Kardiologen, sondern auch bei Zahnärzten regelmäßig ihren Gesundheitszustand prüfen lassen sollten. Werde die eventuell bestehende Parodontitis erfolgreich behandelt, gehe oft auch die Belastung für das Herz-Kreislauf-System zurück.