Aktuelles aus der Praxis

Karies: Ausbohren oder Versiegeln?

Anfangs war es eine kleine Revolution in der Zahnmedizin: Dass man kariöse Stellen an einem Zahn herausbohrt, bis man an gesunden und starken Zahnschmelz stößt, galt als normales Vorgehen, ja: als Regel. Erste Überlegungen einiger zahnmedizinischer Wissenschaftler, vor allem kleinere, eher oberflächliche Kariesstellen zu belassen und sie einfach zu „versiegeln", stießen daher anfangs auf Widerstand. Muss nicht alles bakteriell verseuchte aufgeweichte Gewebe entfernt werden? Die Forscher mit dem anderen Ansatz machten in Studien deutlich, dass ihr Weg Vorteile hat. Eine Karies kann nur fortschreiten, wenn die Bakterien ständig Nachschub an „Nahrung" bekommen und ihre Stoffwechselprodukte den Zahnschmelz mehr und mehr zerstören. Der neue Ansatz: Die Keime werden von der Nahrungszufuhr abgeschnitten, der Zugang in den kariösen Bereich wird von außen verschlossen und versiegelt. Die Studienergebnisse zeigen: Die Bakterien sterben ab. Der Prozess ist gestoppt. Es muss keine gesunde Zahnsubstanz entfernt werden. Die Versiegelung füllt zudem enge Zahnstrukturen auf und erleichtert so die Mundhygiene und damit auch die Vorbeugung von neu entstehender Karies. Wie PD Dr. Falk Schwendicke von der Charité in Berlin zusammen mit Kollegen kürzlich in einem Fachjournal berichtete, können Zahnversiegelungen bei Kindern die Entstehung von Karies und das Fortschreiten kariöser Entwicklung erheblich reduzieren. In welchen Fällen dieses Vorgehen Sinn macht, dazu kann die Zahnarztpraxis patientenindividuell beraten.

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Implantatwunsch: Vorher gut informieren

Implantate als künstliche Zahnwurzel unter Zahnersatz haben nicht nur einen festen Platz in der zahnmedizinischen Versorgung, sondern erreichen bei Umfragen zu Lebensqualität unter Prothetik-Patienten auch immer hervorragende Werte. Dennoch handelt es sich um einen Eingriff, der gut geschulte Zahnärzte auf der einen Seite verlangt – aber auch eine gute Information auf Patientenseite. Man muss wissen, was auf einen zukommt, damit man entsprechend Entscheidungen fällen kann. Patienten steht laut Patientenrechtegesetz eine vollständige Aufklärung über die geplante Behandlung zu, das bestätigte Prof. Dr. Germán Gómez-Román, Pressesprecher der DGI/Deutsche Gesellschaft für Implantologie, kürzlich auf Anfrage einer Tageszeitung. Die Aufklärung beinhaltet auch Hinweise auf mögliche Risiken hinsichtlich des Behandlungserfolges, wozu auch Verhaltensaspekte wie Rauchen oder schlechte Mundhygiene gehören. Die Mitglieder der wissenschaftlichen Fachgesellschaft DGI sind über die Verpflichtung ebenso informiert wie über die Themen, die zu einer vollständigen Aufklärung gehören. Aspekte wie Rauchen müssen keine Implantation verhindern, entsprechende Patienten müssten aber wissen, dass sie auch ihrerseits verantwortlich mit dem Zahnimplantat umgehen müssen und wie sie dies am besten leisten können.

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Spucke: Körpereigenes Medikament

Speichel, landläufig „Spucke" genannt, hat bekanntermaßen nicht nur im Mund Aufgaben und hilft bei der Mundgesundheit, sondern begleitet die Nahrung auch auf ihrem weiteren Weg im Verdauungsprozess Richtung Magen und Darm. Dass Speichel auch darüber hinaus eine gesundheitliche Wirkung hat, hat nun eine Bostoner Wissenschaftlergruppe herausgefunden: Er wirkt wie ein Medikament bei der Verhütung von – meist durch Kolibakterien (Escherichia coli) – ausgelöstem Reisedurchfall. Ein spezieller Speichelinhaltsstoff (Histatin 5, ein Protein) macht es den Bakterien schwer, Zellen im Darm, hier vor allem im Dünndarm, zu attackieren: Sie konnten sich nicht fest andocken, sondern wurden mit dem weiteren Darminhalt ausgespült. Diese Erkenntnis erklärt auch, warum der Mund in der Tat eine große Rolle als erste Barriere für krankmachende Keime spielt – es braucht, wie sich zeigte, schon eine sehr große Anzahl an Keimen, um diese Barriere zu überwinden. Die Forscher denken darüber nach, den Inhaltsstoff als Getränkepulver zu produzieren, um den in einigen Gebieten der Erde tödlichen Durchfallerkrankungen ein naturnahes Produkt entgegensetzen zu können.

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Zahnungsbeschwerden: Stress in den ersten Monaten

Fast alle jungen Eltern und ihre Babys werden von Zahnungsproblemen geplagt: In der Regel kommen die ersten Zähnchen zwischen dem 6 und dem 12. Lebensmonat heraus. Zumeist zeigen sich zuerst die unteren beiden Schneidezähne. Wenn die Zähne „durchbrechen", kann es zu Schwellungen und Rötungen kommen, und auch der Speichelfluss nimmt zu. Bei manchen Kindern können auch die Wangen heiß und gerötet sein. Das „Zahnungsfieber" hinge mit der gesteigerten Stoffwechseltätigkeit zusammen, die die Zahnung beschleunigen könne – dauere es über einen längeren Zeitpunkt an, sollte das Baby dem Kinderarzt vorgestellt werden. Der Mediendienst „Apotheke adhoc" wies vor Kurzem darauf hin, dass auch Magen-Darm-Beschwerden von Durchfall bis Verstopfung mit dem Zahnen in Verbindung stehen können: So könnte „säuerlich" riechender, eventuell auch grünlich wirkender Durchfall Vorbote des ersten Zahndurchbruchs sein. Dass das Kind quengele, müsse daher nicht zwingend seine Ursache im Mund haben, sondern könne auch an Schmerzen am Po liegen. Hier empfahl der Apotheken-Ratgeber Zinkpasten. Schmerzt das Zahnen im Mund, würden sanfte Massagen mit dem Finger Linderung verschaffen, ebenso wie gekühlte Beißringe oder Gemüsesticks aus dem Kühlschrank. Schmerzberuhigende Präparate gebe es von Medikamenten wie Lidocain-Kamille-Gel über Produkte ohne Lokalanästhetika bis hin zu homöopathischen Präparaten.

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Implantate: Immer weniger Risikogruppen

In einem Vortrag beim 31. Kongress der DGI, der wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Implantologie, Ende 2017 in Düsseldorf machte der Vizepräsident der Gesellschaft, Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz (Wiesbaden) deutlich, dass im Zuge der Weiterentwicklung an Erkenntnissen die Liste möglicher Risikofaktoren für eine Implantat-Behandlung deutlich kürzer geworden sei. Während man in früheren Jahren noch bei Osteoporose und beispielsweise Diabetes mellitus, aber auch bei bestimmten Medikamenten-Einnahmen eher zurückhaltend war mit Implantat gestütztem Zahnersatz und eher auf traditionelle Alternativen zurückgriff, seien solche Herausforderungen heute deutlich besser zu meistern. Inzwischen seien es eher Einzelfälle, für die eine Implantat Versorgung nach wie vor nicht in Betracht komme.  Damit steigt die Anzahl der Patienten, die von der – in vielen Studien belegten – Verbesserung der Lebensqualität durch Implantat getragenen Zahnersatz profitieren können.

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Periimplantitis: Risiken kennen

Auf dem 31. Kongress der DGI, der wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Implantologie, stand das Thema Periimplantitis weit oben auf der Agenda. Unter anderem definierte DGI-Präsident Prof. Dr. Frank Schwarz die Aspekte, die für Patienten besonders ausschlaggebend sind bei dem Risiko, eine Periimplantitis zu entwickeln. Bei der Infektionserkrankung entzündet sich durch bakterielle Belastung und sich entsprechend entwickelnden Immunreaktionen das Gewebe rund um das Implantat bis in den Knochen – Infektionen breiten sich im Implantatbereich schneller aus als bei einer vergleichbaren Entwicklung rund um die natürliche Zahnwurzel (Parodontitis). Ein erhöhtes Risiko haben demnach Patienten, die unter einer unbehandelten Parodontitis leiden oder unter einer besonders schweren und chronischen Variante. Auch nicht ausreichende Mundhygiene und zu selten in Anspruch genommene Nachsorgeuntersuchungen in der Praxis erhöhen das Risiko einer Gewebeentzündung. Die Fachgesellschaft empfiehlt entsprechend regelmäßige Kontrolluntersuchungen und auch einen möglichst zeitnahen Termin in der Zahnarztpraxis, sobald sich Rötungen und Schwellungen am Zahnfleisch im Implantatbereich zeigen.

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Künstliche Zahnwurzel: Infektion vermeiden

Nicht nur rund um die natürlichen Zahnwurzeln kann sich Gewebe durch bakterielle Reizungen und Entzündungsreaktionen auflösen – auch das Gewebe um eine künstliche Zahnwurzel, das Implantat, ist entsprechend gefährdet. Prof. Dr. Hans-Christopf Lauer von der Universität Frankfurt am Main rief kürzlich Implantat-Patienten dazu auf, große Sorgfalt auf die Hygiene des vom Implantat getragenen Zahnersatzes zu legen. In einer Patienteninformation der Initiative proDente, einer Arbeitsgemeinschaft zahnärztlicher Organisation in Zusammenarbeit mit der Bundeszahnärztekammer, machte er deutlich, dass Bakterien aus den Belägen am Zahnersatz sozusagen am Implantat in die tieferen Gewebeschichten des Zahnbettes herunterwandern können: Eine solche Zahnbettentzündung rund um das Implantat heißt Periimplantitis und kann die Stabilität des Implantates gefährden, Implantatverlust droht. Eine Periimplantitis schreite deutlich schneller voran als eine Parodontitis rund um den natürlichen Zahn. Bereits bei ersten Anzeichen einer Rötung solle daher in der Zahnarztpraxis eine Kontrolluntersuchung stattfinden, auch wenn diese außerhalb der ohnehin vereinbarten Nachuntersuchungszeiträume läge.

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Zuviele Operationen: Wenn Milchzähne faulen

In einem Zeitungsbeitrag wies Kieferchirurg Dr. Erich Theo Merholz, Solingen, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, vor wenigen Wochen auf die viel zu hohe Anzahl von Kindern hin, die aufgrund erheblich fortgeschrittener Milchzahn-Zerstörung einer Operation bedürfen. Ein solcher chirurgischer Eingriff, der in der Klinik oft unter Vollnarkose stattfinden müsse, sei enorm belastend für die Gesundheit der Kinder. Allein in der von ihm betreuten Klinik würden so „einige hundert Kinder jährlich" behandelt. Es gehe darum, diesen Kindern bei der oft umfangreichen Zahn- bzw. Zahnruinenentfernung traumatische Erlebnisse zu ersparen. Für ihre Milchzahnschäden könnten diese Kinder nichts – es liege an den Eltern, dass sie der Zahn- und Mundgesundheit viel zu geringe Aufmerksamkeit schenken: In der Regel handele es sich um Bequemlichkeit, oft auch um Desinteresse an der Entwicklung des Kindes. In manchen Fällen gebe es auch Unkenntnis über die Zusammenhänge von Zucker und Karies und die Auswirkungen von Nuckelflaschen. Kinderzähne müssten von Anfang an gereinigt und gepflegt werden, jeder Milchzahn sei für die Entwicklung der zweiten und bleibenden Zähne wichtig.

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