Nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Zahnmedizin gibt es vielfältige Erkrankungen oder Folgen von Unfällen, die zum Verlust von natürlichem Gewebe führen – nicht zuletzt zum Verlust von Knochensubstanz. Insofern ist es eine große Aufgabe für die Wissenschaft, für den jeweiligen Bedarf biologisch überzeugendes und der entsprechenden Belastung angepasstes Ersatz-Gewebe zu entwickeln. Dabei geht es nicht nur um möglichst schonende Verfahren, Gewebe aus dem eigenen Körper an die Operationsstelle zu transplantieren, sondern auch um Neuentwicklungen von Fremdmaterialien. Ein spannendes Projekt dieser Art bearbeitet gerade das Uniklinikum in Bonn: Knochenersatzmaterial, das zusammen mit einer Art Gittergewebe den Knochendefekt auffüllt und zudeckt. Diese Konstellation sorgt für mehr Flexibilität beim Einheilen als eine eher starre Knochenblock-Lösung oder das Arbeiten mit künstlichen Knochenersatz-Granulaten: Die Positionierung der „Granulat-Kügelchen" ist bisher nicht perfekt steuerbar, weil eine „Halterung" fehlt. Diese soll nun durch eine Art Netz aus Spinnenseide ermöglicht werden, so die Bonner Wissenschaftler.
Dass Bakterien und ihre Stoffwechselprodukte hauptverantwortlich für die Entwicklung einer Zahnbett-Entzündung (Parodontitis) sind, ist hinlänglich bekannt, auch den Patienten. Nun haben Wissenschaftler der Charité in Berlin entdeckt, dass die Bakterien bei ihrer Gewebe-zerstörenden Arbeit kraftvolle Unterstützung haben: eine Amöben-Art. Der Öffentlichkeit bekannt sind Amöben beispielweise durch die sogenannte Amöbenruhr, eine weltweit verbreitete schwerwiegende Erkrankung. Während in diesem Fall Darm-Amöben das Gewebe zerstören, sind es beim Zahnbett spezielle Mund-Amöben. Amöben sind einzellige Parasiten. Sie greifen die Schleimhaut an und ermöglichen krankmachenden Bakterien ein leichteres Eindringen in das Gewebe. Die Forscher haben entdeckt, dass vier von fünf Parodontitis-Patienten solche Amöben in der Zahnfleischtasche aufweisen, aber nur rund 15 Prozent der Menschen mit gesundem Zahnbett. Überprüft wird jetzt, ob es vielleicht an den bisher unterschätzten Amöben liegt, wenn eine Parodontitis-Behandlung nicht so anschlägt wie erwartet. Derzeit gibt es noch keinen einfach anwendbaren Amöben-Test, aber auch hier sind die Wissenschaftler auf einem weiterführenden Weg. Derzeit geht es vor allem darum, die Bakterien zu entfernen, die den Amöben den Weg ins Gewebe bereiten. Hierbei kann eine sorgfältige professionelle Zahnreinigung hilfreich sein.
Auch beim Thema Kariesentfernung geht die Wissenschaft immer weiter voran – manchmal auch, weil neue Produkte neue Möglichkeiten schaffen. Über einen solchen Fortschritt berichtete vor wenigen Wochen eine große deutsche zahnärztliche Fachzeitschrift. Während es bisher üblich war, bei einer Karies nicht nur das zerstörte und bakterienbelastete Zahnmaterial „herauszubohren", sondern sicherheitshalber auch die umliegende, oft schon aufgeweichte Zahnhartsubstanz, geht man zunehmend differenzierter an die Aufgabe heran. Einer der Gründe: Wenn die Karies schon etwas weiter fortgeschritten ist, kommt der Bohrer in die Nähe der Pulpa, dem innenliegenden Lebensraum von Zahnnerv, Blutgefäßen und weiterem Gewebe. Die durch den Bohrer ausgelöste Vibration und mögliche Verletzung der Trennwand kann hier zu Schädigungen führen. Eine neue Studie brasilianischer Forscher stellt ein Verfahren in den Mittelpunkt, das letztlich gar nicht mehr alles „entfernt": Die innere aufgeweichte Zahnhartsubstanz wird vor Ort belassen und unter einer Zahnfüllung gewissermaßen „versiegelt". Die verbliebenen Kariesbakterien werden somit von Nahrung und Lebensbedarf abgeschnitten, und die von ihnen ausgelöste Gewebezerstörung wird gestoppt. Ziel der Studie, die verschiedene Kariesentfernungs-Verfahren verglich, war die Antwort auf die Frage, welches Vorgehen den Zahn und die Pulpa am wenigsten schädigt: Am erfolgreichsten war das „Versiegelungs"-Verfahren. Das Verfahren findet zunehmend, wo es sinnvoll ist, bereits Anwendung in den Zahnarztpraxen.
Zahnschmerzen fragen nicht danach, ob es gerade eine gute oder eine weniger gute Zeit für deren Behandlung ist. Wenn behandelt werden muss, dann muss es sein. Dafür sind die Zahnarztpraxen in Deutschland auch in Corona-Zeiten da. Trotzdem ist manches anders als gewohnt. Worauf man heute achten und was man auch als Patient bedenken muss, hat kürzlich der Deutsche Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ) zusammengestellt und veröffentlicht. Zuerst einmal sollten Termine telefonisch ausgemacht werden. Man sollte auch darauf vorbereitet sein, dass man nach eigener Erfahrung mit dem Corona-Virus befragt wird – also ob man erkrankt war und/oder ob das Virus in einem positiven Test nachgewiesen wurde. Falls man in (vom Gesundheitsamt angeordneter) Quarantäne lebt, muss dies auch der Zahnarztpraxis übermittelt werden, damit entsprechende Vorkehrungen zum Schutz aller Seiten getroffen werden können. Selbst wenn es keine bereits festgestellte Corona-Erkrankung gibt, muss das Praxispersonal wissen, ob typische Erkältungsanzeichen vorliegen wie Husten, Fieber, Schnupfen – und auch ein Hinweis auf Durchfall ist wichtig: All diese Symptome beispielsweise könnten auch auf eine Corona-Virus-Erkrankung hindeuten. Dass das Praxispersonal mit vielfältigen Schutzmaßnahmen bis hin zu einem Gesichts-Visier angetroffen wird, dient der Gesundheitsvorsorge aller. Das Team sieht anders aus als gewohnt. Aber man darf sicher sein: Der Zahnschmerz wird genauso gut behandelt wie immer.
Wie eine renommierte zahnärztliche Fachzeitschrift kürzlich berichtete, sprechen sich nicht nur Ärzte und Zahnärzte, sondern auch Patienten dafür aus, dass Diabetes-Typ-2 auch in der Zahnarztpraxis diagnostiziert werden sollte. Das ist das Ergebnis einer Studie an der Zahnmedizinischen Fakultät der Universität Birmingham. Ohnehin hat bereits im vergangenen Jahr eine internationale Leitlinie aus dem Bereich Medizin und Zahnmedizin mehr Zusammenarbeit von Zahnärzten und Ärzten gefordert – Hintergrund ist, dass eine Zahnbett-Entzündung (Parodontitis) nachweislich erheblichen Einfluss auf den Verlauf einer Diabetes-Typ-2-Erkrankung hat, nicht zuletzt auch im Bereich der Therapie. In der Zahnarztpraxis, die Anlauf-Stelle nicht zuletzt bei Zahnbett-Erkrankungen ist, könnten Fragebögen und Bluttests einen Hinweis auf eine Diabetes-Erkrankung ergeben und damit den Bedarf nach einer Weiterbehandlung in einer entsprechenden Fachpraxis. Eine solcherart abgestimmte Zusammenarbeit von Zahnärzten und Ärzten stuften auch die Patienten als begrüßenswert sein: Ihnen kam besonders entgegen, dass die Ergebnisse frühzeitig zur Verfügung stehen könnten.
Seit vielen Jahren erkunden Partner-Universitäten der Weltgesundheitsorganisation WHO unter anderem das Mundhygieneverhalten von Kindern und Jugendlichen – für Deutschland leistet dies das Institut für Medizinische Soziologie der Universitätsmedizin Halle/Saale. Bei der aktuellen Studie, deren Ergebnisse Anfang März 2020 veröffentlicht wurden, stellte sich heraus: Während nur jedes sechste Mädchen (befragt waren rund 4000 Schulkinder ab 5. Klasse) angab, sich lediglich einmal täglich die Zähne zu putzen, bestätigte jeder vierte Junge das nachlässige Verhalten. Das Geschlechter-Ergebnis, dass sich mehr Mädchen als Jungen die Zähne mehr als einmal täglich putzen, blieb über alle befragten Altersklassen vergleichbar. Dennoch gab es einen bemerkenswerten Unterschied: Im Verlauf der Pubertät blieb das Zahnputzverhalten der Mädchen auf dem vergleichsweise hohen Niveau, während dasjenige der Jungen mit zunehmendem Alter weiter absank. Einen bei Jungen offenbar deutlichen Einfluss auf das Putzverhalten hat der soziale Status der Familie: Während Mädchen unabhängig vom Sozialstatus des Elternhauses eine hohe Putzhäufigkeit zeigten, war sie bei den Jungen höher, je höher auch der Sozialstatus der Familie war. Insbesondere bei Jungen aus Familien mit zweiseitigem Migrationshintergrund war das Putzverhalten deutlich optimierungsbedürftig – auch im Vergleich zu Jungen aus Familien ohne Migrationshintergrund. Gibt es auch Kinder/Jugendliche, die sich überhaupt nicht die Zähne putzen? Laut Studie: Ja. Fast 4 Prozent der Jungen und 1,8 Prozent der Mädchen.
Bei einer kieferorthopädischen Behandlung geht es in der Regel darum, einen Zahn oder mehrere Zähne so in ihrer Lage im Mund zu verändern, dass schließlich eine natürliche gerade Zahnreihe entsteht und die Zähne störungsfrei zusammenarbeiten können. Für ein gesundes Gebiss ist aber nicht nur die möglichst naturgemäße Stellung der Zähne wichtig, sondern auch, dass die Zähne selbst gesund sind. Je nach kieferorthopädischer Apparatur, die für die Zahnbewegung genutzt wird, kann diese aber auch eine Belastung darstellen: In den engen Nischen und an den Kanten der Apparaturen bleiben bei nicht ganz perfekter Mundhygiene manche Zahnbelagreste, aber auch Nahrungsmittelspuren hängen und führen über die Stoffwechsel-Absonderungen der Mundbakterien zu Säure-Angriffen auf den Zahnschmelz. Hier haben sich bereits in der allgemeinen Mundhygiene Fluoride bewährt, die den Zahnschmelz wiederstandfähiger gegen diese Säureschäden machen. In einer aktuellen Studie, die vor wenigen Tagen der Mundgesundheitsinformationsdienst „proDente" veröffentlichte, wurde nun untersucht, ob gezielt eingesetzte Fluoride auch im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung sinnvoll sein können. Das Ergebnis: Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatte sowohl die Testgruppe mit einer zusätzlichen Fluorid-haltigen Mundspüllösung als auch diejenige mit zweimal täglicher Nutzung einer hochfluoridhaltigen Zahnpasta deutlich weniger Karies-Schäden am Zahnschmelz.
Wer sich in einem Drogeriemarkt oder einer Apotheke bei den Mundhygienehilfsmitteln umschaut, wird mittlerweile eine lange Reihe an Produkten finden – auch solchen, die für die Reinigung der Zahnzwischenräume vorgesehen sind. In diesen zwischen den Zähnen fast versteckten Bereichen sammeln sich gern Essenssreste, weil sie beim normalen Zähneputzen nicht erwischt wurden. So bleibt genug Nahrung für die Karies-Bakterien, die mit ihren Säuren den Zahnschmelz auflösen. Es ist also mehr als sinnvoll, sich auch mit der Reinigung dieser eher versteckten Zonen im Mund zu befassen. Die Frage ist daher berechtigt: Was hilft hier am besten? Damit hat sich auch die Stiftung Warentest befasst, die kürzlich das Ergebnis ihrer entsprechenden Untersuchung veröffentlicht hat. Und das war etwas gespalten. Als am preiswertesten und gründlichsten erwies sich die Zahnseide – aber auch als für viele Patienten schwer zu handhaben. Auch mit den Zahnseidensticks waren die Warentestler nicht wirklich zufrieden. Von allen anderen Produkten überzeugten am ehesten die kleinen „Interdentalbürstchen", die eine gute Reinigungsleistung aufwiesen. Allerdings sollte man sich auch hier vor dem Einkauf und der Nutzung in seiner Zahnarztpraxis beraten lassen: Es gibt die Bürstchen in unterschiedlicher Größe und Form, und man sollte wissen, wie man sie am besten nutzt.