Aktuelles aus der Praxis

Wenn Kinder zahnen: lieber Beißring nutzen

Wie eine britische Forschergruppe kürzlich veröffentlichte, ergab ihre Studie zu Zahnungsgels und vergleichbaren Produkten Hinweise darauf, den Einsatz dieser Artikel zur Minderung von Zahnungsbeschwerden bei Babys und Kleinkindern gut zu überdenken. Nicht nur hätten die getesteten Produkte ihr Versprechen, die Zeit des Zahnen zu erleichtern, nicht wirklich erfüllt – sie enthielten auch Inhaltsstoffe, die für die Babys und Kleinkinder als riskant erachtet werden. Unter anderem wurde in Zahnungshilfen Lidocain entdeckt, ein örtlich wirkendes Betäubungsmittel, das schwere Gesundheitsschäden bei Überdosierung hervorrufen kann. Manches Produkt enthielt Zucker und damit einen Karies-fördernden Stoff. Auch Alkohol wurde in einigen der untersuchten Hilfsmittel entdeckt, wiewohl Alkohol – abgesehen von potentiellen Gesundheitsrisiken – selbst in geringen Mengen eher schlafstörend und beunruhigend, also nicht entspannend wirke. Der Verband der britischen Zahnärzte empfiehlt daher den klassischen gekühlten Beißring als sinnvollere Lösung. Einige der in Großbritannien getesteten Produkte gibt es auch in Deutschland. Es macht daher Sinn, sich zusammen mit den Apothekern über die Inhaltsstoffe eventueller arzneiähnlicher Zahnungshilfen zu informieren.

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Lebensqualität: welche Rolle spielt Zahnersatz?

Das Thema Lebensqualität stand im Zentrum der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für AlterszahnMedizin. Dass Implantate zu dieser Lebensqualität beitragen können, daran gab es seitens der Experten keine Zweifel – wenn sie denn richtig geplant und für die richtigen Patienten ausgewählt wurden. So müsse beachtet werden, dass eine Implantatversorgung nicht für fitte Senioren geplant werde, dann aber von gebrechlichen Senioren getragen werden müsse: Bei Patienten in fortgeschrittenem Alter könnten sich die Lebensumstände und ihre motorischen Fähigkeiten in kurzem Zeitraum erheblich verändern. Die Planung müsse dies berücksichtigen und flexible Veränderungen mitbedenken. So sei es bei der schwierigen Pflegesituation kaum möglich, in Heimen lebende Pflegebedürftige mit festsitzender Implantat-Prothetik bedarfsgemäß intensiv mundhygienisch zu versorgen. Unabhängig von der Art der Prothetik müsse das Material und die Handhabung eine leichte Mundpflege ermöglichen. Funktion sei wichtiger als Ästhetik, die Versorgung müsse so geplant werden, dass in den bevorstehenden Lebensjahren möglichst keine weiteren aufwändigen Maßnahmen zumal in Narkose nötig werden.

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Aphten: Was kann man tun?

Apthen sind kleinere oder größere, in der Regel schmerzhafte und von Entzündungen begleitet Hautschäden – innen im Mund meist an der Mundschleimhaut oder der Zunge, außen vor allem im Bereich der Lippen. Sie werden als störend bis belastend empfunden – und das schon seit über 2000 Jahren: Bereits Hippokrates hat sie als lästige Erscheinung beschrieben. Insbesondere junge Menschen sind betroffen. Auf die Frage, woher die Aphten kommen, kann die Wissenschaft bis heute keine eindeutige Antwort geben. Vermutlich kommen verschiedene Umstände zusammen. Heute geht man davon aus, dass auch das individuelle Immunsystem dabei mitbeteiligt ist. Dafür haben Bakterien oder Viren als mögliche Auslöser „ausgedient" – diese Infektions-Vorstellung scheint überholt zu sein. Nach wie vor aber relevant ist die Frage der richtigen Therapie – dass hier ein Bedarf besteht, zeigen die vielen „Mittelchen", die es freiverkäuflich in den Apotheken gibt: Da die Ursachen nicht eindeutig geklärt sind, ist auch die Behandlung nicht festgelegt. Die Autoren eines Fachartikels zum Thema Aphten, der kürzlich in einer renommierten Fachzeitschrift erschien, empfehlen eine symptombezogene Therapie: Die Entzündungen sollen eingedämmt und die Schmerzen gemildert werden. Eingesetzt werden dafür antibakterielle, desinfizierende, anästhesierende und antientzündliche medizinische Mundspüllösungen – die richtige Anwendung muss unbedingt geübt werden. Oft noch hilfreicher sind Kortisonpräparate von Gel-Form bis Spray-Dosierungen. Mittlerweile zeigen auch Behandlungen mit speziellem Laser gute Erfolge.

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Zahnprothesen: oft ungepflegt

In einem längeren Beitrag in einer zahnärztlichen Fachzeitschrift berichtete kürzlich ein Zahntechniker über seine Erkenntnisse zu der Frage, warum so viele Zahnprothesen in einem stark ungepflegten Zustand in seinem Labor zur Überholung eingereicht werden. Dabei fokussierte er seine Nachforschungen auf den Bereich der Zahnprothesen von in Heimen lebenden Pflegebedürftigen – das sind ein Viertel aller rund 3,4 Millionen Pflegebedürftigen. Für diese Bewohner gilt: Es gibt zu wenig Pfleger, diese sind zudem überlastet und haben für die etwas zeitaufwändige regelmäßige Zahnpflege eigentlich gar keine Zeit. Keine Neuigkeit ist, dass eine sorgfältige Mundhygiene das Risiko für die Entwicklung einer riskanten Lungenentzündung um rund 40 % mildern kann. Werde die Prothese auch nachts getragen, sei es daher wichtig, dass sie ebenso wie der Mundraum vor dem Zubettgehen sorgfältig gereinigt werde. Eine gut sitzende Zahnersatzversorgung sei kein Luxus, sondern führe über das ermöglichte Kauen auch zu wünschenswerten positiven Entwicklungen im Gehirn. Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse, so der Autor, machten überdeutlich, dass man ältere und alte Patienten nicht „abschreiben" dürfe, sondern beispielsweise über einen Mundpflegeplan im Heim bei der Erhaltung der Kaufähigkeit und der Einhaltung von Hygiene unterstützen müsse. Derzeit haben rund 32 % aller Pflegeeinrichtungen Kooperationsvereinbarungen mit Zahnärzten.

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Implantate: mit 18 zu jung?

Ein großes Thema seit Erfindung der Implantologie ist die Frage, ob Implantate schon im Kindes- oder Jugendalter Sinn machen oder erst nach vollendetem Wachstum eingesetzt werden sollten. Ein Argument: Während Kiefer und Zahnbogen in der Kindheit und Jugend noch wachsen, wächst das Implantat nicht mit, die entstehende „Fehlstellung" muss später nachjustiert werden. Herausfordernd wird eine solche Altersbeschränkung beispielsweise bei Unfall-Patienten im jüngeren Erwachsenenalter, denn auch mit 31 Jahren, so Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden, ehemaliger Präsident der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) in einem Zeitschriften-Fachartikel, kann das Wachstum heute nicht als abgeschlossen bezeichnet werden. Bei Überprüfung der Erfolgschancen von Implantaten bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigte sich, dass bei Kindern nur in besonderen Einzelfällen zu einer Implantatlösung gegriffen werden sollte, bei Jugendlichen und auch jungen Erwachsenen (bis 31 Jahre) gebe es zwar eine gute Erfolgsquote – aber keine vollständige Therapiesicherheit. Dies, so Terheyden, müssten die Patienten und ihre Eltern wissen. Die bisher „traditionelle" Altersgrenze von 18 Jahren sei keine, an der man sich orientieren könne, zumal bei Männern und im oberen Frontzahnbereich. Hier müsse jeweils individuell entschieden und Auswirkungen auf eine nicht mehr harmonische Okklusion (Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer-Zähnen) mitbedacht werden. Betrifft die Okklusionsstörung nur die Kronenlänge, kann hier nachgearbeitet werden.

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Zahnersatz: demnächst aus eigenen Zahnkeimen?

Ein bisschen klingt es nach einem Menschheitstraum: Geht ein Zahn verloren, muss man sich nicht um Zahnersatz aus dem Dentallabor oder der zahnärztlichen Fräs- oder Druckmaschine bemühen, sondern es wächst ein „eigener" Zahn nach. Aus körpereigenen Zellen. Genau das testen derzeit Wissenschaftler der Technischen Universität (TU) Berlin. Dazu nutzen sie Zellen von gezogenen Zähnen und zwar aus der dort noch vorhandenen Pulpa, dem „lebendigen" Innenleben der Zahnwurzel. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass auch der menschliche Kiefer, wie viele andere Stellen des Körpers, selbst „nachwachsendes Gewebe" herstellen kann. Spannend wird es, wie die Zellen lernen, was sie alles bilden müssen – vom harten Zahnschmelz über seine komplette Struktur bis hin zu seiner Form, ob Frontzahn oder Backenzahn beispielsweise. Bisher geht man davon aus, dass die Zellen diese Informationen aus dem umliegenden harten und weichen Kiefergewebe erhalten. Die ersten Versuche sind durchaus vielversprechend. Allerdings ist unumgänglich, dass man ausreichend Geduld aufbringt, den Wachstumsprozess abzuwarten. Es könnte sich lohnen: Der neue Zahn ist nicht „Ersatz" mit Fremd-Material, sondern Eigen-Material, eventuelle Abstoßungsreaktionen gehen daher voraussichtlich gegen Null.

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Kieferhöhle: Entzündung durch Zähne

Auf jedem Röntgenbild eines Mundes ist die Nähe deutlich zu erkennen: Kieferhöhle und Mundhöhle sind eng benachbart. Insofern wundert es auch nicht, dass sich bei Entzündungen ein Austausch entwickeln kann. Für den Fall, dass eine zahnbezogene Entzündung oder eine zahnärztliche Behandlung zu einer „Ansteckung" der Kieferhöhle geführt hat, haben Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie kürzlich die Leitlinie aktualisiert, die Empfehlungen für die Behandlung solcher Fälle auflistet. Eine aus der Mundhöhle in die Kieferhöhle übergehende Entzündung sei sowohl hinsichtlich der Rolle der Ursachen, der Art der Diagnostik als auch bei der Wahl der Behandlung von einer Sinusitis, einer „klassischen" Nasennebenhöhlenentzündung, abzugrenzen. Die Aktualisierung dieser Leitlinie mit ihren Querverweisen auf ähnliche Erkrankungen und weitere Auslöser ist insofern kein Nebenschauplatz der Zahnmedizin, als rund 10 – 40 % aller Fälle akuter Kieferhöhlenentzündungen eine mögliche Verbindung zu Zahn-/Mundinfektionen und Folgen zahnärztlicher Behandlung zeigen.

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Suchtpatienten: Rolle der Zahngesundheit

Das Aussehen der Zähne spielt für den ersten Eindruck, den ein Mensch bei einem anderen hinterlässt, eine nicht zu unterschätzende Rolle. Drogenabhängige haben oft einen eher desolaten Zahn-Zustand, wie die Ärzte Zeitung kürzlich in einem Beitrag zu notwendiger Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Disziplinen berichtete. Helfen könnte Drogenabhängigen, zumal denjenigen, die an ein Zurück in ein geregeltes Leben denken, am besten ein solches Zusammengehen von Fachärzten für Suchterkrankungen, Allgemeinärzten, Psychotherapeuten und eben auch Zahnärzten. Bei einem Kongress für Suchtmedizin wurde gerade auf diesen Aspekt besonders hingewiesen und die große Bedeutung, die einer gesund wirkenden Zahnreihe bei diesem Schritt zukommt. Die in Suchtbehandlung besonders erfahrene Berliner Zahnärztin Kirsten Falk betonte die strategische Komponente beim Beginn einer solchen Behandlung: Die einzelnen Schritten müssten demnach der zumutbaren Belastung angemessen sein, diese Patienten seien besonders konsequent zu führen – und eine wichtige Rolle käme einem gut geschulten Personal zu. Nicht wenige dieser Patienten litten zudem unter erheblicher Zahnbehandlungsangst und auch unter Scham. Eine nachhaltige Behandlung ziehe sich über eine gewisse Vorbereitungsdauer hin und es könne nicht sofort mit Zahnersatz das optische und funktionale Problem gelöst werden. Es zeigte sich aber, dass eine gute und „vorzeigbare" Zahnsituation beim Weg zurück in geregelte Lebenswege eine stark unterstützende und motivierende Wirkung habe.  

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