Aktuelles aus der Praxis

Männer und Frauen: Unterschiede in der Zahngesundheit

Es gibt eine gute und eine weniger gute Nachricht hinsichtlich der Mundgesundheit von Frauen und Männern im aktuellen Zahnreport der Barmer Krankenkasse. Man sollte vielleicht eher sagen: Jede Nachricht hat eine gute und eine weniger gute Seite. Da die Studienleiter in diesem Jahr den Blick auf die Zeitfenster gelegt hatten, in denen ein Mitglied der Krankenkasse nicht invasiv in einer Zahnarztpraxis behandelt worden war,  ergab sich bei dem Blick auf das Geschlecht der Mitglieder, dass Männer deutlich längere behandlungsfreie Zeiten aufwiesen als die Frauen. Rund 12,5 % der Männer und nur rund 8,5 % der Frauen im Alter von 49 Jahren kamen langfristig ohne entsprechende Behandlung aus. Das bedeutet nun aber nicht – und insofern ist das für die Frauen dann doch wieder eine gute Nachricht und für die Männer eine eher weniger gute – dass die Männer einfach das bessere und gesündere Gebiss haben: Die Frauen gehen nur häufiger zum Zahnarzt und lassen frühzeitig Zahnprobleme behandeln. Was dazu führt, dass sie, was der Zahnreport bestätigt, in höherem Alter schließlich deutlich mehr eigene Zähne haben als die Männer, diese ihre natürlichen Zähne wohl aufgrund der vernachlässigten Kontrolle und Behandlung in höherer Anzahl verloren hatten.

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DMS VI: Im Oktober ging es los

Inzwischen ist es schon acht Jahre her, dass zuletzt die Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS) unter Leitung des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) den Zahngesundheitszustand der deutschen Bevölkerung erhoben hat. Bei allen Studien werden die neu gewonnenen Daten mit den zurückliegenden verglichen, um Veränderungen festzustellen. Anfang Oktober 2022 starteten die ersten Untersuchungen mit rund 5000 Teilnehmern. Weil das wissenschaftliche Level so hoch ist, ist die DMS eine auch international anerkannte und wertgeschätzte Erhebung. Vier Studienteams reisen seither durch Deutschland und untersuchen an rund 90 Orten Menschen hinsichtlich ihres zahngesundheitlichen Status, erheben aber auch sozialwissenschaftliche Faktoren wie Lebensumstände und Alltagsverhalten beispielsweise im Umgang mit Genussmitteln. Die Studienergebnisse sind ein wichtiger Teil der zahnmedizinischen Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Auf die Ergebnisse und deren sehr differenzierte Auswertung wird man noch eine Weile warten müssen – sie sind aber nicht nur informativ, sondern gestalten auch die Versorgungslandschaft mit: Als die DMS V einen deutlich erhöhten Präventionsbedarf bei Parodontitis festgestellt hatte, wurde der Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung um entsprechende Angebote aktualisiert.

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Alter der Patienten: möglicher Risikofaktor

In einem ausführlichen Fachartikel in der Zeitschrift der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) haben sich Forscher der Universität Mainz der Frage gewidmet, welche Rolle das Lebensalter der Patienten bei der Zahnersatzversorgung, besonders bei der implantologischen Zahnersatzversorgung spielt. Fest steht, dass immer mehr Menschen mit immer mehr eigenen natürlichen Zähnen ein hohes Alter erreichen. 75- bis 100-Jährige haben heute im Durchschnitt noch 10,2 eigene Zähne, die Weisheitszähne nicht mitgerechnet. Was die Mundgesundheit in höherem Alter besonders belastet, ist oft die Vielfalt der Medikamente, die sehr umfangreich sein kann – und auch sehr belastend für den Mundraum und die Kieferknochen. Angestiegen ist bei den älteren und alten Menschen der Wunsch nach Lebensqualität, nach Komfort beim Zahnersatz und auch bei dessen Ästhetik. Beachten müssen Zahnärzte bei der Planung von Implantaten neben all diesen Voraussetzungen und Erwartungen zudem den natürlichen Alterungsprozess: Die Regeneration zerstörten Gewebes ist deutlich reduziert, der Knochenabbau beispielsweise deutlich verstärkt im Vergleich zu jüngeren Menschen. Wird einem älteren oder alten Patienten also ein erkrankter oder zerstörter Zahn entfernt und soll an dessen Stelle in Zukunft ein Implantat den geplanten Zahnersatz tragen, geht immer auch Mund-Gewebe verloren, das für Stabilität der neuen Prothetik-Lösung sorgten sollte: Stabilität zu erhalten oder Wiederherzustellen ist daher eine wichtiger Punkt bei der Behandlungsplanung. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass das Alter eines Menschen für eine Implantatversorgung kein Hinderungsgrund ist – die Behandlungsplanung aber viele verschiedene Faktoren für ein altersgerechtes Konzept berücksichtigen müsse.

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Zahnschmelz-Defekte: Gen-Netzwerk verantwortlich

Der Zahnschmelz ist das härteste Material im Körper – was aber keineswegs bedeutet, dass er besonders robust und unzerstörbar ist. Bekannterweise reichen die Säuren, die Mundbakterien im Zahnbelag beim Stoffwechsel produzieren, aus, um die Zahnschmelzoberfläche aufzulösen wie Zitronensaft eine Marmorplatte. Aber auch von innen gibt es zahlreiche Faktoren, die zu Zahnschmelz-Defekten führen können: Eine Schweizer Wissenschaftlergruppe hat kürzlich herausgefunden, dass Gene verantwortlich sein können. Das Molekül mit der eingängigen Bezeichnung Adam10 steht in Zusammenhang mit Schmelzbildungsstörungen, aber auch mit Krebs oder Schlaganfall. Wenn Adam10 mutiert, sich also fehlentwickelt, führt dies zu einer Störung der Amenoblasten, einem nur in den Zähnen vorkommenden Protein, das für die Zellbildung des Zahnschmelzes sorgt: Sowohl die Struktur des Zahnschmelzes als auch seine mineralische Zusammensetzung sind dadurch verändert. Die Erkenntnisse helfen dabei, so das Wissenschaftler-Team, die Entwicklung zu verstehen und neue Ansätze für die Behandlung solcher Schmelzstörungen zu entwickeln.

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Ost versus West: Mundgesundheitsunterschiede schrumpfen

Während bei früheren Studien zur Mundgesundheit der deutschen Bevölkerung immer wieder deutliche Unterschiede zwischen Menschen aus den westlichen und den östlichen Bundesländern beobachtet wurden, haben sich inzwischen die erhobenen Daten eher angeglichen. Das zeigte ein Nebenergebnis des Barmer-Zahnreportes 2022, der vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde. Die Studienleiter stellten fest, dass die behandlungsfreie Zeit bei den im Osten Deutschlands lebenden Menschen im Durchschnitt nur noch zehn Monate im Jahr 2020 im Vergleich zu 12 Monaten im Jahr 2012 betragen und sich somit verbessert habe. Zudem zeige sich, dass der Mundgesundheitszustand sich zunehmend angleiche: Dies sei möglicherweise auf das sich angleichende Mundgesundheitsverhalten bei der nach der Wende in Deutschlands Osten aufgewachsenen Bevölkerung zurückzuführen. Allerdings gebe es starke individuelle Unterschiede: Während im Durchschnitt in Hamburg die Zeitspanne ohne invasive zahnärztliche Behandlung bei den Zwanzigjährigen bei 4,5 Jahren gelegen habe, sei für das Land Thüringen ein Wert von nur 3,3 Jahren ermittelt worden.

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Nachhaltigkeit: großes Thema in der Zahnarztpraxis

Was im Alltagsleben immer mehr Angebote und Nachfrage findet, ist auch in den Zahnarztpraxen ein steigendes Thema: nachhaltige Produkte und nachhaltiges Verhalten. Während im Praxisbüro und der Verwaltung durch Digitalisierung und Verwendung von Recyclingprodukten bereits seit längerem einiges erreichbar ist an weniger Umweltbelastung, gibt es inzwischen auch im Behandlungsraum immer mehr Möglichkeiten. Einige sind auch für die Patienten relevant, denn auch sie können dazu beitragen, dass beim Thema Zahn- und Mundgesundheit die Umwelt weniger belastet wird. Beispielsweise wies kürzlich ein zahnärztliches Journal darauf hin, dass man zur Kontroll- und/oder Prophylaxe-Sitzung seine eigene Zahnbürste mitbringen könnte – das reduziere den Verbrauch von Einmalzahnbürsten in der Zahnarztpraxis deutlich. Neben den traditionellen Zahnbürsten aus Plastik gibt es auch immer mehr kunststoff-freie Alternativ-Angebote. Während frühere Studien darauf verwiesen hatten, dass Borsten aus Naturstoffen nicht den Hygienestandards an Keimfreiheit entsprachen, gibt es aber bei der Zahnbürste selbst alternative Angebote wie beispielsweise aus Bambus, der leichter abbaubar ist als Plastik. Auch auf die Verpackung sollte mehr geachtet werden, so das Journal. Nachhaltigkeit sei eine Gemeinschaftsaufgabe und würde auch durch gemeinsame Erfahrungen und Anregungen weiterentwickelt.

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Prothesenunverträglichkeit: Nicht immer nur Mundpilz

Nicht alle Menschen vertragen ihre herausnehmbare Zahnprothese ohne Probleme: Je nach Zusammensetzung des Mikrobioms im Mundraum, also der Ansammlung von unterschiedlichen Keimarten, haben manche Menschen mehr mit Infektionen zu kämpfen als andere mit einem günstigeren Mikrobiom. Und, auch das wurde in einem Fachbericht einer zahnärztlichen Zeitung vor ein paar Wochen deutlich, nicht alle Mundgewebe-Infektionen im Zusammenhang mit Zahnersatz werden, wie viele Menschen denken, von Mundpilzen wie dem Hefepilz Candida albicans ausgelöst. Eine sogenannte Prothesen-Stomatitis ist besonders unangenehm, weil sie dazu neigt, chronisch zu werden, zudem kann sie zu schmerzhaften Empfindungen führen. Wie neuere Studien zeigen, ist vor allem die Zusammensetzung der Keimbelastung im Mund und auch die Interaktion innerhalb der Keimgruppen der wichtigste Auslöser für diese unangenehme Prothesen-Begleiterscheinung: Ist das biologische Gleichgewicht gestört, kann sich rasch eine Entzündung des Gewebes bilden. Was die Studien auch gezeigt haben: Während es bei Vollprothesen nur eher wenig Keimfamilien sind, die sich im Biofilm nachweisen lassen, ist deren Anzahl bei Teilprothesen deutlich erhöht und weist eine viel größere Bandbreite an unterschiedlichen Arten auf. Diese Keimfamilien entstehen im gesamten Mundraum, sind aber mit der üblichen Mundhygiene gut zu stabilisieren. Unter Zahnersatz, zumal bei Teilprothesen, ist dieser Biofilm vor der Mundhygiene aber geschützt und kann sich entsprechend intensivieren.

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Zahnreport: Zahngesundheit wird immer besser

Der alljährliche Zahnreport der Barmer Krankenkasse widmete sich in diesem Jahr der Zahngesundheit mit Blick auf den Mundgesundheitszustand in verschiedenen Altersklassen, veröffentlicht wurde er im Oktober dieses Jahres. Die Zusammenfassung ist sehr erfreulich: In jungem und mittlerem Lebensalter wird die Zahngesundheit der Deutschen immer besser. Das jedenfalls schließt das Studienteam aus den Krankendaten ihrer Mitglieder und zwar insofern, als sie nicht in Anspruch genommene Behandlungen auswerteten: Wenn jemand keine Wurzelbehandlung oder Zahnfüllung erhalten hat, hat er oder sie wohl auch keine benötigt. Geschaut wurde auch, wieviele Monate jemand ohne invasive zahnärztliche Therapie ausgekommen ist. Bei den Zwanzigjährigen stieg diese Zeitspanne zwischen 2012 und 2020 um immerhin sechs Monate an und beträgt aktuell insgesamt 4,4 Jahre. Auch bei den doppelt so alten Menschen hat sich die Spanne verlängert, hier um rund drei Monate auf nunmehr insgesamt 1,9 Jahre. Weniger motivierend sind diese Zahlen für die 60-Jährigen in der Bevölkerung: Bei ihnen wurden im Schnitt alle 1,6 Jahre eine invasive Behandlung notwendig und diese Quote hat sich nur minimal verbessert. Allerdings benötigten in dieser Altersgruppe in den Jahren 2012 – 2020 immerhin rund 12 % gar keine invasive Therapie in der Zahnarztpraxis. Die präventionsorientierte Zahnmedizin zeige deutliche Erfolge, bewertet die Barmer die Studienergebnisse, es sei aber wünschenswert, dass hier noch mehr vorbeugende Maßnahmen in Anspruch genommen würden und noch weniger Behandlungsbedarf entstehe.

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