Aktuelles aus der Praxis

Mundgesundheit und Pflege: spezielle Arbeitsgemeinschaft

Nicht nur die allgemeine Versorgung von pflegebedürftigen Menschen ist eine große gesellschaftliche Herausforderung: Auch die Mundgesundheit ist eine Aufgabe, die in der knappen Zeit, die dem Pflegepersonal zur Verfügung steht, oft nicht in notwendigem Ausmaß betreut werden kann. Bereits vor zwei Jahren hat sich daher in Bayern eine spezielle Arbeitsgruppe gebildet und die Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Mundgesundheit in der Pflege (LAGP) gegründet. Vor Kurzem nun hat sich der Beirat des Projektes, das unter Schirmherrschaft des Staatsministers für Gesundheit und Pflege steht, konstituiert. Die LAGP arbeitet beispielsweise mit der „Mobilen Zahnarztpraxis" zusammen, die vor Ort Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderungen zahnärztlich versorgt. Im Beirat arbeiten Zahnärzte, betroffene Bürger und speziell geschulte Pflegekräfte zusammen. Die Arbeitsgemeinschaft engagiert sich zudem in der Fortbildung zu ihrem fokussierten Themengebiet. Um die Arbeit auf breite Schultern zu verteilen und entsprechend Unterstützung anbieten zu können, sind die Bayerische Landeszahnärztekammer, die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayern, die AOK Bayern und die Vereinigung der Pflegenden als Partner mit in das Projekt involviert. Eine gute Mundgesundheit sei nicht nur aus medizinischen Gründen wichtig, so die LAGP, sondern erhöhe auch deutlich die Lebensqualität.

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Diabetes: öfter Kontrolle in der Zahnarztpraxis

Aus Anlass des Weltdiabetestages am 14. November wies der Mundgesundheits-Informationsdienst proDente auf den erhöhten Kontroll-Bedarf der Mundgesundheit von Diabetikern hin. Auch der Blutzuckerwert müsse immer gut eingestellt sein – ist er erhöht, steit oft auch das Entzündungsrisiko des Körpers. Das betrifft auch den Mundraum: Insbesondere bei falsch oder ungünstig eingestelltem Diabetes kann sich das Zahnfleisch und das Zahnbett entzünden, eine Parodontitis entsteht. Ist das Gewebe des Zahnhalteapparates infiziert und erkrankt, bildet es sich nach einiger Zeit zurück, der Zahn verliert seinen Halt und kann verloren gehen. Die Statistik hält fest, dass Menschen mit Zahnbettentzündung im Durchschnitt mehr Zähne verlieren als Menschen mit gesundem Mundraum. Die schlechte Nachricht hat aber auch eine gute Seite: Die ungesunde Entwicklung kann oft gestoppt werden, wenn der Blutzuckerspiegel wieder korrekt eingestellt ist. Wie der Mundgesundheits-Informationsdienst weiter berichtet, kann eine Parodontitis, zumal bei ungünstigem Verlauf, auch auf einen bisher nicht erkannten Diabetes hinweisen: Eine engmaschige Kontrolle in der Zahnarztpraxis ist insofern in vielerlei Hinsicht sinnvoll.

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Kieferorthopädie: auch bei Parodontitis möglich?

 Aufgrund der hohen Verbreitung der entzündlichen Zahnbetterkrankung „Parodontitis" in der Altersgruppe der Erwachsenen in unserer Bevölkerung, aber auch wegen der oft mehrjährigen Behandlungsdauer stellt sich die zahnmedizinische Wissenschaft immer intensiver der Frage, welche Behandlungsverfahren trotz Bestehens einer Parodontitis möglich sind. Beispielsweise: Sind kieferorthopädische Verfahren, deren Hauptwirkungsbereich der Kieferknochen und das Zahnbettgewebe ist, bei entzündlichen Umständen überhaupt sinnvoll? Ein klares Ja gab es dazu bei der zurückliegenden Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie: Eine entsprechende Behandlung ist nicht nur möglich, sondern sogar oft sehr hilfreich. Beispielsweise können mit kieferorthopädischen Verfahren Zähne, die aufgrund der parodontalen Schädigung gelockert sind oder erste größere Lücken aufweisen, abgestützt und erhalten werden – jedenfalls dann, wenn die Parodontitis bereits gut im Griff ist und eingedämmt wurde. Kieferorthopädie kann also ein wichtiger Baustein sein, die Zähne von Parodontitis-Patienten länger als ohne eine solche Versorgung zu erhalten als Teil eines zunehmend wieder gesünder werdenden Mundraumes.

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Implantate bei Senioren: Befund besonders wichtig

Je länger die Menschen leben, um so länger sind sie auch darauf angewiesen, ihre Ernährung auf natürlichem Weg – über das Kauen – zu sich nehmen zu können. Zudem, das zeigen viele Untersuchungen, ist Freude am Essen ein wichtiger Faktor für Lebensqualität. Auch das Sprechen und nicht zuletzt eine gesunde Gesichtsmuskulatur durch natürliche Kaubeanspruchung ist für den sozialen Kontakt und das eigene Wohlbefinden elementar. Insofern ist es enorm wichtig, dass sich die Zahnärzteschaft Gedanken macht, wie sie älter und alt werdenden Menschen lebenslang Zahngesundheit und im Falle der Notwendigkeit zuverlässigen gebrauchssicheren Zahnersatz ermöglichen kann. Dabei rücken Implantate immer mehr in den Fokus, weil sie bei passenden Voraussetzungen zu einem naturähnlichen Halt des Zahnersatzes führen und rutschende oder wackelnde Prothesen vermeiden helfen können. Der Knackpunkt sind dabei: die passenden Voraussetzungen. In einem Fachartikel eines Zahnärztejournals verweisen die Autoren daher auf die dringende Notwendigkeit eines sehr ausführlichen Befundes, wie es dem Patienten nicht nur hinsichtlich seiner Mundsituation geht, sondern auch seiner Allgemeingesundheit, ob er beispielsweise regelmäßig Medikamente nimmt oder vielleicht an einer Stoffwechselstörung oder an chronischen Entzündungen leidet. Auch muss vor einer Implantat-Behandlung gesichert sein, dass der ältere bzw. alte Patient noch längere Zeit mit der Zahnersatz-Lösung gut umgehen kann. Studien zeigen, dass das Alter an sich keinerlei Hinderungsgrund für eine sehr langlebige Implantatversorgung ist und der Zeitraum, in dem die Implantate ihre Aufgabe erfüllen, demjenigen jüngerer Menschen entspricht.

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Molekularbiologie: Parodontitis-Preis für Moos-Studie

Ein spannendes Aufgabenfeld haben sich Wissenschaftler der Universität Halle vorgenommen: Sie untersuchen biologische Stoffe auf ihre Wirksamkeit gegen Parodontitis zwischen Vorbeugung und Behandlung. Für eine ihrer Arbeiten wurden sie nun bei der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie ausgezeichnet: Untersucht wurden verschiedene Moosarten dahingehend, ob und in welchem Maße sie eine antibakterielle Wirkung auf die Haupt-Bakterienfamilien ausüben, die für Entstehung und Intensivierung der bakteriellen Zahnbettinfektion Parodontitis verantwortlich sind. Die Universität und angegliederte Forschungseinrichtungen haben sich auf die molekularbiologische Identifikation von Parodontitis-Markerkeimen spezialisiert sowie auf die Indentifikation entzündungshemmender Stoffe aus der Natur, beispielsweise Beifuß und bestimmte Rosen-Gewächse. Ziel sind Wirkstoffe, die den Verbrauch von Antibiotika reduzieren helfen. Moos hat in der Naturheilkunde eine lange Geschichte und wird dort, beispielsweise als Moossalbe, keimtötend eingesetzt, auch als Wundverband findet Moos in der Naturheilkunde Anwendung. Die neue Studie an der Universität Halle zeigt auf, dass dies ein interessanter und weiter zu verfolgender Ansatz ist, um antientzündlichen Medikamenten mit Resistenzrisiko wie Antibiotika eine Alternative zu bieten.

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Kieferorthopädie: immer mehr Thema für Erwachsene

Der Ende September in Berlin veranstaltete Kongress der wissenschaftlichen Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) widmete sich unter anderem einer besonderen Patientengruppe, an die man bei „KfO" zuerst gar nicht denkt: den Erwachsenen und auch den Senioren. Einerseits ist dafür die gesellschaftliche Entwicklung relevant: In weniger als zehn Jahren wird die Altersgruppe der 65- bis 70-Jährigen die größte Gruppe in der Bevölkerung sein. Andererseits hat die Kieferorthopädie bereits seit vielen Jahren biologische und technische Entwicklungen im Bereich der direkten oder begleitenden Behandlung von Erwachsenen vorweisen können, die die Behandlungsvielfalt deutlich erweitert haben. Für die Fachwelt war die Thematik daher nicht wirklich „neu". So intensiv und auch fach-kritisch wie bei diesem Kongress sind die Themen allerdings selten vermittelt worden. Beispielsweise ging es um die Frage, wie sich eine Zahn- oder Kieferumstellung bei Erwachsenen oder Senioren auswirkt, die im Rahmen ihrer Allgemeinerkrankung Bisphosphonate einnehmen: Diese Medikamente hemmen die Neubildung von Knochenzellen. Kieferorthopädie arbeitet aber – vereinfacht gesagt – beim „Verschieben" eines Zahnes mit eben der Zellerneuerung: Beim Wandern werden Zellen „auf dem Weg zum Ziel" durch den ausgeübten Druck zerstört, und hinter dem wandernden Zahn entstehen neue Zellen, die den Bereich wieder auffüllen: Schließlich verfestigt sich das Zahngewebe. Neben vielen kritischen Hinweisen, worauf bei der Behandlung von Erwachsenen und Senioren zu achten ist, wurde dennoch deutlich, dass kieferorthopädische Verfahren die Kaufähigkeit der älter werdenden Menschen deutlich verbessern können.

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Parodontitis: Familien-Studie

Üblicherweise entwickelt sich eine Parodontitis, eine entzündliche Zahnbetterkrankung, im Erwachsenenalter, und es gibt auslösende Faktoren, die diese Entzündung zu einer „erworbenen" machen: Rauchen, nicht wirklich ausreichende Mundhygiene, manchmal auch spezielle Medikamente und vieles andere mehr. Tritt eine solche Zahnbettentzündung aber in jungen Jahren, in Kindheit und Jugend auf, sind oft andere Faktoren ausschlaggebend. Um hier mehr Klarheit zu gewinnen, hat kürzlich eine Studie fünf Familien einbezogen, die Kinder im Alter zwischen 3 und 18 Jahren haben mit einer bereits stark entwickelten Parodontitis. Besonders im Blickpunkt lagen dabei die genetischen Besonderheiten der betroffenen Kinder. Es hat sich gezeigt, dass es verschiedene genetische Mutationen gibt, die mit der Schwere der jugendlichen Zahnbettinfektion in Verbindung stehen. Was sich nicht ergeben hat: dass es die eine Mutation gibt, an der man mit entsprechenden Behandlungsverfahren ansetzen könnte. Die Genveränderungen betrafen sehr unterschiedliche Bereiche und führten zu entsprechend unterschiedlich schädlichen Folgen für die Entwicklung und das Voranschreiten der chronischen Infektion – und das nicht nur in den verschiedenen getesteten Familien, sondern auch zwischen den betroffenen Kindern derselben Familie. Damit sind neue und wichtige Erkenntnisse gewonnen, aber bisher noch keine deutlichen Verbesserungen von Vorbeugung und Behandlung für diese Altersgruppe.

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Brustkrebs: Speicheltest zur Früherkennung

Zur Frage, ob und wie geeignet Speicheltests sind, um frühzeitig einen beginnenden Brustkrebs zu erkennen, gab es bereits mehrere, sehr verschieden angelegte Studien. Nun hat eine internationale Wissenschaftler-Gruppe einige dieser Studien gemeinsam betrachtet (Meta-Analyse) mit dem speziellen Fokus auf die Genauigkeit der Testergebnisse. Preisgünstige und auch einfach – ohne Eingriff – anwendbare Testverfahren sind insofern wichtig, da viele Lebensumstände wie Kultur, soziale und auch wirtschaftliche Situation betroffenen Frauen eine entsprechende Untersuchung oft erschweren.  Die Meta-Studie hat erfreulicherweise ergeben, dass deutlich über 70 % aller beginnenden Brustkrebserkrankungen deutlich erkannt werden konnten. Hier spielen sogenannte Biomarker im Speichel eine wichtige Rolle, die allerdings eine bestimmte Konzentration benötigen, um zuverlässige Ergebnisse zu liefern. Hier ist noch weiterer Forschungs- und Entwicklungsbedarf notwendig, da neben der hohen Nachweis-Qualität der bisher verfügbaren Testverfahren auch erkennbar wurde, dass ein negativ ausgefallener Test nicht Krebsfreiheit sichert: Rund 40 % aller Patientinnen mit negativ ausgefallenem Speicheltest hatten eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass dennoch eine Brustkrebsentwicklung bei ihnen vorhanden ist. Als Gesamtergebnis urteilen die Wissenschaftler, das trotzdem die bereits bestehenden Produkte vergleichsweise gut als unterstützende Früherkennungsmaßnahme geeignet sind, um unter allen Getesteten Erkrankte leichter zu entdecken.

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